Julian Marius Plutz, Gastautor / 02.06.2022 / 16:00 / Foto: Pixabay / 26 / Seite ausdrucken

Pride Month: Regenbogensocken bei C&A

Ab dem 1. Juni ist es wieder so weit: Deutschland – was sage ich – die Welt ist queer! Einen Monat lang gibt es bei C&A Regenbogensocken.

Ein Monat lang hat auch meine WordPress-App eben diese Farben im Hintergrund. Traumschön, wie ich mich freue! Die Rede ist hier vom „Pride Month“. Können Sie es auch kaum erwarten, dass sich Männer in Frauenklamotten zwängen und meinen, sie seien eine Frau? Freuen Sie sich auch riesig, dass allerhand Fetische gefeiert werden, als würden sie das Abendland retten, obwohl sie genau das Gegenteil tun?

Für mich als homosexuellen Mann sind solche Ereignisse nichts weiter als multiple Zumutungen. Noch vor einem Jahr war ich in einem Anfall aus Hybris und Naivität der Meinung, ich könnte die Regenbogenfahne „zurückerobern“. Also kaufte ich mir allerhand solcher Artikel und trug sie. Der Effekt – das dürfte Sie wenig überraschen – lag bei null. Die Regenbogenfahne, einst den Schwulen, Lesben und Bisexuellen vorbehalten, ist gekapert worden, und damit entschlief der Sinn hinter den bunten Farben. Aus „LGB“ wurde „LGBTQ+“, also „Trans“, „queer“ und „plus“. Die Idee wurde verwässert und egalisiert. Denn diese Buchstaben haben mit mir nichts zu tun.

Hier handelt es sich um Frauen, die Männer sein wollen bzw. um – ungleich häufiger – Männer, die Frauen sein wollen. Möglich ist, dass eine Geschlechtsstörung dahintersteht. Oder es handelt sich um einen Fetisch. Da gibt es ja allerhand: Füße, Bears, Twinks. Was auch immer – sie haben mit dem lesbisch, schwul und bi, also „LGB“ lediglich insofern zu tun, als dass diese u.a. in diesen Kreisen auftauchen. Aber Fetische oder psychische Erkrankungen sind keine biologisch feststehenden sexuellen Neigungen.

Eine riesengroße, maximal-peinliche Fetischparty

Queer ist das neue Gay. Während Homosexualität eine eindeutige Präferenz zum gleichen Geschlecht darstellt, ist queer ein Spektrum. Man ist nicht mehr, man empfindet sich. Die Definition ergibt sich nicht mehr aus biologischen Unverrückbarkeiten, sondern aus den eigenen Wunschvorstellungen, so zu sein, wie man sein möchte. Diese völlige Überhöhung der eigenen Belange degradiert die Gesellschaft in einen Raum ohne feststehende Werte.

Das Plus ist für all die, die es sonst noch so gibt. Die eine liebt ein Flugzeug, der andere sieht sich als „lesbischer Mann“. Und da es nichts gibt, was es nicht gibt, finden sie alle sich unter dem Regenbogen wieder. Sie sagen, sie sind „nicht binär“, aber eigentlich wollen sie sagen, „ich möchte auf Teufel komm raus anders sein!“. Sie beschämen sich und eine ganze Bewegung. Sie sind der Grund, warum Außenstehende – übrigens völlig zu recht – diesen Zirkus nicht ernst nehmen.

Am Ende kann sich jeder als ein „Plus“ fühlen, oder als „Queer“, er muss es nur ausdrücken. Doch eigentlich passiert etwas anderes: Die Werte, für die wackere Homosexuelle gekämpft haben, werden egalisiert. Die Regenbogenfahne hat mit Stonewall so viel zu tun wie der Berliner Christopher Street Day mit Pietät. Es hat sich eine riesengroße, maximal-peinliche Fetischparty etabliert, die mit den bürgerrechtlichen Anliegen von einst nichts mehr zu tun hat.

In diesem Land will sich jeder duzen. Das „Sie“ ist aus der Mode gekommen wie Knickerbockerhosen. Eine Distanz ist nicht mehr gewollt. Ein völlig falsch verstandener Individualismus regiert das Land. Jeder zieht sein unmaßgebliches Ego in den Vordergrund. Doch eigentlich sind die „Queers“, „Trans“ und „Plus“ echte Kollektivisten. Aus der Lust, sich selbst zu verwirklichen, verwirken sie ihre Einzigartigkeit. Jeder sieht gleich aus. Jeder ist ein Queer, aber keiner geht mehr quer. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser Gleichmacherei leistet der „Pride Month“: Einen Monat kostenlos mutig sein. Einen Monat High-Heels tragen. Die Bewegung wird gleichgemacht und schafft sich dabei ab. Herzlichen Glückwunsch!

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Neomarius.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Thomas Holzer, Österreich / 02.06.2022

Eine seriöse! Umfrage wäre u.U.  hilfreich. Ich lehne mich aus dem Fenster und wage zu behaupten, daß dieser “pride month” zumindest 70% der Befragten nicht mal peripher tangiert, und ohne die überdimensionale Unterstützung dieser extrem kleinen Blase spurlos vorüber gehen würde. Ich warte nur noch auf den Tag, an dem diese “Regenbogenfahnen” auch an Kirchen und Synagogen gehisst werden, an Moscheen wohl eher weniger ;)

Christian Feider / 02.06.2022

so,und jetzt sage ich mal für den gaaanz unmassgeblichen Rest (so um die 94% plus/minus)...dieser ganzen Zauber,egal ob schwul,lesbisch,bi,ueer oder sonstiger Nonsens tangieren mich als schlichte “Hetero-Mann” Version nullkommanulldenn genau die Schwulen,die jetzt auf Ihr Alleinstellungsmerkmal drängen,sind vorher mit den Moslems Arm im Arm “Gegen Rechts” gelaufen. Lasst uns einfach mit diesen ganzen “Befindlichkeiten” in Ruhe,das ist und bleibt !Privatsache!

Frank Danton / 02.06.2022

Schwule habe sehr effektiv dazu beigetragen Sexualität weit über das Übliche hervorzuheben, diese als Motiv zu verwenden und mit Äusserlichkeiten auf eigene Präferenzen aufmerksam zu machen. Wenn Schwule heute meinen nicht beigetragen zu haben zu dieser queeren Bewegung, und sie glauben von der eigenen Revolution gefressen zu werden, dann habe ich als cis Mann wenig Verständnis für diese Opferrolle. Denn solange sie auf Kosten anderer an diesem System partizipieren konnten sind sie Teil dieser irrationalen Bewegung gewesen. Schwul sein und Grün wählen hat Konsequenzen, für euch und leider auch für uns.

R. Lichti / 02.06.2022

Ich bin heterosexuell und ansonsten Stino. Und ich empfinde mich als diskriminierte, somit schutzbedürftige Minderheit.    Also “queer”.    Oder doch “+”?  Ich hoffe, es gibt bald auch einen entsprechenden Beauftragten, möglichst bis auf Kreisebene runter!

Wilfried Cremer / 02.06.2022

Lieber Herr Plutz, es geht ja offiziell um Stolz. Ein Synonym dafür ist Hochmut. Ist das löblich? Wäre übrigens nicht “geil” das Hetero-Pendant zu “schwul”? Bei beidem geht es ja um schwelende bzw. schwellende Erwärmung. Warum bekämen aber dann nur Heteros die Klatsche des Sexismus um die Ohren, wenn sie sozusagen gleichberechtigt als “Die Geilen” auf die Bühne träten?

Ludwig Luhmann / 02.06.2022

Wunderbar! Da kann man den Kindern gleich zeigen, von wem sie keine Bonbons annehmen sollten, wenn sie stubenrein bleiben wollen.

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