Simon Akstinat / 16.07.2022 / 15:00 / Foto: Pixabay / 25 / Seite ausdrucken

Polizeischutz für die zwei Geschlechter

Wissenschaftsfeinde haben Anfang Juli erfolgreich den Redebeitrag einer Berliner Biologin zur Existenz von nur zwei Geschlechtern verhindert. Nun durfte er endlich stattfinden – der Autor war dabei.

Am Donnerstag konnte an der Berliner Humboldt-Universität endlich jener Vortrag der Biologin Marie-Luise Vollbrecht nachgeholt werden, der ursprünglich schon bei der Langen Nacht der Wissenschaft am 2. Juli 2022 gehalten werden sollte. Thema war die „steile These“, dass es biologisch nur zwei Geschlechter gebe. Doch die Vorlesung war abgesagt worden wegen Drohungen von Genderisten und anderen Gegnern der Wissenschaft, denen offenbar der Streisand-Effekt unbekannt ist: Die Hollywood-Schauspielerin wollte 2003 aus Sorge um ihre Privatsphäre eine Veröffentlichung von Fotos ihres Anwesens an der kalifornischen Küste gerichtlich verbieten lassen – und lenkte dadurch unabsichtlich erst recht die Aufmerksamkeit auf ihren genauen Wohnort. 

Auch Vollbrechts Vortrag hätte ohne das De-facto-Redeverbot vermutlich niemals die Aufmerksamkeit bekommen, die ihm nun vor (dort stand extra ein Fahrzeug der Polizei) und im vollbesetzten Fritz-Reuter-Saal der HU zuteilwurde: Der „Spiegel“, die „Welt“, die „Berliner Morgenpost“ und zahlreiche andere Journalisten lauschten gespannt der jungen Doktorandin, die ja eigentlich nur Selbstverständlichkeiten aussprechen wollte. Doch zugleich rief die Dozentin den Zuhörern eben Dinge in Erinnerung, die den meisten zwar aus dem Biologie-Unterricht vertraut waren, die aber beim aktuell forcierten Krieg gegen die Wissenschaft zunehmend aus dem Blick geraten. 

Warum überhaupt Geschlechter?

Vollbrechts Lesung enthielt zahlreiche eingängige Argumente und Fakten und begann mit der wichtigsten aller Fragen: Warum gibt es überhaupt Geschlechter? Es gibt schließlich jede Menge Lebewesen, die ganz ohne auskommen. Warum hat die Natur diesen Aufwand betrieben? Die Antwort ist ganz einfach: Zur Erschaffung von Leben – wobei nur genau zwei Geschlechter eine Rolle spielen. Die geschlechtliche Fortpflanzung der höheren Lebewesen hat den Vorteil gegenüber der ungeschlechtlichen Fortpflanzung, dass die Gene der Eltern an die Nachkommen vermischt weitergegeben werden. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl von Genkombinationen bei den Nachkommen, die sich so im Sinne der Evolutionstheorie schneller an widrige Umweltbedingungen anpassen können. Ein weiterer evolutionärer Vorteil der geschlechtlichen Fortpflanzung ist, dass eine nachteilige Gen-Mutation eines Partners durch ein gesundes Gen des anderen Partners in den Zellen der Nachkommen „überdeckt“ werden kann und dann nicht mehr zur Ausprägung kommt. 

Ein Gewinn für die Zuhörer war auch eine klare und kurze Klärung der höchst umstrittenen Frage, was denn die beiden Geschlechter jeweils ausmacht: Wer Spermien produziert, ist männlich, wer Eizellen produziert, weiblich. So einfach! Auch auf die Hermaphroditen, zu Deutsch Zwitter, ging Frau Vollbrecht ein: Sie bilden eben nicht – wie oft behauptet – ein drittes Geschlecht, sondern sind eine Zwischenform, weil sie sowohl männliche als auch weibliche Keimzellen bilden können. Doch sowohl bei den Hermaphroditen als auch bei den Tierarten, die ihr Geschlecht wechseln können, gibt es nur zwei Arten von Keimzellen – keine dritte oder vierte. 

Es geht viel tiefer

Erhellend war außerdem das Thema Sexualdimorphismus, also das unterschiedliche Aussehen von männlichen und weiblichen Lebewesen – wir lernten, dass sein Wert vor allem darin besteht, dass sich Männlein und Weiblein auf Anhieb gegenseitig als potenzielle Fortpflanzungspartner erkennen können. Weiter im Text ging es mit der überholten sogenannten „Bikini-Biologie“, die sich nur auf die wenigen Unterschiede zwischen Mann und Frau fokussierte, die normalerweise ein Bikini bedeckt. Doch die Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern gehen viel tiefer: Nicht nur Stimme und Gesichtsaufbau sind anders, sondern sogar das Blut (Männer haben mehr Hämoglobin). Frauen erkranken anders als Männer – auch an Corona. Das Skelett eines Mannes, der sich äußerlich das Erscheinungsbild einer Frau geben möchte, könnten Archäologen selbst in Jahrtausenden wegen seines schmalen Beckens eindeutig als männlich identifizieren. Und echte „Geschlechtsumwandlungen“ scheitern daran, dass in der Regel sogar jede einzelne Körperzelle eines Menschen dank der Chromosomen-Kombination XX oder XY eindeutig weiblich oder eindeutig männlich ist. 

Zum Ende ging Frau Vollbrecht auch auf das „Gender“, das sogenannte soziale „Geschlecht“, ein. Als Beispiel nannte sie brüderlose Albanerinnen, die auf einigen Dörfern des Landes traditionell die Rolle eines Mannes annehmen (d.h. Frauen kleiden und benehmen sich wie Männer, verzichten auf Kinder), um das normalerweise einem Sohn zugedachte Erbe antreten zu können. 

Im positiven Sinne „vollgepumpt“ mit Informationen blieb das Publikum der Dozentin bis zum Schluss des Vortrages gewogen, die übergroße Mehrheit klatschte, Opposition war im Saal bis auf eine einzelne empörte Zuhörerin, die sich als Historikerin vorstellte, nicht zu spüren. Die Dame war erzürnt, dass es nach dem Vortrag keine Fragerunde gab – aber die plötzlich ins mediale Rampenlicht „gestolperte“ Marie-Luise Vollbrecht hatte in ihren Vorab-Interviews auch eigentlich keine Fragen zu ihrem Referat mehr offengelassen. 

 

Simon Akstinat arbeitet als Autor und Fotograf. Sein neues Buch „Pantheismus für Anfänger – Der kaum bekannte Gottesglaube von Goethe, Einstein und Avatar“ ist hier bestellbar.

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Gudrun Meyer / 16.07.2022

Alles, was Marie-Luise Vollbrecht sagte, ist in der Biologie selbstverständlich. Außer Biologen ist es auch biologisch gutinformierten Laien bekannt. Die Behauptung, Vollbrecht vertrete einen “transfeindlichen, inhumanen Biologismus”, während der “Glaube”, es gebe beim Menschen nur zwei Geschlechter, “auch in der Biologie nur eine Randmeinung” sei, stammen von LGB-etc.-Aktivist*innen, die einfach überhaupt keine Ahnung von Biologie, bzw. Zoologie haben. Noch vor 15 Jahren äußerte sich das nicht im offenen Widerspruch zu anatomischen Fakten mit gut erforschter genetischer Grundlage, sondern in einem exzessiven Behaviorismus, d.h., der Lehre, Menschen würden als leere Blätter geboren und es gebe kein einziges Verhalten, keine einzige geistige oder soziale Tendenz, die nicht auf Konditionierungen basiere und reversibel sei. Der Behaviorismus liegt nach wie vor der Gender-Lehre zugrunde. Soziale Instinkte kommen für diese Ideologen nicht vor, sie halten Prägungen für reversibel und bringen es sogar fertig, das begrüßende Lächeln mit Blickkontakt, das völlig ungestört auch bei blind geborenen Menschen läuft, für erlernt und gesellschaftlich konstruiert zu halten. Darin liegt ein Teil der Gefahr; der übrige und vielleicht noch größere besteht in der Gehirnwäsche, die Kinder von ihrer Transidentität oder “Geschlechtsvarianz” überzeugen soll. Inzwischen werden schon 3-jährige für “trans” oder “non-binär” erklärt, wenn sie als Mädchen spielen, Jungen zu sein oder umgekehrt. Ein Kleinkind kann auch mal eine Lokomotive “sein”; Konrad Lorenz erinnerte sich in einem Text darüber, dass menschliche Kleinkinder ALLES als Spielobjekt verwenden können, daran, dass er mit 3 Jahren mal eine war. Dass eine dreijährige Sophia nur sagen muss “ich bin der Jan” oder umgekehrt, um als “trans” zu gelten und von da an mit erwachsener Konsequenz (die das spielende Kind nicht von sich aus hat) in die männliche Identität gepresst zu werden, das ist die Katastrophe.

Esther Braun / 16.07.2022

@Dietmar Herrmann: Schwarze Männer weisen z.B. einen höheren Testosteronspiegel auf. Ganz böse Rassistenärzte haben deswegen ein spezielles Medikament gegen Prostatakrebs entwickelt.

Hans Reinhardt / 16.07.2022

Kann es sein, dass es bei diesen ganzen Diskussionen nicht um Geschlechter, sondern um sexuelle Absonderlichkeiten geht, welche die davon befallenen mit dem Geschlecht verwechseln? So gesehen hat jemand, der sich für einen mongolischen Zwerghamster hält und es am liebsten mit beinamputierten afrikanischen Omas treibt natürlich ein anderes Geschlecht als jemand, der für sich beansprucht eine Kloschüssel von V & B zu sein und auch dementsprechend behandelt werden will.

Frank Danton / 16.07.2022

Man staune und höre, Mediziner können Mann und Frau nicht mehr unterscheiden (Quatschbeauftragter der BuReg), aber eine Biologin schafft das noch. Die Frage ist wie lange es diese Regierung des Hasses, der Hetze und Irrationalität noch zulässt.

Ludwig Luhmann / 16.07.2022

Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, dass eines Tages ein genderleugnender Biologe:in von einer Meute Gender:innen zu Abertausenden Reliquien zerrissen wird.

finn waidjuk / 16.07.2022

Ich frage mich immer, welchem Geschlecht die woken Kritiker angehören. Da es sich bei ihnen ja definitiv weder um Männer noch Frauen handelt, scheint es tatsächlich ein drittes Geschlecht zu geben: das der Bekloppten. Ausgestattet mit den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen der beiden Erstgenannten zeichnet es sich durch ein vollständiges Fehlen des Gehirns aus. Eigentlich ein mit dem Leben unvereinbarer Zustand, der ein neues Forschungsgebiet eröffnet.

Holger Kammel / 16.07.2022

Was jeder Mathematiker weiß:“Die kürzeste Verbinduung zweier Punkte ist eine Gerade!” Was jeder andere Mensch weiß:“Die schönste Verbindung zweier Punkre ist eine Kurve.” Was sich nicht ausschließt.

Thomas Szabó / 16.07.2022

Der Streit um die Geschlechter hört sich albern und deshalb harmlos an, ist er aber nicht! Es geht darum, ob es der Pseudowissenschaft gelingt die Wissenschaft zu infiltrieren. Wenn wir einmal zulassen, dass 1+1=5 ist, dann kann 1+1 genauso gut 0 oder 1000000 ergeben, je nach ideologischer Wunschvorstellung. Stellen wir uns diese “neue wissenschaftliche Freiheit” in den Händen der Klima-Ideologen vor! Die Geschlechter sind nur ein Vorwand, es geht darum die Wissenschaft der Ideologie unter zu ordnen, der Ideologie einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen. (Siehe: Lyssenkoismus) Tagtäglich erleben wir den feigen Opportunismus & Mitläufertum von echten Wissenschaftlern und Personen des öffentlichen Lebens. Wie hätten sich diese Leute in den “dunklen Zeiten” des 20 Jahrhunderts verhalten, wenn sie heute schon de facto 1+1=5 sagen?! (Siehe: Orwell “1984”) Es gibt 2 Geschlechter und 1+1=2 ! Wer etwas anders behauptet, der ist ein Ideologe, ein Idiot oder ein charakterloser, erbärmlicher Feigling und hat in einer öffentlichen Funktion nichts verloren.

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