…& ist es nicht so, dass (wenigstens) Erinnerungstafel/n (über Menge und Form wird auch noch debattiert) an Gomringers Poesie erinnern „dürfen“ ? Nun gut, die jetzt bestimmte Nachfolgerin Barbara Köhler hatte immerhin in FAZ, am 25.09.2017 ihr Statement und Türöffnerchen (?) so betitelt: Debatte um Gomringer-Gedicht —Ein öffentlicher Text. ... Armes (frauenfeindliches) Deutschland !
Es ist nur die Angst. Angst vor falschen Entscheidungen. Angst vor sog. Tugendwächtern. Kein Mumm, kein dagegenhalten, keine eigene Meinung.Was bedeutet diese Entscheidung für die Zukunft? Schöne neue Welt-Huxley lässt grüßen.
Mich würde mal die Begründung der so genannten Tugendwächter interessieren, was an diesem Gedicht sexistisch sein soll. Dunkle Zeiten, auf die wir uns zubewegen, wenn sich zunehmend eine Mehrheit einer Minderheit beugt, welche der Meinung ist, mit fragwürdigen Methoden, Anschuldigungen und krankhafter PC die Welt zu verbessern.
Dass Zensoren, ZensorInnen oder Zensor*innen ebensowenig Sinn für Lyrik wie für einfachsten Alltagshumor haben, ist doch nicht neu. Vielleicht bereichert ja demnächst eine Kunsthochschule die bildenden Künste um ein Rubensverbot - Sexismus! - , während brutalste Pornos weiterhin als Kunstwerke gelten.
Das ultimative “Gegengedicht” hat heute der Berliner Tagesspiegel veröffentlicht ;-): Köpfe Köpfe und Bretter Bretter Bretter und Nägel Köpfe Köpfe und Nägel Köpfe und Bretter und Nägel und eine Schraube (locker)
Vor kurzem habe ich bei einer Eröffnung von Gomringers visueller Poesie in einer Galerie bei Görlitz mit ihm und seiner Frau gesprochen. Ich drückte mein Entsetzen aus und Gomringers bericheteten mir von den Schikanen, denen sie durch Abgesandte der eifernden moralinsauren Fanatikerinnen (Professorinnen und Studentinnen als selbsternannte einfältige Tugendwächterinnen) ausgesetzt sind, die Besuche bei ihnen erzwingen und sie erpressen wollen, ihr Einverständnis zu der Entfernung dieses wunderschönen Gedichtes zu geben. Eugen Gomringer las unter anderem auch dieses Gedicht während einer kleinen Lesung während der Eröffnung vor. Er versicherte, dass er sich die Entfernung nicht gefallen lassen wird. Auf die Alice Salomon- Hochschule kommen hohe Schadenersatzforderungen und sonstige Zahlungen zu. Angesichts des Namens der Gründerin halte ich diese neue Form von Bücherverbrennung besonders widerwärtig. Wie tief ist die angebliche Kulturnation Deutschland gesunken.
Schlicht und ergreifend unfassbar. Ich kann anscheinend den falschen Film, in den ich seit geraumer Zeit lebe, nicht mehr verlassen.
Im angloamerikanischen Sprachraum und im Netz werden solche Tugendwächter_X*innen auch gerne (meist negativ konnotiert) als “Social Justice Warriors” bezeichnet. Ich denke das “sozial” und die “Gerechtigkeit” können wir getrost weglassen, aber der “Krieger” trifft’s ganz gut. Hier wird in äußerlich kränkbar-schneeflöckchenhafter Pose ein beinharter Krieg gegen alles geführt, was nicht in das Weltbild der Damen und Herren passt. Sprache, Bilder, Gedanken sollen verschwinden, eradiziert werden, nicht mal gedacht werden dürfen. Das ist eine Form der Gewaltausübung. Es bedarf wahrlich keiner größeren Gehirnakrobatik, den Bogen solchen Denkens und Handelns zu den finstersten Kapiteln des Totalitarismus zu schlagen. Stets wurde Macht- und Gewaltausübung gegen Menschen von Zensur und Manipulation des geschriebenen und gedachten Wortes flankiert. Ob nun Bücherverbrennung der Nazis oder Text- und Bild"korrekturen” im Stalinismus, alles gar nicht so weit weg vom Wünschen und Wollen der Initiatoren des geplanten Lyrikmordes. Freundliche, traurige Grüße Michael Bartscherer
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.