Rainer Bonhorst / 04.06.2018 / 12:00 / 19 / Seite ausdrucken

Politik der schönen Männer

Während Caesar wohlbeleibte Männer um sich haben wollte, zieht es die europäischen Wähler immer mehr zu schlanken, smarten, jungen und möglichst schönen Männern hin. Die Politik der männlichen Wohlgestalt spiegelt eine gesellschaftliche Entwicklung wieder, die insgesamt immer mehr zur männlichen Anmut neigt. Wie genau sich das in der Politik spiegelt, möchte ich an ein paar schönen Beispielen vorführen. 

Fangen wir mit dem jüngsten an. Den hat Österreich zu bieten. Bundeskanzler Kurz ist mit seinen noch 32 Jahren jugendlich-smart wie keiner seiner Vorgänger. Selbst der seinerzeit umstrittene Jörg Haider, den die Österreicher wegen seiner tadellosen Optik einen „Feschisten“ nannten, hätte gegen Sebastian Kurz den kürzeren gezogen. Allein die eindrucksvoll rückwärts gestriegelte Pomaden-Frisur macht dem fotogenen Regierungschef keiner nach.

Soweit Österreich. Deutlich mehr politisches Gewicht bringt natürlich Frankreich auf die Waage. Allerdings vermeidet es Präsident Emanuel Macron konsequent, sein politisches Gewicht auch körperlich zu dokumentieren. Im Gegenteil. Sein Body-Mass-Index dürfte sich nahe am idealen Bereich bewegen. Sein modischer Anzug sitzt straff und ohne jede Wölbung im Bauchbereich. Seine Gesichtszüge sind bei aller Entschlossenheit angenehm ebenmäßig. Er kann es fast mit Sebastian Kurz aufnehmen.

Auch Spanien hat sich jetzt einen ausgesprochen ansehnlichen Premierminister zugelegt. Pedro Sanchez zeichnet sich dadurch aus, dass seine Gegner ihm herablassend oder neiderfüllt den Spitznamen „el guapo“, der Hübsche verpasst haben. Man kann aber nicht sagen, dass er wegen seiner Schönheit gewählt wurde. Der Hübsche hat sich ja mit einem parlamentarischen Putsch an die Spitze seines Landes befördert. Seine attraktive Optik kann bisher die mangelnde Anziehungskraft seiner Sozialisten nicht wettmachen. Er muss statt dessen versuchen, aus einer Position der Minderheit immer wieder genügend Abgeordnete mit seinem Lächeln so zu scharmieren, dass er mit ihnen einigermaßen regieren kann.

Der einzige schöne Mann ist Sahra Wagenknecht

In Italien spielt „bella figura“ schon immer eine große Rolle, auch in der Politik. Im einzigen Land Europas, dessen Männer versuchen, noch schöner und schicker zu sein als ihre ausgesprochen schönen und schicken Frauen, hat ein Politiker mit „brutta figura“ einen schweren Wettbewerbsnachteil. Dass Silvio Berlusconi sein Seniorengesicht jugendlich glattbügeln ließ und sein Haupt mit einem Feld sorgsam eingepflanzter Fremdhaare schmückte, ist nur ein tragisches Extrembeispiel des Bella-Figura-Kultes. 

So ist es nur konsequent, dass sich auch der neue, wenngleich politisch randständige Ministerpräsident Giuseppe Conte optisch einwandfrei in die Truppe der gut gestylten europäischen Spitzenmänner einreiht. Nicht so jung wie der Österreicher, und nicht so smart wie der Franzose, bietet er doch das Bild eines Mannes ganz nach der aktuellen politischen Mode.

Tja, so viel zu unseren schönen Nachbarn. Leider kann ein Bericht über die politische bellez(z)a, beauté und Feschheit unser Deutschland nicht ganz aussparen. Sagen wir es also rundheraus: Angela Merkel ist nach anderen Gesichtspunkten in ihr Amt gewählt worden. Auch die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles kann man beim besten Willen nicht als einen schönen Mann beschreiben. Der einzige schöne Mann auf dem Feld der deutschen Spitzenpolitik ist in meinen Augen Sahra Wagenknecht. 

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die „bella figura“ in der deutschen Politik eine untergeordnete Rolle spielt. Das mag man angesichts der europäischen Schönheitskonkurrenz bedauern. Im Verkehr mit Amerika könnte es allerdings ein Plus sein. Während die anderen Europäer den etwas grob konstruierten Donald Trump optisch in den Schatten stellen und damit womöglich verärgern, kann die deutsche Politik mit dem Mann im Weißen Haus auf gleicher visueller Ebene verhandeln.

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B.Klingemann / 04.06.2018

Lindner wird’s bei der nächsten Wahl - also Vizekanzler, Minister o.ä. Er hat jüngst schon aus dem Stand in NRW mit Dreitagebart und eingepflanzten Haaren ein gutes Ergebnis erzielt. Kanzler müsst dann allerdings der Kramp-Karrenbauer machen.

Roland Stolla-Besta / 04.06.2018

Zwar kommt wahre Schönheit von innen – so war doch einmal ein Werbeslogan –, aber auch damit ist es bei unseren Politikern nicht weit her. Immerhin sollte man nicht unterschlagen, daß mir im In- und Ausland es nur sehr wenige Politiker bekannt sind, die mit unseres Bundespräsidenten Steinmeiers akkuratem Scheitel konkurrieren können!

Emmanuel Precht / 04.06.2018

Einer schrieb: “Frau Schwesig ist schön anzusehen.” Einen Termin beim Augenarzt gibt es kostenlos und gegen kleine Wartezeit, ja selbst die Billigbrille vom Wühltisch kann enorm helfen. Wohlan…

Sabine Heinrich / 04.06.2018

@ Karin Adler: Sie haben es auf den Punkt gebracht Klasse! Mir fiel sofort der BM einer holsteinischen Mittelstadt ein. Gutaussehend, rank, schlank, inzwischen mit kleidsamem Bart - und an Inkompetenz schwer zu überbieten! Aber - er sieht eben gut aus und gehört der sich dort noch wichtig aufspielenden roten zerbröselnden Partei namens Espehdeh an. Nun - diese Stadt wäre mit einem weniger attraktiven, dafür aber kompetenten BM besser bedient. Leider haben das bei der letzten BM-Wahl wohl die wenigen Urnengänger anders gesehen. Selbst schuld!    

Karla Kuhn / 04.06.2018

“Der einzige schöne Mann auf dem Feld der deutschen Spitzenpolitik ist hingegen in meinen Augen Sahra Wagenknecht.”  So etwas muß einem erst mal einfallen, grandios. Gott sei Dank liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Ich kann mich an KEINEM deutschen Politiker ergötzen, vor allen, weil etliche anscheinend keine Wirbelsäule mehr haben. Ich liebe mutige Männer mit Humor.  Macron sieht für mich wie eine Maske aus, naja er soll ja auch 27000 Euro für Kosmetik ausgegeben haben. “Er kann es fast mit Sebastian Kurz aufnehmen.”  Ein HERRLICHER WITZ !! Herr Kurz ist zwar nicht der Schönste aber er hat Charisma, Kompetenz und SEHR gute Manieren, eine Seltenheit. Er strahlt wie die Sonne, darum ist er für mich schön anzusehen.  Über die Damen der Politrüge will ich lieber schweigen.  Nur soviel, Frau Schwesig hat- für mich- eine negative Ausstrahlung. Die Frauen der Grünen laufen bei mir alle “unter ferner liefen”, die habe ich ad acta gelegt. Es wäre ja auch völlig egal, WIE eine Politikerin; ein Politiker aussieht, wenn sie/er eine Politik für das EIGENE Volk , mit Kompetenz und Ehrlichkeit betreiben würde.

Jürgen Sterzenbach / 04.06.2018

Auch in der deutschen Politik gibt es einen gutaussehenden jungen Spitzenpolitiker, den man sich übrigens als nächsten Bundeskanzler gut vorstellen kann. Seltsam, dass der Autor Christian Lindner übersehen hat. War es um der nicht gelungenen Pointe willen, Sarah Wagenknecht als Mann zu bezeichnen?

Peter Korne / 04.06.2018

Ja, die Schönen auf dieser Welt wurden von dem gewöhnlichen Volk schon immer geliebt und man verzeiht ihnen auch viele Fehler. Als eine dieser Schönen mit unwiderstehlichem Kussmund ihr „Happy birthday, Mr. President“ ins Mikrophon hauchte, sind ihr alle Herzen zugeflogen und das, obwohl sie mit brutaler, selbstsüchtiger Berechnung eine Ehe zerstörte. Noch heute wird dieser Schönheit nachgetrauert, während man von einer kleinen, hutzeligen Frau, die ihr Leben der Pflege obdachloser und kranker Inder in Kalkutta widmete, heute nichts mehr hört. Deshalb mein Rat an die AfD: Sie sollte ihre Vogelschiss- und anderen ekeligen Parolen von einer rassig-blonden Schönheit mit verführerischen Schmollmund in die Welt flöten lassen, dann hätte es die von ihnen propagierte Lügenpresse bedeutend schwerer, dagegen anzugehen.

Georg Dobler / 04.06.2018

Ich finde Frau Barley attraktiv. Möglicherweise habe ich aus pubertierender längst zurückliegender Zeit ein “Schlanke-langbeinige-Sekretärin” -Syndrom mitgenommen. Frau Schwesig ist schön anzusehen. Die Freude daran vergeht jedoch abrupt wenn den schönen Lippen ein Satz oder deren mehrere entfleucht und die eigenen Gehirnwindungen dabei sind den Sinn des Gesagten zu entschlüsseln.

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