Klasse - und wer könnte diese neue Bundeswehr besser organisieren als BERATER ? Accenture läuft sich schon warm.
@Andreas Rochow: Kann nur beipflichten. Leider ist die Bundeswehr ein bürokratisches Monstrum, dem ich nur wenig Reformfähigkeit zutraue. Bei meinem letzten Besuch vor 2 Jahren gab es noch Büros die nach Zigaretten stanken (habe ich seit Abschluss meiner Lehre 2005 in der Privatwirtschaft nie mehr gesehen, mindestens). Auf IT-Jobmessen laufen die, die was taugen lachend von den Ständen der Armee davon. Es ist klar was für „Kandidaten“ dort stehen bleiben. Und es wird klar, wieso so ein Monstrum ohne externe Berater gar nicht mehr kann. Ich habe mich um den Wehrdienst gedrückt, auch weil die Zeit qualitativ schlecht genutzt wurde (der Zivildienst war hingegen mein mich erfüllendster Job bisher und ich bin immer noch mit der Einrichtung verbunden) vor allem aber wegen der Wehrgerechtigkeit. Abgesehen davon, dass nach Geschlecht diskriminiert wurde, hatte man als zu Musternder einfach mathematisches Pech, dass man nicht zu den Glücklichen gehörte die nie angeschrieben wurden. Welche Gerechtigkeit noch mal? Am meisten widerte mich aber die Abbildung der Klassengesellschaft an. Alle „Pechvögel“ aus dem Bildungsbürgertum hatten selbstverständlich schon lange vor Dienstantritt die Zivildienststelle sicher, während Unterschichtler und Zuwanderer das Wort „Wehrpflicht“ für bare Münze nahmen. Welch Dümmchen aber auch. Hier fand Soziale Auslese statt von Seiten derer, die sich den Kampf dagegen sonst ganz groß auf die Fahnen schreiben. Und es ging noch weiter: Es gab ganze Kanzleien die sich darauf spezialisiert hatten, die Sprösslinge ihrer Klienten von jeglicher Pflicht (Wehr- oder Zivil-) zu befreien. Die Musterungsärzte ließen sie davonkommen - denn natürlich konnte jeder von ihnen vorweisen „etwas besseres in Aussicht“ zu haben. Eine neue Wehrpflicht müsste mMn ausnahmslos jeden einziehen: auch Alte, Behinderte, Frauen usw. (jeder der nicht an der Waffe diente, so wie mich zb).
Es wird schon noch kommen: Die Bundeswehr wird den Bösen, wer auch immer die dann sein mögen, in Umstandsuniformen und mit in Plüsch gewickelten Pauken und Trompeten sowie gendergerechten Isomatten entgegentreten. Und vor der Ausführung eines Befehls wird natürlich demokratisch abgestimmt. Wer nicht möchte oder gerade einen Frisörtermin hat, der darf natürlich nach Hause gehen. Alles wird gut.
Das Thema ist wichtig, aber die meisten Kommentatoren sehen das ähnlich: Der Kopf stinkt schon lange, da wird auch der Körper krank. Änderungen sind nicht absehbar. Franz Altmann schreibt hier (mit meinen Worten), dass aus der BW eher islamische Revolutionsgarden werden, als eine kampfstarke, der westlichen Freiheit zugewandte Armee. Zur Zeit ist die BW nur als Drohung und als Wachregiment (Feliks Dzierżyński) zur Sicherung der Macht (und der Pfründe) der ‘Politeliten’ gegen die unzufriedene Bevölkerung gedacht. Ich würde mich aber nicht wundern, wenn demnächst wieder mal ein Pfarrer(in) V-Minister(in) wird und Imkerregimenter zur Rettung der Bienen aufstellt. Da hätten wir dann auch die dringend benötigten Drohnen. Ich dachte da an jemand trinkfestes, eine Quasibischöfin.
Volle Zustimmung und Ergänzung zu diesem Beitrag. Die ZEIT vermeldete am 27.06.13, dass drei Schulen den “Aachener Friedenspreis” bekommen haben, weil sie keine Jungendoffiziere mehr in den Unterricht lassen. Darunter ist z.B. die “Käthe-Kollwitz-Schule” in Offenbach.
Es liegt wohl kaum im Interesse der USA, dass ein großes Volk in der Mitte Europas keinerlei Überlebenswillen mehr zeigt. – Bleiben wir ein Leben lang infantil, wollen alles und das sofort und umsonst? Infiziert sich schon die Jugend mit dem Überdruss einer überalterten Gesellschaft? Halten wir in naivem Überschwang Krieg für ausgeschlossen? Oder wollen wir uns auf unsere alten Tage lieber vorauseilend ins Schicksal fügen als Stress machen? Auf jeden Fall ist uns das Maß für das, was wir können und wollen, abhanden gekommen: ein gesundes Selbstvertrauen. Wir schwanken zwischen Selbstüberschätzung und Verzagtheit. – Für unsere Zickereien die Köpfe hinhalten müssen derweil die Amerikaner, Franzosen und Polen.
“einen Wehrdienst, nach dessen Ableistung man klüger ist als vorher..” - Klüger ist man in jedem Falle, so oder so. Aber diese Vorstellungen von großdeutschen Interessen, die global zu verteidigen wären, das grenzt doch an den alten Größenwahn. Zu Zeiten des kalten Krieges war der natürliche Feind der (West-)Deutschen gleich hinter dem Eisernen Vorhang. Damit war einfach und schlüssig zu argumentieren. Heute haben wir eine Gesellschaft, die nicht willens noch fähig ist, die national begründeten Grenzen ihres Staatswesens zu bewachen. Von “Verteidigen” möchte ich gar nicht reden. Das wäre doch schon auf der Erkenntnisebene der erste Schritt. Und zwar ein theoretischer Schritt, den die Mehrheit der Menschen auch mit Wehrpflicht in der Praxis nicht mit gehen wollten. Daran anknüpfend würde ich meinen, dass ordentliche Anstrengungen, das alte originär deutsche Territorium im Konfliktfalle vor Bomben, Raketen, Beschuss und auch der Luftaufklärung inklusive Weltraumspionage zu beschützen schon eine gewaltige Aufgabe darstellt, von der ich nicht glaube, dass sie mit gegenwärtigen Ressourcen zu leisten wäre. Vom Willen einmal der Verantwortlichen ganz zu schweigen. Ich bin gegen die weitere Bezuschussung des Nato-Bündnisses. Nicht, weil ich den Bündnispartnern im Konfliktfalle misstraue, das kann man derzeit sowieso nicht einschätzen. Manche Dispute zwischen London und Europa hören sich heute schon danach an, als würden bald wieder richtige Bomben fallen. Sondern, weil die Mittel, die in den letzten 28 Jahren im guten Vertrauen dort eingebracht wurden, weder zur Verteidigung noch zur Wahrung irgend welcher vernunfthaltiger Positionen verbraten wurden. Sondern zur Befriedigung der Eitelkeiten und Selbstgefälligkeiten einiger weniger Machthabender. Das sollte uns nicht Grund genug sein, unser Nationaleinkommen zu verschleudern. Auch nicht, wenn die Macht quasi ausschließlich in den Händen demokratisch gewählter Hausfrauen liegt.
Die Illusion des siegreichen superintelligenten superaugerüsteten superpräzisen Elitesoldaten wird seit spätestens Vietnam in schöner Regelmäßigkeit zerstört. Das Problem sind die boots on ground, die man auch heute noch braucht, um die Folgen eines wie auch immer gearteten militärischen Sieges in einem fremden Land steuern zu können. Die Schweiz zB setzt seit langem auf eine reine Armee der Abschreckung, gut eigebettet in die eigene diplomatische Doktrin. Im übrigen besteht diese Abschreckung nicht in Waffensystemen, sondern in der Drohung eines Guerillakrieges in den Bergen durch eine allgemein zu den Waffen gerufene Bevölkerung. Deutschland wird nie ein global agierender militärischer Player werden können. Rein geographisch ist das schon ausgeschlossen. Deutschland war geschichtlich nur als Friedensmacht wirklich erfolgreich. Dabei sollte es bleiben.
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