Sehr geehrter Herr Sarrazin, es wird Sie überfordern, aber letztlich steckt Kyrill mit seinem Minderwertigkeitsgefühl dahinter, deshalb, weil Andreas die Verklärung nicht gesehen hat.
Das einzige, was ein wenig Hoffnung macht für den Westen, nicht für die Ukraine, ist, dass Putin die Kategorie des Feindes wiederbelebt. Die Träumer werden weniger werden und die “Normalos” werden die Dinge in die Hand nehmen. Das ist zumindest eine denkbare Möglichkeit. Das Problem des Westens ist doch weniger Putin als seine eigenen Eliten. Einmal ganz ketzerisch gefragt: Was wäre aus Spanien und Frankreich und ihren Volksfrontregierungen in den 30er Jahren geworden, wenn nicht ...?
Sarrazins Ansicht, dass man der Moskauer Führung zunächst einmal ein rationales Vorgehen unterstellen darf, ist ein erheblicher Fortschritt gegenüber der Darstellung “Putins” als der Realität entrücktem Diktator, wie sie sich leider auch bei einigen alternativen Medien findet. Skeptisch bin ich jedoch immer dann, wenn jemand statt mit Argumenten mit Füllwörtern wie “eindeutig” und “offenbar” hantiert - dahinter mag eine persönliche Überzeugung stehen, eine Beweisführung ersetzt es freilich nicht. Wir wissen letztlich nicht, wie weit genau Russland gehen will, aus dem Vorgehen im Raum Kiew würde ich erst einmal nur den Schluss ziehen, dass man die Regierung stürzen, nicht aber zwingend die ganze Ukraine kassieren will - was wäre auch der Gewinn für Russland dabei? Der Bezug zum Zarenreich folgt dem beliebten Muster, dass es bestimmte politisch Handelnde zur Restauration drängt. Dass sie möglicherweise ganz eigene Vorstellungen von der Gestaltung ihres Machtbereichs haben, wird dabei ignoriert. Vor allem aber handelt “Putin” nicht allein - er steht lediglich an der Spitze der Mächtigen in Russland und wird von ihnen so lange unterstützt, wie er ihre Interessen bedient, und das sind neben politischer Autonomie vor allem wirtschaftliche. Kein Autokrat agiert wirklich allein - wie sollte er es auch können? Ohne sich die Unterstützung von Industrie und Militär gesichert zu haben, kann “Putin” gar nichts unternehmen. Daher sollte aus meiner Sicht die Frage sein, welche insbesondere wirtschaftlichen Interessen hier im Spiel sind, zumal Moskau klar war, dass die Invasion in der Ukraine heftige Gegenreaktionen der westlichen Handelspartner nach sich ziehen würden. Dazu habe ich bisher noch keine intelligente Analyse gelesen.
Hätte man seinerzeit die Ukraine un die NATO aufgenommen, stünde die Welt jetzt am Rande des Atomkrieges.
Woher weiß der Autor, dass die Entscheidung, die Ukraine 2008 nicht in die NATO aufzunehmen, ein Fehler war? Vielleicht war es ja die Ankündigung, es jetzt zu tun. Hätten die Amerikaner auf einen Versuch des Warschauer Pakts, Mexiko oder Kanada aufzunehmen, anders reagiert? Ein Fehler war es allerdings, Rußland nie als gleichberechtigten Partner, sondern immer als Energie-liefernden Paria zu betrachten, der ansonsten draußen vor der Tür bleiben muß. Als man in den 90ern die Visa-Pflicht für Polen, Ungarn, etc… abschaffte, warum war Rußland da außen vor? Die Abwanderung junger Menschen hätte in Rußland großen innenpolitischen Druck erzeugt, sich anzupassen. Dass Putin einen weiteren Feldzug plant, halte ich für unwahrscheinlich. So wie seine Armee sich eine blutige Nase holte, indem sie es in 3 Wochen nicht geschafft hat, Kiew einzunehmen, wäre ein weiterer Feldzug gen Westen politischer wie militärischer Selbstmord, zumal Rußland ja noch ein paar andere zu verteidigende Grenzen hat. Das derzeitige Kriegsgeschrei, in das auch der Autor einstimmt, ist absurd. Ein paar zuverlässige, eigenständige Panzerabwehrraketen bzw. ein Haufen entsprechende Drohnen, die eine Panzerkolonne Altmetall verwandeln können, sollten zur Abschreckung genügen. Im übrigen ist Putin 69 Jahre alt und sieht nicht wirklich gesund aus. Ein paar Jahren ist der Spuk vorbei. Auch die Sanktionen haben schon Wirkung. Auf Porsche und IPhone kann man vielleicht verzichten, aber wenn in Kürze im riesigen Rußland keine Boeing und kein Airbus mehr fliegt, sieht’s finster aus. Auch halbwegs moderne russische Flugzeuge nutzen westliche Avionik. Rußland ist heute viel weniger autark, als es seinerzeit die UdSSR war. Es hat keine riesige Menge an Nachkommen mehr, die man im Krieg verheizen könnte. Man sollte langfristig denken, an die Zeit nach Putin. Die Russen werden auch dann unsere Nachbarn sein, mit denen man auskommen muß. Oder mag der Autor lieber einen Staat von Xi Jinpings Gnaden an seiner Grenze?
Ich verstehe nicht ganz wieso 2008 die Russen sich das hätten gefallen lassen was sie jetzt langfristig verhindern wollen. Da können wir auch gleich auf Selenskyj hören und direkt eingreifen.Nein Scholz hat es doch anfänglich gesagt was die Gefahr dabei ist und Biden ebenfalls. Noch heute werden wir von Scharfmachern beschämt weil wir,verkürzt gesagt,nicht von Putins Hyperschall-Raketen kosten wollen.Das hat auch damit zu tun das Deutschland nicht einmal eine starke Armee hat und von heue auf morgen alles,alles mit erfundenen Milliarden ändern will.Wir werden wieder nichts ausrichten in der Welt außer unseren Niedergang zu beschleunigen!
“Aus heutiger Sicht erweist es sich als schwerer Fehler, dass Deutschland 2008 die Aufnahme der Ukraine in die NATO ablehnte, obwohl die USA ihn unterstützten. Niemals wäre es zur russischen Besetzung der Krim und zum jetzigen Angriff Russlands gekommen.”—- Meiner Ansicht nach irrt sich Herr Sarrazin in diesem Punkt. Es wäre schon 2008 zur Besetzung der Krim gekommen. Die Russen hätten auf diesen strategisch wichtigen Bereich nicht verzichtet.
Aus heutiger Sicht erweist es sich als schwerer Fehler, dass Deutschland 2008 die Aufnahme der Ukraine in die NATO ablehnte, obwohl die USA ihn unterstützten. Niemals wäre es zur russischen Besetzung der Krim und zum jetzigen Angriff Russlands gekommen. ———————————————————————————————————————————————————————————————- Dem ist nichts hinzuzufügen.
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