Peter Grimm / 07.12.2016 / 16:42 / Foto: Fanny Schertze / 5 / Seite ausdrucken

Postfaktisches Kunst-Turnen: Generalverdacht im Spagat

Man soll sich ja gegenüber bestimmten Zuwanderergruppen vor jeglichem Generalverdacht hüten. Mögen Nordafrikaner und Araber aus den Maghreb-Staaten auch auffällig häufig in der Kriminalstatistik auftauchen, so sollte man sich davor hüten, daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen, denn es könnten ja vielleicht die falschen sein.

Dass man weniger zimperlich sein muss, wenn es um einen Generalverdacht gegen die rechtslastigen und fremdenfeindlichen Sachsen geht, gehört eigentlich gar nicht hierher, würden sie nicht gerade die Intention der Generalverdachtswarnungen mit ein paar unschönen Zahlen unterlaufen. Fakten gehören nun wirklich nicht mehr ins postfaktische Zeitalter, ja sie können dort sogar immensen Schaden anrichten, weil sich ja die Falschen darauf berufen können.

Insofern ist es vielleicht eine sächsische Gemeinheit, dass der Innenminister des Freistaats ausgerechnet jetzt unangenehme Kriminalitätszahlen veröffentlicht. Danach haben 46 Prozent aller Zuwanderer aus den Maghreb-Staaten, also Tunesien, Algerien und Marokko, in Sachsen Straftaten verübt. „Allein drei Viertel aller algerischen Zuwanderer sind als Tatverdächtige in Erscheinung getreten“, sagte Innenminister Markus Ulbig bei der Präsentation der Statistik. 36 Prozent aller 14 043 Zuwanderer-Straftaten gingen auf das Konto von „nur“ 664 Nordafrikanern. In 2214 Fällen ging es um Körperverletzung, 169 Fälle waren Sexualstraftaten. Verglichen mit 25 derartigen Fällen zwei Jahre zuvor ist das ein dramatischer Anstieg.

Die Kriminalitäts-Statistik ist politisch vollkommen unkorrekt

Nun wird ja niemand annehmen, dass Marokkaner, Algerier oder Tunesier von vornherein krimineller sind als andere Ethnien. Es muss also Umstände geben, die dazu führen, dass es eine Negativ-Auslese aus diesen Ethnien nach Deutschland verschlägt. Unsere Zuwanderungspolitik und die pauschale moralische Aufwertung jedes Zuwanderers zum „Flüchtling“ setzen offenbar zahlreiche falsche Signale. Die finanziellen Anreize tun sicher ein Übriges.

Doch so genau wollen es unsere Verantwortungsträger ja gar nicht wissen. Sie möchten das Positivpauschalisieren nicht lassen und den Generalverdacht verdammen, auf die Dauer ein kaum haltbarer Spagat, selbst in postfaktischen Zeiten.

Handlungsbereitschaft zeigt die Politik derzeit also nicht, indem sie mit einer differenzierten Problemanalyse beginnt, sondern lieber mit ein paar markig angekündigten Maßnahmen. Mit Abschiebungsankündigungen, wie gerade auch auf dem CDU-Parteitag, soll der Eindruck entstehen, dass „wir“ alle Migrationsprobleme in den Griff bekommen können ohne die Zuwanderungspolitik zu ändern.

Und Sachsen gibt hierbei wieder den Vorreiter. „Sachsen ist das einzige Bundesland, das bislang von der Möglichkeit der Rückführung mit Charterflügen Gebrauch macht“, so Innenminister Ulbig. Die Zahlen sind dann allerdings doch wieder recht ernüchternd: Seit April traf es gerade mal 23 Tunesier. Postfaktisch klang das doch irgendwie viel schöner.

Alle Daten und Zitate auf BILD.de. 

Dieser Text erschien zuerst auf Peter Grimms Blog Sichtplatz.

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Leserpost

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Enrico Stiller / 08.12.2016

Diese Tatsachen sind nicht neu, sie tauchten schon in einer Studie vor ca. einem Dreivierteljahr in Sachsen auf. Ich habe darauf in Leserposts verwiesen; keine Reaktion, obwohl die Studie im Internet einsehbar war. Liest sowas keiner? Reagiert man in Deutschland nur noch, wenn etwas in einer Pressekonferenz gesagt wird? Die polizeiliche Kriminalstatistik von 2016 scheint auch keiner zu lesen. Man kaut in der Presse nur die lächerlichen Zitate von deMaizière daraus wieder, die nichts weiter als eine dreiste Verfälschung des Inhalts darstellen. Bitte, wenigstens mal die Seiten 69 und folgende lesen: Knapp 40% aller Raubdelikte in Deutschland sind ausländischen Tatverdächtigen zuzurechnen, bei Mord und Totschlag sind es knapp 30%; so geht das durch die ganze Palette von Gewaltverbrechen…  Das muss man dann natürlich in Beziehung setzen zu dem Anteil von Ausländern/Migranten an der deutschen Bevölkerung. Hier kann man etwa als allgemein akzeptierten Schätzwert 10% ansetzen. Nicht-Deutsche (d.h. Anwohner ohne deutschen Pass - Deutsche mit Migrationshintergrund sind hier nicht erfasst) sind also horrend überproportional für Verbrechen verantwortlich. Abwiegel-Kriminologen wie Prof. Pfeiffer versuchen das wegzudiskutieren, indem sie sagen, dies liege daran, dass Ausländer/Migranten bestimmte soziale Merkmale gehäuft aufwiesen, die mit Kriminalität korreliert seien (jung, männlich, arm, etc.). Das stimmt. Aber wir können uns doch die Zuwanderer nicht “schnitzen”! Sie haben nun mal die sozialen Merkmale, die sie haben. Von der Aussage, dass die hohen Verbrechensraten soziologisch erklärbar sind, haben die Opfer nichts. Deshalb gibt es nicht einen Mord, nicht eine Vergewaltigung durch Ausländer weniger.

Helmut Bühler / 07.12.2016

Wie schön, dass Sie nochmals eine Lanze für die offene und annehmende Freundlichkeit brechen und sich dem hässlichen Generalverdacht entgegenstellen. Es ist ja auch wirklich unschön, dass man, nur weil eine Bevölkerungsgruppe ungemein häufig Straftaten begeht, dieser nun mit Misstrauen begegnet - unschön, herzlos und irgendwie fremdenfeindlich. Damit will ich mich nicht gemein machen und ich habe sofort darüber nachgedacht, wo ich mich vom Generalverdacht befreien muss. Und da ist mir aufgefallen, dass ich Hunden, die entschlossen auf mich zurennen, mit allergrößtem Misstrauen begegne. Die armen Tiere haben es nicht verdient, unter Generalverdacht gestellt zu werden, wollen sie doch wahrscheinlich nur spielen. Fürderhin werde ich warten, bis sie mich beißen und dann bessernd auf sie einreden.

Wolfgang Richter / 07.12.2016

Vermutlich spielt auch der Zusammenprall der Kulturen eine Rolle, das hier zumindest bisher übliche offene Miteinander in der Gesellschaft suggeriert bei Personen aus Regionen der Welt, in denen nur Männer überhaupt vor die Tür dürfen u. Mädchen / Frauen ein Leben hinter Mauern führen, beim nur begleiteten Ausgang unter einem “Sack” verpackt vor selbige dürfen, offenbar den Eindruck, daß es hier keine Grenzen für die Herren gibt, verstärkt dadurch, daß die Frau an sich Eigentum der die Familie führenden Männer ist und Teil ihrer persönlichen Ehre. Das VW-Werk Wolfsburg hat um 1975 herum den Versuch gestartet, ein Kontingent von 1000 Tunesiern zu den ansonsten vor allem aus Italien stammenden Gastarbeitern zu Fachkräften zu machen. Selbige lebten wie die ledigen italienischen Männer in entsprechenden Unterkünften, also alles ähnlich, nur daß es mit Tunesiern auf einmal ein bis dahin nahezu unbekanntes Phänomen gab. Es tauchten Personen aus diesem Kreis mit sexueller Motivation, mal offen, mal eher verdeckt immer wieder an Kinder- spielplätzen auf, sicher nicht alle Personen aus diesem Personenkreis, aber wenn dann aus diesem Personenkreis. Und an irgend etwas, was diese Gruppe speziell macht, wird es wohl liegen.

Günter H. Probst / 07.12.2016

Wenn G.Heinsohn richtig geschätzt hat, kommen auf jeden in Afrika vorhandenen Arbeitsplatz 5 Jugendliche. Selbt bei wirtschaftlichem Wachstum wird es keiner Gesellschaft, und auch nicht afrikanischen, gelingen, in einer Generation die Zahl der Arbeitsplätze zu verfünffachen. Was machen die vier, die keinen Arbeitsplatz bekommen.  Sie gammeln herum, ein Teil greift zu Waffen und inszeniert Bürgerkriege, ein Teil wird schon zu Hause kriminell, ein Teil sitzt apathisch herum. Durch die parallel zur Übervölkerung laufende Landflucht wachsen die Slums. Da erscheint am Horizont eine heilige Frau M., die allen Schutzsuchenden verspricht, in Mitteleuropa jedem Ankommenden Unterkunft, Unterhalt, freie Bildung und Heilfürsorge auf Kosten der “hier immer schon Lebenden”  zu verschaffen. Einmal angekommen, stellen die Schutzsuchenden fest, daß ihnen jede Voraussetzung fehlt, hier einen gut bezahlten qualifizierten Arbeitsplatz zu bekommen. Also   s.o.

Dietrich Herrmann / 07.12.2016

Bzgl. Abschiebungen:  O-Ton Merkel: “Man kann auch bei Abschiebungen ein freundliches Gesicht zeigen.” An solchen Äußerungen kann man sehr deutlich den Charakter der Person erkennen - nämlich gar keinen.

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