Claude Cueni, Gastautor / 07.05.2022 / 10:00 / Foto: Pixabay / 10 / Seite ausdrucken

Philippinen: Die Rückkehr des Marcos-Clans

Am Sonntag finden die philippinischen Präsidentschaftswahlen statt. Viele Kandidaten versprechen weniger Armut, weniger Kriminalität und ein Ende der „Anarchie der Familie“. Denn politische Ämter werden traditionell an den Nachwuchs „weitervererbt“.

2016 gewann Rodrigo Duterte (77) die philippinischen Präsidentschaftswahlen. Eine Amtszeit dauert sechs Jahre, eine zweite ist gemäß Verfassung nicht erlaubt. Darum nannte Duterte frühzeitig seinen Wunschkandidaten für die kommenden Wahlen am 9. Mai: „Bongbong“ Marcos (64) der Sohn des Diktators Ferdinand Marcos (1917–1989). Der Junior kandidierte damals für das Amt des Vizepräsidenten und unterlag schließlich der Anwältin Leni Robredo (56).

Sechs Jahre später kämpfen Marcos und Robredo erneut gegeneinander. Diesmal um die Präsidentschaft. Marcos liegt gemäß der April-Umfrage immer noch mit historischen 56 Prozent in Führung, Robredo mit 23 Prozent auf Platz zwei. Sie verspricht, was alle versprechen: Weniger Armut, weniger Kriminalität, weniger Korruption und ein Ende der „Anarchie der Familie“, gemeint ist die in Asien verbreitete Sitte, politische Ämter an den Nachwuchs „weiterzuvererben“.

Duterte wollte ursprünglich als Vizepräsident kandidieren, um nach dem Ausscheiden aus dem Amt der Strafverfolgung zu entgehen. Aber kein Präsidentschaftskandidat wollte ihn als Vize. Der internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag ermittelt gegen ihn wegen 7.000 Morden. Duterte kennt die Spielregeln. Nach seinem Wahlsieg 2016 ließ er gleich die Justizministerin Leila de Lima (62) medienwirksam im Parlament verhaften. Sie sitzt immer noch hinter Gittern. Wer rettet nun Duterte? Niemand.

Deal mit Duterte

Jetzt ist „Bongbong“ Marcos nicht mehr Dutertes Wunschkandidat, sondern „ein verwöhnter Kokainabhängiger, der zu schwach ist für das Amt des Präsidenten“. Denn als Vize wählte Marcos ausgerechnet die Rechtsanwältin Sara Duterte-Carpio, 43, die Tochter von Duterte. Die Beziehung zu ihrem Vater ist „kompliziert“. Sie ist die Bürgermeisterin der Millionstadt Davao City. Sie „erbte“ das Amt von ihrem Vater, als dieser Präsident wurde. Zuvor war sie sein Vize, jetzt ist ihr Bruder Paolo ihr Vize und auch ihre Mutter und der jüngere Bruder Sebastian bekleiden politische Ämter.

Nebst Marcos und Robredo kämpfen vier weitere Kandidaten um den Einzug in den Malacañang-Palast. In den Umfragen abgeschlagen auf Platz 3 erleidet der siebenfache Boxweltmeister Manny Pacmann Pacquiao (43) mit nur 7 Prozent einen Knock-Out. Während er in seiner Heimatprovinz Sarangani als Nationalheld gilt, nimmt ihn in Manila kaum jemand ernst. Nach seinem letzten Kampf in Las Vegas antwortete der Jahrhundertboxer auf die Frage, ob er Präsident werden wolle, Politik sei schwieriger als boxen. Das ist die bittere Erfahrung, die ihm der Wahlkampf beschert. Er wirkt naiv und sprachlich unbeholfen wie ein Primarschüler, vielleicht kann er nur mit den Fäusten sprechen.

Auch er verspricht, die Korruption zu bekämpfen, hängt aber selber in einem Steuerverfahren fest. Als erste Amtshandlung will er ein „mega prison“ für korrupte Beamte in Auftrag geben und Sondergerichte für die Verurteilung der Täter einrichten. Im Kongress glänzt der vielbeschäftigte Sänger, Schauspieler und Markenbotschafter durch Abwesenheit und dass „Schwule schlimmer als Tiere“ sind, sei einfach Gottes Gebot. Auf seinen Wahlkampftouren verteilt er Tausend-Peso-Scheine (ca. 20 Euro). Wie im alten Rom.

25 Millionen Menschen leben von weniger als 1,65 Euro pro Tag

Auf Platz 4 der Umfragen liegt mit 4 Prozent der frühere Fernsehstar Isko Moreno (47), heute Bürgermeister von Manila. Aufgewachsen ist er in den Slums von Tondo vor den Toren Manilas. Er spricht den Slang der Straße und erklärt seine Politik anhand von Powerpoint-Präsentationen. Er will an den Schulen iPads für alle einführen und mit dem Satellitensystem von Elon Musk ein Frühwarnsystem für Naturkatastrophen einrichten. Mit modernster Hightech-Technologie sollen Drogenbarone aus dem Verkehr gezogen werden.

Ping Lacson (73) stagniert bei zwei Prozent. Der ehemalige Generaldirektor der Philippine National Police wurde vor einigen Jahren von Interpol international zur Fahndung ausgeschrieben. Er soll mutmaßlich den Journalisten Salvador Bubby Dacer erschossen haben, weil dieser ihn des Insiderhandels bezichtigte. Irgendwie konnte der Untergetauchte seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und auf die Philippinen zurückkehren. Man wirft ihm vor, dass er während der Diktatur als Chef der Geheimpolizei für Folterungen verantwortlich war.

Sozialist Leody De Guzmann (62) erreicht mit 0,03 Prozent das palliative Stadium. Er will die direkte Demokratie einführen, den Diktator Marcos aus dem Heldenfriedhof verbannen, den Dialog mit den Terroristen im Süden suchen und die 250 reichsten Familienclans mit einer einmaligen Steuer von 20 Prozent zur Kasse bitten. Was ihm jedoch fehlt, sind Sponsoren, denn De Guzmann hat kein Geld und seine Wähler haben auch keins (Rund 25 Millionen Menschen leben von weniger als 1,65 Euro pro Tag). Sponsoren setzen auf aussichtsreiche Kandidaten und erwarten eine Gegenleistung, „utang na lob“, die gegenseitige Bringschuld. Was im familiären Umfeld die Bande stärkt und das fehlende Sozialsystem ersetzt, fördert in der Politik die Korruption. Es kommt nicht von ungefähr, dass man Kongressabgeordnete „Tongressmen“ nennt, bestechliche Männer.

Clanmitglieder gelten als Celebrities

Parteien haben auch in diesem Wahljahr kaum Bedeutung. Die Menschen wählen mit Vorliebe Celebrities aus dem Showbiz. Medienpräsenz, Singen und Tanzen scheinen wichtiger als politische Versprechen, die eh keiner einlöst. Beliebt sind auch die Oligarchen-Clans, die seit Jahrhunderten in ihren Provinzen Politik und Gesellschaft dominieren und sich mit privatfinanzierten öffentlichen Bauten und Geldgeschenken die Wählergunst erkaufen. Ihre Namen haben einen hohen Wiedererkennungswert und die Clanmitglieder gelten unabhängig von den Untaten ihrer Vorfahren als Celebrities.

Die meisten Marcos-Wähler hätten lieber erneut Rodrigo Duterte gewählt, das Original. „Bongbong“ Marcos ist zweite Wahl. Doch wo Duterte draufsteht, steckt der Marcos-Clan drin, eine Polit-Dynastie, die seit Generationen die Provinz Ilocos Norte beherrscht. Die beiden Familien waren schon immer eng miteinander befreundet. Dutertes Vater diente bereits unter dem Diktator. Die Marcos' finanzierten 2016 einen Teil von „Dirty Harrys“ Wahlkampf. Als Gegenleistung vergaß Duterte sein Wahlversprechen, die gestohlenen Marcos-Milliarden aufzuspüren. Und mehr noch: Der Clan durfte den einbalsamierten Leichnam des Diktators auf dem Heldenfriedhof begraben. Seit 1993 war der Patriarch auf dem Familienanwesen in einem Glassarg aufbewahrt und in der Warteschleife. Die „National Historical Commission of the Philippines“ war entsetzt, Angehörige von Ermordeten protestierten. Vergebens.

Am 4. Februar fand die von der Wahlkommission „Comelec“ gewünschte erste große Fernsehdebatte statt. Zahlreiche TV- und Radiostationen waren anwesend. Journalisten sollten die sechs Anwärter befragen. Einer aber fehlte: „Bongbong“ Marcos. Er mag keine kritischen Fragen. Das sind Fragen nach den 75.000 dokumentierten Verbrechen, die sein „geliebter Dad“ begangen hat: 70.000 wurden in Militärlagern interniert, 34.000 davon gefoltert, 3.240 ermordet, einige Tausend sind spurlos verschwunden. Es sind Fragen nach dem Verbleib der geraubten 10 Milliarden Dollar, die der Clan dem Land gestohlen hat. Die Schweiz blockierte damals 685 Millionen Dollar Marcos-Gelder auf Schweizer Bankkonten und gab sie nach Jahren an den philippinischen Staat zurück. Das kleptokratische Regime der Marcos-Familie galt in jener Zeit als das zweitkorrupteste der Welt. Und diese Epoche nennt „Bongbong“ Marcos das „Goldene Zeitalter der Philippinen“.

Die blutige Vergangenheit „den Geschichtsprofessoren überlassen“

Zur Eröffnung seiner Wahlkampagne hielt er eine 20-minütige Rede, in der er 21-mal das Wort „Einheit“ benutzte. Das ist sein Programm: Einheit. Und die blutige Vergangenheit soll man „den Geschichtsprofessoren überlassen“. Marcos greift keine Mitbewerber an, das finden seine Wähler sympathisch. Er lässt angreifen, was seine Fans für Fakenews halten. Marcos reagiert nicht auf Beleidigungen. Dass Duterte ihn ein verwöhntes Rich Kid nennt, sieht er ihm nach. Er mimt den Gentleman, der über den Dingen steht. Auch schriftliche Interviews lehnt er ab. Er stellt die Fragen. Wie in der TV-Show „Toni Talks“. Die befreundete Schauspielerin und Moderatorin Toni Gonzaga (38) führte das Vier-Augen-Gespräch. Marcos war einst ihr Trauzeuge. Wir erfuhren, dass sein geliebter „Dad“ einmal allen seinen Klassenkameraden ein Eis spendierte. So einer war sein Vater, unglaublich nett. Und einmal lacht „Bongbong“ Marcos in die Kamera: „Alle großen Männer haben viele Feinde. Wenn du deine Gegner wütend machst, hast du einen guten Job gemacht.“

Am liebsten tritt Marcos alleine auf und hat alles unter Kontrolle. In über 200 Videoblogs schwärmt er von seinem großartigen „Dad“, dem „besten Präsidenten, den die Philippinen jemals hatten“. Wir erfahren, dass er die gleiche Kleidergröße hat wie sein Vater, die gleiche Stimme, und dass er und der Diktator praktisch identisch sind. Bereits als 23-Jährigen ernannte ihn sein Vater zum Vizegouverneur der Heimatprovinz Ilocos Norte, sechs Jahre später zum Gouverneur. Als Strohmann der Telekommunikationsfirma Philcomsat bezog er ein astronomisches Jahresgehalt von rund 1,16 Millionen Dollar. Seine Videoblogs sind Homestories, Reality-Soaps.

Zahlreiche Organisationen und Privatpersonen, darunter etliche Angehörige von Folteropfern, verlangten von der Wahlaufsichtskommission COMELEC die Disqualifikation von Marcos, weil er mittlerweile 23 Milliarden Peso angehäufter Steuerschulden hat. Bereits 1997 hatte ihn das Oberste Gericht zur Zahlung verpflichtet. Gemäß Verfassung kann er deshalb nicht kandidieren. Die COMELEC müsste ihn ablehnen. Sie tut es nicht.

„Uns gehört praktisch alles auf den Philippinen.“

Imelda Marcos (92, siehe Bild oben) die Witwe des verstorbenen Diktators, hat es nie verwunden, dass ihr Clan 1986 von der EDSA-Revolution aus dem Land vertrieben wurde. Corazon Aquino übernahm darauf die Präsidentschaft und gründete als erste Handlung die Presidential Commission on Good Government (PCGG), die ausschließlich die Aufgabe hat, die verschwundenen Marcos-Milliarden aufzustöbern. Interne Korruption schmälerte den Erfolg. 1991 wagte der Clan deshalb die Rückkehr auf die Philippinen. Imelda spottete in Interviews, es gebe wesentlich mehr Geld als die PCGG bisher aufgestöbert habe: „Uns gehört praktisch alles auf den Philippinen.“

Sie gehört zum Clan der Romualdez, einem der 18 Großfamilien, die seit Generationen den Inselstaat beherrschen. 1993 wurde sie wegen Diebstahls zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, fünf Jahre später hob das Oberste Gericht das Urteil „wegen technischer Fehler“ auf. Sie saß nicht einen Tag hinter Gittern. Seit 2014 arbeitet sie daran, dass ihr Sohn Präsident wird und sie zurück in „ihren“ Malacañang-Palast bringt. Sie selbst hatte mittlerweile 901 Klagen am Hals und wurde 2018 zu 42 Jahren Gefängnis verurteilt. Aber die „Königin der Diebe“ musste ihre Strafe „aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters“ nie antreten. Sie war einst das Glamour-Girl der Philippinen, der Malacañang-Palast ein bisschen Buckingham. Sie brachte die Beatles nach Manila, im Oktober 1975 stiegen in Quenzon City die Legenden Muhammad Ali und Joe Frazier in den Ring. Und Fidel Castro gestand ihr, er habe noch nie eine so schöne Frau gesehen. Sie sagt: „Mag sein, dass ich der größte Star der Gegenwart bin, aber ich bin vor allem die Sklavin der kleinen Leute.“

2014 schmiedete sie einen Plan. Zuerst sollte der ramponierte Ruf der Familie wiederhergestellt werden, um eine spätere Rückkehr zur Macht zu ermöglichen. Das böte die Möglichkeit, die PCGG aufzulösen und alle Strafverfahren gegen kriminelle Clanmitglieder einzustellen. Die Familie kontaktierte die New Yorker Firma Cambridge Analytica (CA), die in den Sozialen Medien versuchte, mit Mikrotargeting das Wahlverhalten zu beeinflussen. Ex-Angestellte und Whistleblower Brittany Kaiser sagt, die Familie habe um ein Rebranding des Familiennamens „Marcos“ gebeten.

CA schlitterte 2018 in die Insolvenz. Marcos beauftragte eine philippinische Partnerfirma und startete eine gewaltige Desinformationskampagne. Chinesische und philippinische Trollfarms veranstalten seitdem ein beispielloses Brainwashing und verbreiten täglich auf Facebook, TikTok, Youtube, Twitter und Instagram koordinierte Fakenews und zünden Shitstorms gegen die Zweitplazierte Leni Robredo. Geld hat er genug.

Teenager mit tiefem Bildungsniveau sind leicht zu begeistern

Die Pandemie hat zahlreiche Debatten ins Internet verschoben. Von Anfang an fokussierte „Bongbong“ Marcos seine Kampagne auf die Sozialen Medien. Hier findet er seine Zielgruppe, junge Menschen, die nach der Diktatur geboren sind. Antonio La Viña (62), ein ehemaliger Direktor der Ateneo-Schule, einer Kaderschmiede für zukünftige Regierungsbeamte, sagt, die Hälfte der Wähler sei zwischen 18 und 41, sie hätten das blutige Kriegsrecht nie am eigenen Leib erfahren. Informationen beziehen sie aus den Sozialen Medien. Es sei sehr einfach, diese Jugend davon zu überzeugen, dass Folter und Morde nie stattgefunden haben. Selbst in ihren Schulbüchern fehlten Fakten zum blutigen Kriegsrecht.

Noch vor zehn Jahren bestritten in einigen Provinzen katholische Priester den Geschichtsunterricht und lehrten, dass Adam und Eva die ersten Menschen auf Erden waren. Leichtgläubige Teenager mit tiefem Bildungsniveau sind leicht zu begeistern. Sie mögen den Glamour, den der Clan ausstrahlt. Sie halten Marcos für einen richtigen Monsieur, der das Ansehen der Philippinen im Ausland wiederherstellen wird. Gebildet sei er auch noch. Erwähnt man, dass sein angeblicher Abschluss an der Oxford University genauso Fake ist, wie es damals die Tapferkeitsmedaillen seines Vaters waren, reagieren seine Anhänger irritiert. Ob man denn nicht wisse, dass das alles Fakes sind? Marcos erhielt damals in Oxford einen Trostpreis in Form eines „Spezialdiploms“. Obwohl Clare Woodcock, der Pressesprecher der Universität, öffentlich bestätigt hat, dass Marcos nie einen Bachelor abgeschlossen hat, vertrauen seine Anhänger TikTok mehr als den Medien.

Es ist aber nicht nur die Jugend, die Marcos wählt. Es sind auch Teile der älteren Generation, die damals dem Diktator applaudierten und sich jetzt einen Marcos II wünschen, einen „strong man“.

Am Sonntag, dem 8. Mai, wird der No-show-Kandidat „Bongbong“ Marcos zusammen mit der Duterte-Tochter Sara die Wahlen gewinnen und im Juni mit Mutter Imelda und Senatoren-Schwester Imee Marcos, 66, in den Malacañang-Palast einziehen. Sie werden das „Goldene Zeitalter“ fortsetzen. Das „Goldene Zeitalter“ des Marcos-Clans.

Dieser Beitrag erschien in gekürzter Fassung zuerst in der „Weltwoche“.

 

Claude Cueni ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er ist mit einer Filipina verheiratet und Autor des Philippinen-Romans „Pacific Avenue“. Zuletzt erschienen im Verlag Nagel & Kimche die Romane „Genesis – Pandemie aus dem Eis“ (2020) und „Hotel California“ (2021). Im August (2022) erscheint in der Edition Königstuhl sein Thriller „Dirty Talking“.

Foto: Pixabay

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Peter Mielcarek / 07.05.2022

Die Philippinen sind sehr philipinisch. Wie in allen anderen Demokratien werden die Phillipinos es schaffen, eine Regierung zu wählen, die ihnen schadet. Wie immer und überall.

Arne Ausländer / 07.05.2022

@Bernd Ackermann: Ja, das ist das Problem bei den meisten Wahlen wie bei manchen Speisekarten: Was man möchte, steht nicht zur Wahl, und von dem, was da steht, mag man eigentlich nichts so richtig. Der Vorteil bei der Speisekarte: Man muß nichts davon nehmen. Bei politischen Wahlen aber wird einem dann immer irgendwas aufgetischt - und das soll man dann schlucken. - In den 1980ern habe ich (in der DDR) mit Freunden zusammen versucht, was dran zu ändern, also erreichen, daß auch das, was man will zur Wahl stünde. Als es so aussah, als könnte das gelingen, wurde die seit 14 Tagen geplante Grenzöffnung mit großem Getöse ein paar Wochen vorgezogen, und am Ende kam der Anschluß nach Artikel 23. Also die Westvariante des Wahlzettels ohne Wählbares. Ein Versuch pro Leben - das ist schon mehr als üblich. Die meisten versuchen es gar nicht erst. Sollte man aber. Selbst wenn’s nix wird, man fühlt sich danach besser. Ein bißchen.

Stefan Hofmeister / 07.05.2022

“Es ist aber nicht nur die Jugend, die Marcos wählt. Es sind auch Teile der älteren Generation, die damals dem Diktator applaudierten und sich jetzt einen Marcos II wünschen, einen ‘strong man’.” - den “Strong Man” wollen diejenigen deswegen, weil es ihnen wichtiger ist, halbwegs sicher auf der Straße laufen zu können, als irgendwelchen woken Hirngespinsten westlicher Spinner nachzukommen. Genau aus diesem Grund wählen sie auch einen Bolsonaro in Brasilien. Die Oberschicht lebt seit jeher abgeschottet, die Mittelschicht ist es, die die Schnauze voll hat.

J.G.R. Benthien / 07.05.2022

Bitte korrigieren: Sonntag ist der 8. Mai. Der 9. Mai ist erst Montag. (Anm. d. Red.: ist korrigiert. Danke für den Hinweis.)

Dr Stefan Lehnhoff / 07.05.2022

Tauschen Sie ein paar Namen und wenige lokale Spezialitäten aus und der Bericht könnte auch über die Ukraine, die USA, Russland oder ein EU-Staat sein. Auch hier heißt wieder: Nicht glauben bedeutet schlicht nicht wissen.

Ludwig Luhmann / 07.05.2022

Bei den Verschwörungstheoretikern aus den USA habe ich ein Telefonat mitbekommen, in welchem behauptet wurde, dass es unabhängig vom Wahlausgang in den Philippinen für diejenigen einen totalen Lockdown geben würde, die sich nicht den neuesten Booster geben lassen wollen.

Peter Mielcarek / 07.05.2022

Es ist sehr schön, dass jede Meinungsäusserung von einem Moderator geprüft wird. So sollte es auch bei Wahlen sein. Dann könnte man sich den dämlichen Wahlkampf sparen.

Peter Mielcarek / 07.05.2022

Freie Wahlen in einem freien Land. In Demokratien gewinnen immer nur die Besten. Jede Demokratie bringt die Besten an die Macht. Wählen macht Spass. Jede Stimme zählt.

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