Thomas Rietzschel / 12.03.2015 / 15:07 / 0 / Seite ausdrucken

Räuber Hotzenplotz und seine Pudel

Undank ist der Welt Lohn. Da haben sie nun so lange Schmiere gestanden, während der Räuberhauptmann aus Moskau den großen Bruch machte, haben der Welt erklärt, dass der Schein trüge, dass es keine stichhaltigen Beweise gäbe, die es erlaubten, Väterchen Putin als Anführer dingfest zu machen, und dann dies: Kaum dass er sich der Beute sicher ist, erklärt der Hotzenplotz aus dem Kreml der Welt seinerseits, natürlich sei er es gewesen, der den Plan ausheckt und seiner Bande befohlen habe, den Ukrainern die Krim zu rauben.

Fröhlich pfeift er auf seinen guten Ruf, für den sich ganz besonders Kanzlerin Merkel, die mütterlich Besorgte,  und ihr außenpolitischer Bänkelsänger Frank-Walter Steinmeier einsetzen, unermüdlich seit Jahren. Wir erinnern uns noch gut an die Bestürzung, mit der sie sich fragten, wo denn all die Panzer und Soldaten herkommen könnten, die die Krim vor einem Jahr überrollten. Als sich Putin dann bereit erklärte, das Chaos zu ordnen, indem er die Krim unter seine politischen Fittiche nahm, wurde der Fall schnell zu den Akten gelegt, die Suche nach dem Rädelsführer nicht de jure, aber de facto eingestellt. Das Thema hatte sich erledigt. Hauptsache, man durfte weiter mit den Ganoven reden, ohne sie als solche ansehen zu müssen.

Da die Okkupanten ohnehin keine Hoheitszeichen auf der Stirn getragen hatten, ihnen auch kein Budjonny mit wehendem Banner vorangeritten war, konnte alle weiteren Überlegungen zur russischen Beteiligung am ukrainischen Bürgerkrieg doch nur dem finsteren Geist amerikanischer Verschwörungstheoretiker entsprungen sein. Noch vor wenigen Tagen musste sich der Vier-Sterne-General Philip Breedlove, seines Zeichens Nato-Oberbefehlshaber in Europa, von Berlin öffentlich abkanzeln lassen, weil er es gewagt hatte, von einem forcierten Aufmarsch russischer Truppen in der Ostukraine zu sprechen. Im Kanzleramt war, wie Spiegel online meldete,  von „gefährlicher Propaganda“ die Rede; der deutsche Außenminister intervenierte gegen den Verbündeten beim Nato-Generalsekretär. Er warnte vor einer übertriebenen Darstellung der militärischen Rolle Russlands im Ukraine-Konflikt.

Da mag er freilich noch nicht geahnt haben, dass Vladimir Putin etwa zur gleichen Zeiten die Tassen vor laufender Kamera zurechtrücken könnte, indem er ganz selbstverständlich die Verantwortung für die Besetzung der Krim übernahm. Wer denn sonst sollte eine so große Entscheidung gefällt und den Befehl gegeben haben? Diesen Eintrag in die Geschichtsbücher wird sich einer wie er von niemandem streitig machen lassen, schon gar nicht von den politischen Adabeis an der Spree.

Sie haben ihre Schuldigkeit getan, die begossenen Pudel, die seit Monaten den Kremlboss schwanzwedelnd umkreisen. Der Machtpolitiker hat sie wie nebenher bloßgestellt und im Regen stehen lassen. Auf die nächste Dusche, die nächste Enthüllung aus dem Kreml, dürfen sie sich schon jetzt gefasst machen. Sobald er die Ukraine oder wenigstens deren Osten wieder fest im Griff hat, wird uns Putin wissen lassen, wie er auch diesen Vormarsch militärisch geplant und befehligt hat - ganz anders vermutlich, als es sich Frank-Walter Steinmeier vorstellen will.

Aber vielleicht ist der Außenminister dann ja auch schon eine Runde weiter, aufgestiegen zum Bundespräsidenten und damit ohnehin nur noch zuständig für den Glauben an das Gute im Menschen.

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