Martin Voigt, Gastautor / 18.03.2024 / 12:00 / Foto: Pixabay / 19 / Seite ausdrucken

Pubertätsblocker-Verbot: Wer folgt dem Beispiel Englands?

In Großbritannien bekommen Kinder und Jugendliche, die sich als Transgender identifizieren, künftig keine Pubertätsblocker mehr. Das sollte auch die Debatte in Deutschland beeinflussen.

Laut einem Bericht der Zeitung The Times hat der britische Gesundheitsdienst (National Health Service, kurz NHS) neue Richtlinien herausgegeben, wonach Pubertätsblocker nur noch streng reglementiert im Rahmen von klinischen Versuchen verschrieben werden dürfen. Bereits im Juni 2023 hatte der NHS das Verbot des Medikaments beschlossen. Die neuen Richtlinien untermauern nun die Entscheidung.

Zuvor hatte eine unabhängige Untersuchung einen Mangel an Daten und Erkenntnissen über die langfristigen Auswirkungen der Medikamente festgestellt. Aussagen zum Nutzen-Risiko-Verhältnis ließen sich demnach nicht treffen. Die britische Gesundheitsstaatssekretärin Maria Caulfield sprach von einer „wegweisenden-Entscheidung“ des NHS, die routinemäßige Verschreibung von Pubertätsblockern zu beenden. Die Sicherheit und das Wohlergehen von Kindern habe oberste Priorität und müsse auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

Keine objektiven Daten zu positiven Effekten einer Pubertätsblockade

Auch in Deutschland gerät die ideologisch motivierte trans-affirmative Behandlung von Minderjährigen mit Pubertätsblockern und gegengeschlechtlichen Hormonen zunehmend in die Kritik. Der Direktor der Jenaer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Florian Zepf, hat gemeinsam mit weiteren Autoren die zwei im Jahr 2020 erschienenen systematischen Übersichtsarbeiten des britischen NICE-Instituts in deutscher Sprache aufbereitet und um zwei aktuelle Studien ergänzt. Am Wissensstand hat das nichts geändert. Objektive Daten zu positiven Effekten der Pubertätsblockade gibt es bislang nicht.

Die Studienlage zur Pubertätsblockade und Hormongabe bei Minderjährigen mit Geschlechtsdysphorie ist derzeit sehr begrenzt und basiert auf wenigen Studien mit unzureichender Methodik und Qualität, sodass das klinisch-wissenschaftliche Vertrauen in die Ergebnisse aktuell gering ist. Aussagekräftige, kontrollierte Langzeitstudien dazu fehlen derzeit. – Prof. Dr. Florian Zepf, Universitätsklinikum Jena

Bisher gibt es keine belastbaren Studien, die positive Effekte einer Pubertätsblockade und Hormongabe auf die psychische Gesundheit der betroffenen Minderjährigen nachweisen. Die zu erwartenden Nebenwirkungen und Schäden sind hierbei noch nicht einmal mit in Betracht gezogen. Allein wegen der fehlenden Belege über den Nutzen der schweren Medikamente betont das Autorenteam die besondere Bedeutung von psychologischen und psychotherapeutischen Interventionen bei Heranwachsenden mit Geschlechtsdysphorie.

Schwere Nebenwirkungen auf den kindlichen Organismus

Inwieweit eine Pubertätsblockade komplett oder auch nur teilweise umkehrbar ist, wenn die Medikamente abgesetzt werden, ist aktuell nicht ausreichend erforscht. Doch der oft jahrelange Einsatz des Medikaments bei vermeintlich dysphorischen Kindern führt inzwischen zu alarmierenden klinischen Berichten über die Nebenwirkungen auf den kindlichen Organismus:

  • Beeinträchtigung des Knochenwachstums, mehrere Fälle von schwerer Osteoporose
  • mangelnde sexuelle Reifung, gehemmte Libido, Anorgasmie und Unfruchtbarkeit
  • Rückgang des IQ, gestörte Ausreifung des Zentralnervensystems sowie höheres Risiko für Herzinfarkt und Leberschäden
  • Stimmungsschwankungen, Gedächtnisstörungen, Essstörungen, Psychosen, Depressionen

Fast alle Kinder (98 Prozent), die mit Pubertätsblockern behandelt wurden, entscheiden sich für eine Transition mit gegengeschlechtlichen Hormonen und Geschlechtsoperationen. Hingegen konnten sich Kinder, die keine Pubertätsblocker erhielten, mehrheitlich mit ihrem natürlichen Geschlecht (rund 85 Prozent) aussöhnen. Das vermeintliche „Pausieren“ der Pubertät ist ein gravierender Eingriff in die körperliche, kognitive und psychische Entwicklung von Kindern. Sie gewinnen keine Zeit, sondern verlieren ihre Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, und sie geraten immer tiefer in den Strudel der Transition.

Immer mehr Länder verbieten Pubertätsblocker

Die Entscheidung des NHS, den laxen Einsatz der Pubertätsblocker zu verbieten, dürfte international für Aufsehen sorgen und die teils hitzig geführten Debatten im Sinne der gefährdeten Kinder und Jugendlichen beeinflussen – hoffentlich auch in Deutschland. Hierzulande wird derzeit an einer Aktualisierung der Leitlinie „Diagnostik und Behandlung der Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter“ gearbeitet. Die Leitlinien-Kommission, der auch der Münchner Jugendpsychiater Alexander Korte angehört und der ihr eine trans-affirmative Stoßrichtung attestiert, sollte eigentlich zum 31. Dezember 2023 einen fertigen Entwurf präsentieren.

Hier finden Sie eine Übersicht über jene Länder und Staaten, die zu einer ähnlichen Einschätzung wie der NHS gekommen sind und den trans-affirmativen Einsatz von Pubertätsblockern gestoppt haben.

Der Beitrag erschien zuerst auf demofueralle.de.

 

Dr. Martin Voigt ist Publizist und Jugendforscher mit Schwerpunkt auf Identitätsentwicklung von Jugendlichen im Zusammenhang mit sozialen Medien.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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s.clemens / 18.03.2024

Wer sich bisher noch unsicher war über die Redlichkeit in der ärztlichen Profession, trotz leerer Beipackzettel eines “umstrittenen” Immuntherapeutikums, kann bei dem Thema der Pubertätsblocker sehen, dass wüstes Ausagieren einer brutalen Ideologie auch in dieser Berufsgruppe eine grosse Gefahr ist!

Robert Schleif / 18.03.2024

Ich bin leider immer wieder überrascht und enttäuscht von meiner eigenen Naivität und Gutgläubigkeit… Von diesen Frankenstein’schen Horrorkliniken in Großbritannien, wo unschuldige Minderjährige von geldgierigen und fanatischen Psychiatern und „Ärzten“ umgepolt werden, ohne dass die eigenen Eltern sie retten dürfen, hatte ich vor ein paar Monaten gehört – und auch vom „Einsatz“ der Pubertätsblocker zu diesem Zweck. Ich dachte wirklich, dass die Briten in Sachen Geisteskrankheit und Verbrechen gegen die eigenen Kinder vorgeprescht sind – dabei sind „wir“ jetzt sogar auf der Überholspur…

Thomas Szabó / 18.03.2024

Gewissen Transgender-Aktivisten geht es nicht um das Wohl der Kinder, sondern nur darum noch mehr Transgender-Personen zu generieren. Gewissen politischen Aktivisten geht es nur darum, ihre Ideologien der Gesellschaft aufzudrücken. Verkrüppelte Kinder, zerstörte Leben, Selbstmorde nehmen sie unausgesprochen als Kollateralschäden für “Mein Kampf für einen guten Zweck” in Kauf. (Das fällt auf Transgender-Personen im allgemeinen zurück.) Diejenigen deutschen Bundestagsabgeordneten die methodische medizinische Untersuchungen zu den Nebenwirkungen und einen kritischen Diskurs zu verhindern trachten, gar mit Gesetzen, gefährden die Gesundheit und das Leben von Kindern, Jugendlichen und machen sich der fahrlässigen, vorsätzlichen Körperverletzung eventuell mit Todesfolge oder gar des Mordes im Sinne der Paragraphen des Strafgesetzbuches schuldig. Bartolomé de Las Casas (1484-1566) sagte sinngemäß, der Arme hat nur ein Brot und wer ihm das nimmt ist ein Mörder. Ich sage, wer den sachlichen Diskurs über die Transition verhindert, den Jugendlichen sachliche Informationen über die Gefahren vorenthält, die ärztliche Beratung von Jugendlichen unterbindet und sie Aktivisten überlässt, der ist ein Mörder. Das vielstrapazierte Wort Kinderschänder ist auch angemessen. An erster Stelle hat das Wohl der Jugendlichen zu stehen und nicht das Wohlgefühl von Transgender-Aktivisten, das Wohlergehen von Lobbyisten, Politikern, Parteien.

Michael Denert / 18.03.2024

Ach? Und wer kommt für die entstandenen Schäden auf?  Es wird doch nicht etwa die Öffentlichkeit sein, die zu diesem Thema nie befragt wurde - weil sie sich dazu ja wohl auch kaum hätte äußern können? Wann enden diese Versuche von haftungsbefreiten Hirnverbrannten, die zu Lasten der Allgemeinheit Gott spielen möchten?

O. Ganser / 18.03.2024

Deutschland wird unter den letzten sein, die Pubertätsblocker verbieten. Vorher wird wahrscheinlich alles andere verboten.

finn waidjuk / 18.03.2024

Rückgang des IQ? Die Einnahme von Pubertätsblockern setzt doch die völlige Abwesenheit eines IQ zwingend voraus. Und zwar sowohl bei den Jugendlichen, deren Eltern als auch den behandelnden Ärzten.

Klaus Keller / 18.03.2024

Zur chemischen Keule oder zum Messer sollte man im Bezug auf Geschlechtsdysphorie erst, ab 18 nach mehrjähriger Psychoanalyse greifen da immer auch die Gefahr besteht das Eltern mit mangelnder Distanz fatale Fehlentscheidungen treffen und die Betroffenen an einer, in anderer Weise behandelbaren, Störung der Identität leiden. PS Kann man auch eine Geschlechtsdysphorie haben ohne sein Geschlecht ändern zu wollen? Geschlechtseuphorie wäre das Gegenteil. Führt das dann zu sexistischem Verhalten? +++ Eine Frage an Fachleute: Da es eine Repräsentation des Körpers im Gehirn gibt, frage ich mich ob sich im Schädel MRT Unterschiede bei Männern und Frauen erkennen lassen oder ob das nicht der Fall ist. Es wäre naheliegend das man sich im Körper fremd fühlt wenn die Repräsentation im Gehirn nicht mit dem Istzustand im Körper übereinstimmt. Empfindungsstörungen sind natürlich auch auf Grund anderer Einflüsse möglich. Vgl Zönästhesie (mehr bei Wiki)

Lutz Herrmann / 18.03.2024

Das geht in Deutschland ganz schnell. Ausschalten der Opposition, Wehrkundeunterricht in den Schulen, und wer braucht dann noch Transen? Obwohl der Gefreite Hans Vestit ganz unterhaltsam sein könnte, so vierzig Kilometer vor Moskau.

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