In den USA werden Befürwortern des blutigen palästinensischen Terrors immer wieder angesehene Auszeichnungen verliehen.
Kann eine Unterstützerin der Terrororganisation Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) mit einem Emmy ausgezeichnet werden? Mehr als 150 Vertreter der amerikanischen Unterhaltungsbranche haben einen offenen Brief der gemeinnützigen Organisation Creative Community For Peace (CCFP) unterzeichnet, in dem sie die National Academy of Television Arts & Sciences (NATAS) auffordern, die Emmy-Nominierung von Bisan Atef Owda in der Kategorie Nachrichten & Dokumentation 2024 zurückzuziehen. Owda, die im Gazastreifen lebt, wurde für den Dokumentarfilm It’s Bisan From Gaza and I’m Still Alive nominiert.
Der achtminütige Bericht wurde von Bisan Owda gefilmt und erzählt und von AJ+ produziert, dem Verlag für digitale Medien des katarischen Medienkonzerns Al-Jazeera. Laut einem Bericht der New York Times zeigt er Owdas Alltag Ende Oktober 2023: wie sie in einem Zelt vor dem Al-Shifa-Krankenhaus lebte, was Menschen in Gaza sagten, „darunter ein Elfjähriger, der erzählte, seine Eltern seien bei der Bombardierung seines Hauses gestorben“.
Owdas Film ist in der Kategorie „Herausragende Hard News Feature Story: Kurzform“ nominiert und konkurriert dort mit zwei weiteren Filmen aus Gaza von CNN und dem britischen Blatt The Guardian sowie einem Bericht aus der Ukraine von der New York Times und einem aus Haiti vom öffentlichen US-Sender PBS.
Seit Langem bekannt
Bisan Owda sei schon seit geraumer Zeit als Aktivistin der PFLP bekannt, schreibt die auf das Beobachten und Übersetzen von islamistischer und proterroristischer Propaganda spezialisierte Medienbeobachtungsgruppe MEMRI in ihrem täglichen Nachrichtenüberblick vom 29. August:
„Mehrere Jahre in Folge war Owda Gastgeberin öffentlicher Veranstaltungen der PFLP im Gazastreifen, an denen auch bewaffnete Mitglieder des militärischen Flügels der Gruppe teilnahmen. Owda selbst erschien bei diesen Veranstaltungen mit PFLP-Abzeichen und in Militäruniform.“
Bei von ihr moderierten Veranstaltungen hätten hochrangige PFLP-Funktionäre Reden gehalten und den „Widerstand“ und die „Intifada“ gelobt. In Erklärungen hätten die Sprecher die Hingabe der PFLP zum Terrorismus und zum bewaffneten Konflikt mit dem Ziel unterstrichen, Israel zu zerstören und einen palästinensischen Staat vom Jordan bis zum Mittelmeer zu errichten. Darüber hinaus gelobten sie, das vermeintliche „Rückkehrrecht„ von Millionen Nachfahren der palästinensischen Flüchtlinge des arabisch-israelischen Kriegs von 1948 umsetzen zu wollen.
Die PFLP ist in Israel, den USA, Kanada, der Europäischen Union und Japan als Terrororganisation eingestuft. Über Jahrzehnte hinweg hat sie zahlreiche Terroranschläge durchgeführt, darunter Bombenanschläge auf Passagierflugzeuge und Flugzeugentführungen, den Mord an dem israelischen Tourismusminister Rehavam Ze’evi im Oktober 2001, den Selbstmordanschlag an der Bushaltestelle Geha bei Tel Aviv im Dezember 2003 und den Selbstmordanschlag auf den Carmel-Markt in Tel Aviv im November 2004. Auch an den Massakern und Entführungen vom 7. Oktober 2023 war die PFLP beteiligt, wozu sie sich auf ihrer Website bekannte.
Beiträge auf der PFLP-Website deuten laut MEMRI darauf hin, dass Bisan Owda seit 2014 an der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen der Organisation beteiligt ist, und enthalten Bilder von ihr bei diesen Veranstaltungen. So war Owda laut MEMRI Gastgeberin der Jubiläumsveranstaltung der PFLP im Jahr 2014, bei der der Hauptredner sagte: „Der bewaffnete Kampf ist unsere strategische Option; Palästina gehört uns vom Fluss bis zum Meer.“
- Laut einem Beitrag vom 10. Dezember 2014 auf der PFLP-Website eröffnete „Genossin Bisan Atef Owda“ die damalige Veranstaltung in Gaza zum Jahrestag der Gründung der Organisation und lud die Teilnehmer zu einer Schweigeminute zum Gedenken an die gefallenen Märtyrer ein. In seiner Rede bei der Veranstaltung gratulierte der PFLP-Funktionär Jamil Mezher „jedem Widerstandskämpfer, der den Finger am Abzug hat“ und betonte, dass die Organisation „den Weg des Kampfs nicht aufgeben wird“. Die „Option des Widerstands, insbesondere des bewaffneten Kampfs“, sei eine „strategische Entscheidung“ der PFLP. Er schloss mit dem Versprechen, diesen Weg fortzusetzen, „bis alle unsere strategischen Ziele erreicht sind: [das Recht auf] Rückkehr, einen [unabhängigen palästinensischen] Staat und [das Recht auf] Selbstbestimmung auf jedem Zentimeter Palästinas, vom Fluss bis zum Meer“.
- Owda war an der Jubiläumsveranstaltung der PFLP 2015 beteiligt, bei der Hisbollah-Flaggen zu sehen waren und Reden gehalten wurden, bei denen die zahlreichen mit Messern durchgeführten Mordanschläge auf Israelis durch palästinensische Attentäter gelobt wurden.
- Am 12. Dezember 2015 berichtete die PFLP, dass Owda dem Direktionsausschuss der Zeremonie in Gaza anlässlich des Gründungsjubiläums der Organisation angehörte. Bilder der Veranstaltung zeigen sie in Militäruniform neben maskierten Kämpfern und Kindern mit Messern und Schwertern.
Verherrlichung des Terrors
Der Brief der Creative Community For Peace drückt tiefe Besorgnis darüber aus, dass die Ehrung einer Person, die aktiv an PFLP-Veranstaltungen teilgenommen und antisemitische Inhalte verbreitet habe, „eine terroristische Organisation legitimiert und die Integrität der Emmys untergräbt“. David Renzer, Mitbegründer und Vorsitzender des CCFP, sagte: „NATAS muss sich entscheiden: Entweder sie können die Ermordung unschuldiger Zivilisten dulden oder sie können auf die Unterhaltungsbranche hören und sich gegen Hass und Gewalt stellen.“
Ari Ingel, Geschäftsführer des CCFP, meinte zu dieser Causa: „Wenn die Emmys ihren Kurs nicht ändern und diese Nominierung nicht zurückziehen, werden sie jemanden verherrlichen, der Mitglied einer Organisation ist, die für zahlreiche Flugzeugentführungen verantwortlich war, am Massaker vom 7. Oktober in Israel beteiligt war, Wellen von Bombenanschlägen auf Märkte und Restaurants verübt und unschuldige Frauen und Kinder ermordet hat. Die Emmys können nicht zulassen, dass ihre prestigeträchtige Preisverleihung von Terroristen gekapert wird, sondern sollten stattdessen weiterhin Frieden und Toleranz durch die Künste fördern.“
In dem Brief heißt es zudem, dass die Nominierung einen direkten Verstoß gegen den Verhaltenskodex von NATAS darstelle, der ausdrücklich „null Toleranz gegenüber Diskriminierung, Belästigung, illegalem, unehrlichem, unethischem oder anderweitig schädlichem Verhalten“ vorschreibt. Adam Sharp, Präsident und Geschäftsführer der Akademie, die den Emmy vergibt, verteidigte die Nominierung: Die Nominierten seien von zwei Jurys ausgewählt worden, denen auch erfahrene Journalisten angehörten. Die Akademie habe „keine Beweise“ dafür gefunden, dass Owda „derzeit“ mit der PFLP verbunden sei, so die New York Times.
Nicht nur die Emmys
Dass angesehene Preise an Befürworter oder gar an Mitglieder von Terrororganisationen vergeben werden, ist ein Problem, das nicht nur die Emmys betrifft. Letzten Februar wurde Yousef Masoud, ein Fotojournalist mit Verbindungen zur Hamas, der am 7. Oktober propagandaträchtige Fotos des Überfalls auf Israel gemacht hatte, mit dem prestigeträchtigen Journalistenpreis George Polk Award ausgezeichnet. Itay Milner, ein Sprecher des Generalkonsulats von Israel in New York, schrieb daraufhin einen Brief an das Preiskomitee der Long Island University, „um seine tiefe Besorgnis über Ihre Auswahl für den George Polk Award 2024 auszudrücken.“ Masoud habe öffentliche bekannte Verbindungen zur Hamas und von den Invasionsplänen der Terrorgruppe vorab gewusst:
„Indem die George Polk Awards Masoud ehren, unterstützen sie einen Journalisten, dessen Arbeit zutiefst korrumpiert ist und senden damit die gefährliche Botschaft aus, dass journalistische Anerkennung völlig losgelöst von jeglichem Anschein von Ethik sein kann. … Die Auszeichnung derjenigen, die an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt waren, zerstört den Ruf der George Polk Awards als Autorität für journalistische Integrität und wirft schwerwiegende moralische Fragen darüber auf, ob man bei großen Übeln die Augen verschließt.“
Der Fall erinnert auch an die in Gaza ansässige Journalistin und Aktivistin Hind Khoudary, die öffentlich die Hamas und die PFLP unterstützt und vermeintliche „Kollaborateure“ mit Israel bei der Hamas denunzierte. Über den palästinensischen Friedensaktivisten Rami Aman aus dem Gazastreifen schrieb sie, an die Adresse der Hamas gerichtet: „Ich hoffe, diese Witzfigur verschwindet bald.“ Khoudary arbeitete zeitweilig als Beiträgerin für Amnesty International, nach dem 7. Oktober 2023 dann als Videobloggerin für die New York Times.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.
Stefan Frank, geboren 1976, ist unabhängiger Publizist und schreibt u.a. für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch. Buchveröffentlichungen: „Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise“ (2009); „Kreditinferno: Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos“ (2012).