Finger weg von Radio und TV! Es wird gelogen, daß sich die Balken biegen. Die eleganteste aller Lügen ist natürlich das Weglassen, was einem eine “alles ist in Ordnung - nur weiter so” - Welt vorgaukelt. Ist einem gelungen, irgendwo eine scheinbar unpolitische Nische zu finden, so wird man auf eine dreiste Art mit Werbung belästigt. Letztlich ist alles nur noch Dauerwerbung mit eingesprenkelten Spielmfimschnipseln aus der Konserve. Ekel und Abscheu!
Was bin ich damals, in der DDR, auf Hausdächern herum geturnt, nur um Antennen für alle möglichen Sender (viele davon selbst gebaut) zu Installieren. Zum Teil war es gefährlich, denn es waren hohe Großstadt-Häuser, aber es hat sich gelohnt. Ich hatte fast alle Sender, die damals “angesagt” waren, empfangen. Wenn ich gewusst hätte, das ich eines Tages mal all diesen Sendern den Rücken kehren würde und absolut meide, das wäre kaum zu Glauben. Doch nun ist es tatsächlich so, völlige Funkstille. TV und Radio heute nur noch unerträglich. Ohne dieses Gesudel lebe ich bedeutend ruhiger. Musik habe ich selbst mehr als genug und Filme auch. Die Lügen und das Systemtreue Gelaber kann ich mir schenken. Aber wem es interessiert, es gibt eine Seite im Netz, ein “Radio-Archiv zum Nachhören”, Die drei bekannten “W’s” für das Web, rias1 und nach dem Punkt noch die zwei Buchstaben für Deutschland. Das ist das rias1 radio archive “Airchecks”. Dort sind fast alle Sender, die es mal in Deutschland West und Ost gab, aufgeführt (vom “Deutschen Soldatensender”, “Rias1 un 2”, “Radio Luxemburg” bis zum “Deutschlandfunk” und dem ehemaligen Deutschlandsender”, der später dann “Stimme der DDR” hieß”) und man kann auch in viele alte Originalsendungen reinhören. Sehr interessant. Dort kann man in Erinnerungen schwelgen. Gerade für die Älteren Jahrgänge eine schöne Ablenkung. Selbst die Senderkennungen und “Jingles” sind teilweise abspielbar. So lässt es sich einmal dem aktuellen Polit-Irrsinn für eine Weile zu entfliehen. Gut für die Nerven.
Ich habe hier einen neuen Ausdruck kennengelernt, der m.E. die Ausdrucksmöglichkeiten unserer Sprache den neuen Gegebenheiten adäquat anpasst: wegfaesern!
Sehr geehrter Herr Quencher, danke für Ihren Beitrag, erinnert er mich doch an meine Jugend- und Studentenzeit sowie die ersten Jahre des Einstiegs in das Berufsleben in Leipzig, Dresden, Berlin und wieder Dresden. Ich kenne damit bestimmt alle Varianten des Westempfanges. Den weitgehend problemlosen West-TV- dank überlanger Yagi Antenne auf dem Dachboden und relativ mühelosen Westradioempfang in Leipzig, wo ich auch die FDJ-Aktion zum Abbau der Antennen auf den Dächern erlebte. Sie endete in meinem Viertel mit dem, im wahrsten Sinne des Wortes Absturz, eines FDJ-Aktivisten, welcher sich am isolierten, offenen Dipol einen 220V-Schlag einfing, weil der Besitzer der Antenne das zweipolige Flachbandkabel mit einem Schukostecker versehen und in die Steckdose gesteckt hatte. Ihm konnte kein Vergehen nachgewiesen werden, hatte er doch nach dem Absturz flugs den alten Zustand wiederhergestellt und der FDJ-Nick konnte sich an nichts erinnern. Dann der Hammer in Dresden, wo in meiner Studendenbude im Zentrum der Stadt nur schwer Westradio, meist DLF zu empfangen war. Nach Studium Umzug nach Berlin in eine Altbauwohnung im Hinterhof, ca. 100m vom Grenzübergang Chausseestraße und Walter-Ulbricht.Station - heute steht dort die BND-Zentrale (!) - , wo man nach entern des Fensterbrettes in der Küche einen Blick auf die Brache des ehemaligen Nordbahnhofes und die weit entfernte, weiß angestrichene Mauer mit Aussichtsturm auf der Westseite hatte. Im dem Altbauviertel wohnten überwiegend Urberliner und so war es Normalität, daß im Sommer aus den weit geöffneten Fenstern ab 9:00 Uhr lautstark RIAS mit Lord Knuds “Evergreens à Go-Go” zu hören war. Keiner störte sich daran, nicht einmal die Grenzer bei ihren Kontrollgängen im Hinterhof. Wahrscheinlich hörten sie auf ihrem Wachturm am Grenzübergang auch die Sendung. Mit neuerlichem Umzug nach Dresden wieder bis zum Dezember 1990 im “Tal der Ahnungslosen”, erwiesen sich dann die Dresdner im Herbst 89 als gar nicht so ahnungslos!
Ab Sommer 1989 habe ich über Kurzwelle Radio Moskau (deutsch) gehört. Da Kurzwelle schlechte Radioqualität ist/war, hing ich wie ein Deutscher vor dem Volksempfänger beim Hören von BBC (deutsch).
@George Samsonis: Deswegen habe ich schon seit mindestens zwei Jahrzehnten aufgehört mir Spielfilme im Fernsehen anzuschauen. Die Werbung nervt extrem, aber auch die meisten Filme selbst sind derart mit der Schere verstümmelt worden, das sogar ganze Sequenzen raus geschnitten wurden und der Film z.T. keinen richtigen Zusammenhang mehr hat. Da werden groß Filme (sogenannte “Blockbuster”) angekündigt um die Zuschauer vor die Glotze zu holen, dann nach Belieben geschnitten, nur um sie dann mit Werbung vollzustopfen. Wenn man den Film “im Ganzen” kennt merkt man sofort wo etwas fehlt. Das tue ich mir nicht mehr an. Es lohnt nicht.
Es war schon immer so: Es gibt die, die herrschen, das sind wenige. Dann solche, die die Herrschenden gut finden, die, denen sie Wurst sind, und die, die dagegen sind. Würde sagen: 10:80:10. Und so spiegelt es sich auch im Medienkonsum wieder.
Haltet euren Ausweis für Deutsch Sowjetische Freundschaft bereit. Wir als ehemalige DDR-Bürger sind dann klar im Vorteil!
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