Plan B: Familiennachzug direkt in den Bundestag

Realitätsflucht wird mit nicht unter vier Jahren Berlin bestraft. Daraus folgt ein Vorschlag, eine ordnungsgemäße Familien-Zusammenführung betreffend:

1. Der neunzehnte Deutsche Bundestag verfügt über 709 gewählte Abgeordnete. Bei einer Schwankungsbreite von drei bis sechzehn (und einem Durchschnitt von acht) Familienmitgliedern ergibt das, die damit anstehenden Familienzusammenführungen hochgerechnet, für die nächsten drei bis dreieinhalb Jahren einen Parlamentsaufwuchs von 5.672 Personen. Da es sich dabei um eine faktenbereinigte Schätzung, sprich: Ansichtssache, handelt, steht es jeder Partei frei, diese Zahl ihrem Eigenbedarf entsprechend beliebig zu verringern oder zu erhöhen.

2. Fest steht hingegen der Zeitplan. Nur mit ihm lässt sich gewährleisten, dass auch die letzten Zuzügler die Chance auf Integration, sprich: Beteiligung am parlamentarischen Geschehen, erhalten. Unter allen Integrationskonzepten verspricht das der familiären, nichtpatriarchalischen Mitwirkung (horizontal participation) an der gesetzgeberischen Tätigkeit des Bundes den größtmöglichen Zugewinn an staatlicher Gemeinschaft.

3. Wir fordern daher den Senat von Berlin auf, im Zusammenwirken mit der Bundestagsverwaltung unverzüglich bauliche und administrative Maßnahmen für die komfortable Unterbringung und Versorgung des genannten Personenkreises im Regierungsviertel zu ergreifen. 

4. Die Notwendigkeit einer zügigen Zusammenführung ergibt sich aus der Zusammensetzung des Parlaments: Ein Frauenanteil von 31 Prozent bzw. ein entsprechender Männeranteil von 69 Prozent birgt ein hohes Aggressivitätsrisiko für die umwohnende Bevölkerung, das mittelfristig um den Faktor 0,3 gesenkt werden sollte. Das Motto dieses Bundestages lautet: Sicherheit zuerst (security first). 

5. Den designierten Regierungsparteien raten wir dringend, sich in ihren Koalitionsverhandlungen auf konstruktive Lösungen zur Gestaltung der Familienzusammenführung im angegebenen Sinne zu einigen. So sollten, um nur das Wichtigste zu nennen, Ausschüsse entsprechend der anstehenden Integrationsaufgabe zum Teil  erheblich vergrößert, der Bau eines neuen Plenarsaales zügig in Auftrag gegeben werden. 

6. Vorrangig wären die Deutschkenntnisse des angedachten Personenkreises im Laufe der nächsten acht Jahre zügig auf das im heutigen Bundestag anzutreffende Niveau anzuheben beziehungsweise zu verringern. 

7. Der daraus entstehende Bedarf an Lehrern, Psychologen, Therapeuten, Konfliktmanagern, Frömmlern, Gesundbetern und Klugschwätzern aller erdenklichen Richtungen übersteigt beträchtlich das derzeitige Angebot auf dem Fachkräftemarkt. Daher sehen wir den Senat von Berlin in der Pflicht, unverzüglich in neue Ausbildungsstätten und neue Ausbildungszweige zu investieren. Das Angebot müsste sich vor allem an die ältere Berliner Bevölkerung richten, da aus dieser Gruppe die meisten Beschwerden über unverständliche beziehungsweise mangelhafte sprachliche Äußerungsformen frei flottierender Politiker-Clans kommen und in ihr das größte ungehobene Befähigungspotential in Verbindung mit einem realen Betätigungswunsch zu vermuten ist. 

8. Nachgegangen werden muss dem vorwiegend aus den Reihen der Linkspartei, der Grünen sowie überraschenderweise der AfD kommenden Hinweis, mit dem Familiennachzug der regulär gewählten Abgeordneten dürfe es weder heute noch in Zukunft sein Bewenden haben. Die Initiative sieht unter anderem vor, neben den Bundestagsneulingen auch gescheiterten Bewerbern um ein Abgeordnetenmandat einen rechtsfesten Sitz im Parlament zu verschaffen und diesem Personenkreis einen geregelten und human vertretbaren Familiennachzug zu ermöglichen. Konkrete Vorschläge dazu scheinen bereits in allen Fraktionen zu zirkulieren. Ihr Kampf sei der unsere! 

9. Was auf den ersten Blick wie nackte Verzweiflung anmuten könnte, macht bei näherer Betrachtung Sinn. Jede kommende Führung dieses Landes bedarf der Expertise der Gescheiterten. Neuere Studien besagen, dass ihr Anteil an der Bevölkerung in raschem Wachstum begriffen ist. Ihre rechtzeitige Einbindung sollte daher gemeinsame Pflicht sein. „Die Gescheiterten sind unsere Zukunft!“ Das ist – seit den Büchern Thilo Sarrazins – der Wahlspruch, mit dem die SPD ihre Vorsitzenden wählt und Wahlen gewinnt. Doch der Vorsprung schmilzt.

10. Der Integration der Gescheiterten auf hohem Niveau muss schon deshalb Priorität eingeräumt werden, weil – wie bekannt – die häufigsten Übergriffe auf die zivile Bevölkerung von diesem Personenkreis ausgehen. Selbst gewählte Sprecher der unter Nachwuchsmangel leidenden Polizei laufen inzwischen Gefahr, gleich ihren Untergebenen angepöbelt und von Möchtegernpolitikern, hinter denen die unsichtbare Hand der Parteiapparate spürbar wird, am Betreten bestimmter Häuser, zum Beispiel Universitäten, gehindert zu werden, so dass man hier und da die Bemerkung fallen hört, der Staat könne die Gescheiterten ruhig in Polizeiuniformen stecken, der Unterschied sei bloß für Altbürger über Siebzig erkennbar und daher leicht zu vernachlässigen. 

Ulrich Schödlbauer ist Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Essayist. Dieser Beitrag erschien zuerst auf Globkult hier.

Foto: Bundesregierung/Steins

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Leserpost

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Stephan Lüno / 02.02.2018

Augen zu und durch, es bleibt zumindest spannend obwohl das unschöne, chaotische und unfassbar kostspielige Finale zeichnet sich immer deutlicher ab am Horizont.

Andreas Rochow / 02.02.2018

Regierungs- und leider auch grokoamtlicher Irrwitz, wie er dereinst in den Geschichtsbüchern stehen wird. Uns wird das Lachen noch vergehen.

Dr. Liu Mei / 02.02.2018

Im Sinne der Ehrlichkeit? der Politik wäre zu empfehlen, das die schon länger hier Regierenden gleich das Zepter an die seit kürzlich hier Lebenden und die zu erwartenden neu hinzukommenden hier Lebenden (Goldstücke), übergeben. Das hätte den Vorteil, das Diskussionen über Zukunftstechnologien mit einhergehender “Arbeitsplatzfreistellung” obsolet werden. Die bis zum umfallen hart arbeitende Politikerclique, kann sich dann weiterhin mit Worthülseerfindungen z.B. “atmender Deckel” oder der dramatischen “Härtefallregelung” zur Bildung homogener arabischer Großfamilien, beschäftigen.  In Abwandlung einer osmanischen Weisheit, nimmt der Zug vom Abendland in’s Morgenland immer schneller Fahrt auf.

Karla Kuhn / 02.02.2018

Wie im Kommunismus, dort wurde auch schon früh vorgesorgt. Wen wundert es, schließlich hat Deutschland eine gut ausgebildete FDJ Agitatorin als Kanzlerin bekommen, (nicht meckern, große Teil der Deutschen haben diese Frau gewählt !!) Nehmen wir es doch als “Bereicherung.” Übrigens, nichts ist unendlich und der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht. Ich finde, er schleppt sich schon recht langsam dahin. Die SPD liegt bei 18 %, allerdings zweifle ich generell Umfragen an, darum sind die 18% für mich noch zu hoch. Ich hoffe, die CDU folgt schnellstens.

Herbert Dietl / 02.02.2018

Das arme Kind!

Hjalmar Kreutzer / 02.02.2018

Danke! Der ganze Wahnwitz ist auch nur noch mit Sarkasmus zu ertragen. Difficile est NON satiram scribere.

Roland Müller / 02.02.2018

Die AfD hat allerdings keine willkürlich festgelegten Zahlen gefordert, wie es die Grokos machen, sondern eine dauerhafte sorgfältige Einzelfallprüfung. Kurz gesagt hat die AfD gefordert, denjenigen zu helfen, die wirklich hilfsbedürftig und hilfswürdig sind, um die unkontrollierte massenhafte Entstehung von Sozialhilfeadel und mafiaähnlichen Clans einschließlich Lug und Betrug wie in Berlin zu vermeiden.

K.Pape / 02.02.2018

Gemeinsames Blockflötenspiel, wie es die damalige Kanzlerin vorschlug, könnte auch die Integration erleichtern. Für genügend Instrumente und Musiklehrer wäre natürlich ebenfalls zu sorgen.

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