Wären mir das Gedicht, die Dichterin und das Umfeld der Entstehung nicht ziemlich egal, so hätte ich mir längst eine eigene Übersetzung zusammengestoppelt.
Was soll das überhaupt? Eine 23-jährige und Afroamerikanerin, also nicht schon länger in Amerika lebende, maßt sich an, über Aneignung zu sprechen. Wer seinen Karl Marx, äh Karl May, gründlich studiert hat, weiß daß “schon die länger dort lebenden” die Navajos, Nijoras, Apachen, Komantschen, Sioux und so weiter und so fort sind. Entrechtete und beraubt durch solche Neuankömmlinge. Wieso dichtet sie nicht über ihre und ihresgleichen Schuld durch Beraubung der indigenen Bevölkerung?
Ach du meine Güte. Machen wir es doch einfach so. Lassen wir die POC, wie man sie nennen soll, einfach alles machen, was alte weiße Männer und Frauen so in ihrem Leben getan haben. Überlassen wir diesen POC einfach mal so die eine oder andere Entwicklungsabteilungen großer Unternehmen oder gar sämtliche Leitungsfunktionen, da sich heutige weiße Männer auch nicht sonderlich um das Unternehmenswohl kümmern. Sollen sie doch mal zeigen, was in ihnen steckt. Sie können doch alles besser. Und das Wichtigste, sie sind dann völlig unter sich und können sich von der Welt der Europäer (um die geht es ja wohl wirklich) abnabeln. Dann stellt sich die Frage, warum sie nicht Afrika gleich mit umgestalten, völlig losgelöst von europäischer Technik (natürlich auch von asiatischer), Kunst, Kultur u.ä. Am besten sie geben alles ab, was diese bösen rassistischen Weißen geschaffen haben und zeigen uns, dass sie so viel besser sind. Wir werden zuschauen und hämisch grinsen können.
Ich schlage vor, dass Weisse in Zukunft so etwas nicht nur nicht schreiben und übersetzen, sondern auch nicht lesen und vor allem nicht kaufen dürfen.
Ich habe ein viel fundamentaleres Problem: darf ich als weißer Mann überhaupt eine wie auch immer zu bezeichnende Hervorbringung eines nicht weißen Mannes überhaupt lesen oder sonstwie zur Kenntnis nehmen?
Ja, wir haben Probleme. Aber vielleicht ändert sich das gerade. Biden hatte ja Ukrainische Interessen, wie wir alle aus den Qualitätsmedien entnommen haben müßten. Der Oberkommandeur der Ukrainischen Armee ist bereit für eine Offensive, Autoclubs kritisieren geplante US-Truppenverlegungen auf deutschen Autobahnen in den Pfingstferien. Die russische Armee zieht Truppen auf der Krim und der ukrainischen Grenze zusammen. Mal sehen, ob Putin vorher noch seinen Impfstoff herausrücken kann. Die Lyrik über Hill-climbing mit Herrn Biden, wird sie sich ändern? Der Friede ist schließlich das letzte Feld, das bisher noch unangetastet blieb.
Dass man um dieses armselige, an Kitsch kaum zu übertreffende Machwerk einen solchen Wirbel veranstaltet, ist mir unerklärlich. Na klar, die Autorin ist Schwarze/Afro-Amerikanerin. Das erklärt im Zeitalter des Antirassismus alles. In einer der zahlreichen (unautorisierten) Übersetzungen ist allerdings hier und da noch ein Fünkchen Poesie enthalten. Wenn ich prominent wäre, würde ich meinen Namen wegen dieser kulturunsensiblen, zudem mega-rassistischen Äußerung bestimmt auf der Liste der Ausgestoßenen wiederfinden. Jene, die bereits darauf stehen, sollten dies als Ritterschlag verstehen.
Es tut mir ja so leid, aber Gedichte und Dichtende sind mir gänzlich egal.
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