Henryk M. Broder / 12.09.2007 / 18:17 / / Seite ausdrucken

Paul hat eine Frage. Hat jemand eine Antwort?

Aus der taz von gestern, 11.9.07:

Zwangsheiraten finden nicht unbedingt in frommen,
sondern eher in zerrütteten Familien statt. (...)
Forscher: Nicht die Religion ist dran schuld, sondern
ein patriarchales Familienbild

AUS BERLIN COSIMA SCHMITT

(...) Am gestrigen Montag stellte ein Autorenteam den
Wälzer “Zwangsverheiratung in Deutschland” vor. (...)
“Es sind nicht einfach die frommen Familien, in denen
es zur Zwangsheirat kommt”, sagt Institutsleiter
Heiner Bielefeldt. “Es sind eher die kaputten
Familien.”

(...)

Fast alle Mädchen leben in Familien, in denen Gewalt
zum Alltag gehört. (...) Auch die automatische
Gleichsetzung des Islam mit einem patriarchalen
Familienverständnis sei falsch und durch die Daten
nicht belegt.”

http://www.taz.de/digitaz/2007/09/11/a0058.1/textdruck

Ja, das ist doch mal eine gute Nachricht! Der Islam
ist nicht schuld - ist also wieder mal besser als sein
Ruf. Wir können weitermachen mit Dialog und
Durchwinken von Moscheebauten.

Eine ganz kleine Frage habe ich dann aber doch noch.

In dem taz-Artikel heißt es: “Noch stehen Frauen, die
von Zwangsheirat bedroht sind, mit ihrem Problem recht
alleine da. Nur wenige Städte bieten überhaupt eine
Anlaufstelle an.”

OK, nicht die Religion ist schuld. Ist das der Grund,
warum Moscheen oder islamische Gemeinden sich um diese
Musliminnen anscheinend überhaupt nicht kümmern?
(Zumindest sagt uns der Artikel nicht, daß islamische
Gemeinden sich des Themas annehmen und den betroffenen
Frauen Hilfe anbieten.)

Bitten die Frauen nun etwa ihrerseits die Moscheen um
Hilfe? Wo doch der Islam praktisch jede Handbewegung
und jeden Augenaufschlag der Muslime festlegt, die sie
tun oder nicht tun dürfen? Nein, das tun sie offenbar
nicht (der Artikel schweigt hierzu), sie bitten, wenn
überhaupt, die “Städte”, also unsere
Gemeindesozialeinrichtungen um Hilfe, die jetzt unter
dem Druck der großen Zahl feststellen, daß sie dafür
überhaupt keine Anlaufstellen haben.

Ich finde, der Islam ist eine ziemlich ökonomische
Religion: Er nimmt sich nur solcher Probleme an, die
er tatsächlich selbst verschuldet hat.

Also keinen. Für den Rest sind “die Städte” zuständig.
Zwangsheiraten haben nichts mit dem Islam zu tun -
also hat der Islam auch nichts mit den
Zwangsverheirateten am Hut. Logisch. Das ist alles
Sache der “Ungläubigen”.

Jetzt soll noch einer sagen, der Islam sei noch nicht
bei uns “zuhause”. 

Wenigstens ist er schon mal in der arbeitsteilig
operierenden Gesellschaft angekommen.

Gruß,
Paul

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