Es ist ja nicht so, dass dieses Architekturverständnis eine Innovation der 20er Jahre dieses Jahrhunderts wäre. Siehe die “Wohnschlösser” eines Ricardo Bofill, oder die Bewegung der “Analogen Architektur” - beides aus den kreativen 80ern. Viel eher zeigt die Bereitschaft zur Durchsetzung solcher Projekte heute, dass es die politische Landschaft ist, welche sich im Wandel befindet. Türen gehen auf.
Ich kenne einen Architekten, der baut kubische Betonklötze mit viel zu kleinen Fenstern. Sogar an seinem eigenen Haus sind die Hecken kubenförmig. Wächst Natur in Würfelform? Das Geschäft scheint jedenfalls sehr gut zu laufen für diese Art von Häusern. Irgendetwas ist kaputt in den Birnen… das Licht ist aus…
Danke für das Video. Auf dem YouTube-Kanal finden sich noch weitere spannende Videos. Der Autor scheint mir definitiv kein Angeber zu sein - er fordert die Zuschauer sogar zu Kritik auf. Und er liefert weitergehende Informationen - z.B. wo Architektur gelehrt wird, bei der die klassischen Skills und eine andere Herangehensweise unterrichtet wird. Sehr verständlich sein Bedauern, dass er im Studium keine solche Möglichkeit hatte. Umso besser seine Initiative, interessierte Individuen zu vernetzen.
Der Mensch braucht Schönheit, Futter und Balsam für die Seele und die Phantasie. Wenn marxistische, menschenfeindliche Gleichmacher das anders sehen, soll das ihr alleiniges Problem bleiben. Wer Grau liebt und kaum Blumen mag, ist seelisch nicht ganz gesund.
Man traut seinen Augen nicht. Unglaublich, in Deutschland undenkbar. Hier gilt immer noch das Motto der Bauhäusler, daß “Ornament ein Verbrechen” sei. Man denke nur an den Kampf um die Berliner Innenstadt nach dem Mauerfall, wobei der aus Lübeck importierte Stadtbaumeister das Schlimmste zu verhindern suchte (mit seiner “Traufhöhe”, die heftig bekämpft wurde). Teile der “modernisierten” Mitte bewegen sich schon wieder in Richtung Slum (Sony-Center). Das Stadtschloß, schamhaft Humboldt-Forum genannt, ist allein einer grandiosen Privatinitiative zu verdanken. Danke für das ermutigende Beispiel in Le Plessis-Robinson!
Sie haben absolut recht! Es ist alles nur eine Frage des Willens. Warum z.B. ist Paris so schön? Weil Haussmann einen Plan hatte und dieser von den Investoren zu befolgen war. So wohl auch die Ringstraße in Wien. Wenn man als Kommune natürlich nur die Grundstücke möglichst teuer verticken will und dafür auf gestalterische Auflagen verzichtet, darf man sich nicht über das Aussehen unserer Städte wundern. Überall nur noch seelenlose Neubauprojekte, ja ganze Stadtteile mit dem Charme einer Lidl-Filiale: Kubischer Geschossbau in beige und anthrazit, mit viel Glas und Metall. +++ Dass es auch anders geht bewies Georg Winter 2014 in Hamburg-Eimsbüttel: Er baute eine Stadtvilla im Passivhaus-Standard nach historischem Vorbild. Die Baukosten lagen lediglich 10 % über denen eines konventionellen Passivhauses (Hamburger Abendblatt vom 27.08.2014 - inzwischen leider hinter PayWall). Das ist für einen heutigen Investor natürlich eine üble Zumutung. Aber an einem solchen Objekt werden auch in 200 Jahren Menschen noch gerne wohnen wollen und sich die Betrachter erfreuen. Ob das dann noch Autochthone sein werden, wage ich allerdings zu bezweifeln ...
Urbane Schönheit kann nur entstehen, wenn die Bürger selber ihre Phantasie, Zeit, Arbeit und Geduld, aber auch ihre Mittel einbringen. Das kann man nicht per Dienstleistung buchen. Dafür braucht man einen Grad von Verständnis, der entweder da ist oder fehlt. Also ich bin immer belächelt worden, wenn ich bei Gelegenheit gestand, dass ich mich gerne mit dem Thema Idylle beschäftige. Aber es gibt gewiss auch Harmonie und Schönheit abseits jeder Idylle oder Romantik. Viel leichter finden Sie heute einen Bürgermeister oder Stadtrat, der bereit ist 200000E für eine unter jedem Niveau gestaltete Grünanlage auszugeben. Es werden für tausende Euro Bäume gepflanzt, die dann im größten Hitzesommer aller Zeiten nicht gegossen oder sogar beim nächsten Rasenschnitt mit der Motorsense entrindet werden. Ich meine, es sieht überall so aus, wie es die Leute gut finden. Und das sagt auch immer etwas über die Leute aus, die dort wohnen. Das kann man nicht herabwürdigen. Letztlich haben alle Menschen auch das Recht, dass ihnen solche Sachen egal sein dürfen.
Ich habe mir das Video angeschaut, bin aber sehr skeptisch über die Schlussfolgerungen von diesem belehrenden YouTube-Helden, der dieses Video wohl oberflächlich( mit generischen Filmschnipseln) aus der Distanz zusammengeschnitten hat, ohne lokale Interviews oder die Meinung von Kritikern. Man darf nicht vergessen, dass die sozialen Projekte der Vergangenheit ja auch meist durchaus gut gemeint waren, von fähigen Leuten geplant und auch nicht initial hässlich umgesetzt wurden. Die neuen Wohnungen waren normalerweise moderner, z.B. mit Bad und Aufzug, und die Anlagen waren zunächst gepflegt. Ich war noch in den 80ern zu Besuch in F bei Familien in Altbauwohnungen mit ganz niedrigen Standards. Viele Leute haben damals gerne in den neuen Banlieus gewohnt, lieber als unterm Dach im Marais. Die Situation in den Banlieus verschlechterte sich dann aus den bekannten wirtschaftflichen und sozialen Gründen. Ich interessiere mich nebenbei seit langem für Architektur und Städtebau. Da gibt es Prima Konzepte, die irgendwo isolliert super funktionieren und dann einen Preis bekommen. Die Nachahmung an anderen Orten klappt normalerweise nicht und weiterreichende gesellschaftliche Probleme wurden mit guter Architektur wahrscheinlich noch nie behoben.
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