@Silvia Polak: Ich sehe das etwas anders. Dieser ubgeheuerliche, verbrecherische und durch nichts zu rechtfertigende Krieg stellt für viele Menschen eine Zäsur dar. Eine Zäsur, die Ansichten, Meinungen, Wertvorstellungen, die sich bei vielen Menschen über einen langen Zeitraum herausgebildet haben, plötzlich in brutaler und schockierender Weise in Frage stellt. Und zwar grundsätzlich. Da erscheint es mir durchaus verständlich, dass manch einer mit sich und der Welt ringt. Es geht in den meisten Artikeln und Meinungen zu diesem Thema gar nicht einmal um die strategische Analyse des russischen Vorgehens, die Analyse der russischen Gesellschaft oder die psychische Verfasstheit Putins. Es geht einfach darum, dies Ungeheurliche erst einmal für sich selbst zu verarbeiten und eine Erklärung für das zu finden, was man sich nicht erklären kann. Und das diese Ohnmacht, eine plausible Erklärung zu finden in eine Wut umschlägt, die nicht selten über das Ziel hinausschießt und auch den eigenen Zorn projeziert, sollte verständlich sein.
Wenn man die Diktion der Beiträge diverser Haltungsaufrechter hier liest, kann man nur reflexartig eine Gegenposition einnehmen. Ich kann nur hoffen, daß einige Leute besoffen gepostet haben, Davon ab, es gibt nichts, was einen Angriffskrieg auf ein anderes Land rechtfertigt, außer um einem Angriff zuvorzukommen. Die offensichtliche Dummheit dieses Krieges und noch mehr die Dummheit des Angriffs auf zivile Ziele lassen mich ratlos zurück. Es wirkt, als ob die russische Armee überfordert wäre oder die Befehlshaber die Truppe nicht im Griff haben. Ich glaube, unabhängig vom Ausgang ist das System Putin am Ende. Ungewiß ist, was nachkommt.
Bravo Herr@Dobler, wer sucht der findet !! Haben Sie schon mal von einem Selbstbestimmungsrecht der Völker etwas gehört ??? Und ist Ihnen nicht aufgefallen, dass die Ukrainer sich seit 2 Wochen mit allen Mitteln gegen eine Russifizierung ihres Landes zur Wehr setzen ????
@Georg Dobler: Ich habe da auch noch was. ZDF im September 2014 (heute-Sendung). “In der Sendung, in der auch ausführlich um den Ukraine-Konflikt ging, wurden Mitglieder des nationalistischen Asow-Bataillons gezeigt, das im Osten des Landes an der Seite der Regierungstruppen gegen die Separatisten kämpft. An ihren Stahlhelmen: Hakenkreuze und SS-Runen”. Bundeszentrale für politische Bildung am 06.01.2020: “Die Distanz zwischen dem Mainstream [in der Ukraine] und extremistischer Politik, zwischen ziviler und unziviler Gesellschaft [rechtsextreme, paramilitärische Verbände], gemässigten und radikalen nationalistischen Gruppen, schrumpft nicht nur in politischer Hinsicht, sondern auch kulturell und mental. Die offizielle politische Rhetorik der Ukraine, der Diskurs in den Medien, die Kulturpolitik sowie die Debatte über erinnerungspolitische Fragen [Bandera] sind zwischen 2014 und 2019 mit jedem Jahr militanter und patriotischer geworden. Dadurch haben auch extrem rechte historische und heutige Vorstellungen, Führungsfiguren und Organisationen in der ukrainischen Gesellschaft an sozialer Akzeptanz, wenn nicht Sympathie gewonnen.”[...] “So hat es wiederholt Fälle einer Zusammenarbeit zwischen bestimmten Regierungsinstitutionen [Sicherheitsdienst, Ministerien] einerseits und Teilen der rechtsradikalen Szene andererseits gegeben.”
Es sieht düster aus für uns alle, auch ohne Putin und seinem Gas. Die Deutschen zerstören sich selbst, mit dem Kreuz das sie alle 4 Jahre in der Wahlkabine setzen.
@Georg Dobler: Der VVN war immer ein stalinistischer Verein, selbst als noch wesentliche Teile seiner Mitgliedschaft tatsächlich Verfolgte des Naziregimes waren. Der Stil der von Ihnen zitierten Stellungnahme dieses Vereins entspricht dem stalinistischer Pamphlete der letzten knapp 100 Jahre. Auch seine Glaubwürdigkeit ist in diesem Kontext zu bewerten. Stalin ist lange tot, seine Sicht zu kennen, gehört keineswegs “zur objektiven Betrachtung der ... Ereignisse”. War es nie, es galt immer der Klassenstandpunkt, Parteilichkeit war ausdrücklich gefordert. Objektivität galt als bürgerliche Illusion.—Dieses Elementarwissen über den Stalinismus gehört - leider - immer noch zur unverzichtbaren Ausrüstung im öffentlichen Diskurs.
@Heribert Glumener / 13.03.2022 - “Jenen, die Herrn Putin gern als “Psychopathen” einordnen, sei der aktuelle Beitrag des erfahrenen Psychiaters Manfred Lütz anempfohlen. Putin ist demnach „psychisch überhaupt nicht gestört“. P. habe keine psychischen Probleme, sondern sei “schrecklich normal”. Überzeugende Darlegung. Aber womöglich nicht ins Kindchen-Schema (Böse-Gut) passend.”—- Apropos “Herr Putin” ...——-> “Für Christen besteht nach Auffassung des Arztes und Theologen Manfred Lütz eine Pflicht zur Corona-Impfung. Damit werde nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die anderer geschützt, schreibt der Bestsellerautor in der katholischen Wochenzeitung “Die Tagespost”. Zu beidem seien Christen verpflichtet. Natürlich müsse man “Katholiken, die das anders sehen, weil sie falsch informiert” oder “in psychologische Fallen geraten sind”, mit Respekt begegnen, fügte er hinzu.”
Ljube höre ich schon lange nicht mehr. Habe aber seine Lieder gespeichert, sozusagen archiviert, wenn die Russen wieder einmal mich fragen, wieso der Westen sie hasst. Tun wir gar nicht, aber ihr tut alles dafür und jetzt ist es soweit. Ihr habt es geschafft. Nein, natürlich nicht alle, aber die Mehrheit. Traurig. So eine schöne Sprache, so eine verkommene Gesellschaft. Dostoewski sah das voraus. Wenn es keinen Gott gibt ist alles erlaubt. Und Saltykov-Shchedrin sagte im 19Jh.: “Wenn ich einschlafen würde, in hundert Jahren aufwachen und man mich fragen würde, was passiert gerade in Russland, ich würde antworten: Man trinkt und stiehlt.” Auch auf Reitschuster ein interessanter Artikel von Andrei Kontschalowski: “Schlimmer als Afrika.”
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.