Polnische Ermittler werden die Möglichkeit bekommen, die Wrackteile der Flugkatastrophe von Smolensk erneut zu untersuchen, berichtet der Auslandsdienst des öffentlich-rechtlichen „Radio Polen“. Die russischen Behörden hätten am Mittwoch einem entsprechenden Antrag stattgegeben. Die polnische Regierungsmaschine vom Typ Tupolev Tu-154 sollte 96 Passagiere zu einer Gedenkveranstaltung bringen und stürzte am 10. April 2010 beim Landeanflug auf den russischen Militärflugplatz Smolensk-Nord ab. Dabei kam unter anderem Polens damaliger Staatspräsident Lech Kaczyński ums Leben.
Ermittler haben Pilotenfehler, Fehler der Fluglotsen und den schlechten technischen Zustand des Flughafens für den Absturz verantwortlich gemacht. Viele Anhänger von Lech Kaczyńskis Recht-und-Gerechtigkeit-Partei (PiS), darunter Kaczyńskis Zwillingsbruder Jarosław, der die Partei seit 2003 führt, zweifeln jedoch an den offiziellen Ergebnissen der russischen und polnischen Untersuchungskommissionen. Sie vermuten, dass es sich bei dem Unfall um einen Anschlag auf den polnischen Staatspräsidenten gehandelt habe.
2015 wurden die Ermittlungen von der konservativen polnischen Regierung wieder aufgenommen. Im März 2019 soll ein von der neuen polnischen Untersuchungskommission beauftragtes britisches Militärlabor auf Proben der Flugzeugtrümmer Spuren von Stoffen zur Sprengstoffherstellung gefunden haben (Achgut.com berichtete). Polnische Regierungsvertreter fordern seit Jahren die Rückgabe des kompletten Flugzeugwracks. Die russischen Behörden lehnen dies bislang mit Verweis auf eigene laufende Untersuchungen ab.