Claude Cueni, Gastautor / 21.03.2025 / 16:00 / Foto: WikiCommons / 14 / Seite ausdrucken

Pariser EU-Abgeordneter will Freiheitsstatue zurück

Der französische Journalist und Europaabgeordnete Raphaël Glucksmann von der Links-Partei „Place publique“ fordert die Rückgabe der Freiheitsstatue, weil sich die USA seiner Meinung nach „entschieden haben, auf die Seite der Tyrannen zu wechseln“.

White House Pressesprecherin Karoline Leavitt reagiert umgehend und sagt, es sei nur den Vereinigten Staaten zu verdanken, dass die Franzosen heute nicht Deutsch sprechen. Einige kontern in den Sozialen Medien mit der Bemerkung, dass es den Amerikanern nur dank den Franzosen möglich war, den Unabhängigkeitskrieg für sich zu entscheiden. Wie kindisch ist denn das? Darf man Geschenke – aus welchen Gründen auch immer – überhaupt zurückfordern? Grundsätzlich gilt: Geschenkt ist geschenkt (Wieder holen ist gestohlen).

Frankreich schenkte den USA die 46 Meter hohe Kupferstatue „Statue of Liberty“ aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der amerikanischen Unabhängigkeit (1776–1876). Die Idee stammte von dem französischen Juristen und Politiker Édouard René de Laboulaye, der ein Symbol der Verbundenheit zwischen beiden Ländern schaffen wollte.

Eine Araberin, die eine Fackel hochhält

Der französische Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi wurde mit dem Entwurf beauftragt, während der „Eisenmagier“ Gustave Eiffel das Innenskelett der Statue konstruierte. Finanziert wurden Bau und Transport der Liberty mit Erlösen aus Lotterien und Wohltätigkeitsveranstaltungen, mit Spenden und Zuschüssen der französischen Regierung beziehungsweise der Steuerzahler. Der Sockel sollte jedoch von den USA selbst finanziert werden. Das war die Bedingung. Aber den Amerikanern war dieses „Geschenk“ zu teuer. Der Zeitungsverleger Joseph Pulitzer startete deshalb eine Spendenkampagne, damit die Statue schließlich, in 350 Einzelteilen zerlegt und in 214 Kisten verpackt, verschifft werden konnte.

Am 28. Oktober 1886 wurde der Koloss, der vom griechischen Sonnengott Helios inspiriert war, eingeweiht. Die ersten Skizzen von Bartholdi zeigten eine Araberin, die eine Fackel hochhält und für einen Leuchtturm am nördlichen Ende des Suezkanals geplant war. Bartholdi scheiterte, aber er gab nicht auf. Als die Anfrage aus Paris kam, holte er seine Muslima aus der Schublade und setzte ihr einen Strahlenkranz auf. Nach viermonatiger Bauzeit stand die etwas kleinere Statue auf einem Sockel in Liberty Island (damals Bedloe’s Island). Die jährlichen Kosten für Reinigung, Korrosionsschutz, Reparaturen und Sicherheitspersonal belaufen sich heute auf 6 bis 8 Millionen US-Dollar. Sie gehört mittlerweile dem National Park Service und wird durch Eintrittsgelder, Steuergelder und Spenden finanziert.

Und jetzt soll sie, wenn es nach dem Willen des Journalisten Glucksmann geht, nach 139 Jahren zurück nach Paris? Oder gleich ins Bartholdi Museum nach Colmar? Die Liberty hat bisher nicht nur der salzigen Seeluft New Yorks getrotzt, sondern auch allen spleenigen Ideen, die für ein bisschen Medienaufmerksamkeit geboren wurden. Auch wenn für den Medienprofi Glucksmann Donald Trump der Türöffner für diesen PR-Gag ist, vergisst er, dass die Freiheitsstatue kein Geschenk für eine Regierung, sondern für ein Ideal war und ist: Freiheit. Und liest man die je nach Bedarf interpretierbaren Paragraphen des Europäischen „Digital Service Act“, kommt man zum Schluss, dass die Freiheitsstatue im EU-Raum definitiv fehl am Platz wäre.

 

Claude Cueni ist Schriftsteller in Basel. Der Beitrag erschien zuerst auf Claude Cuenis Blog. Zuletzt von ihm erschienen: Small Worlds. 70 Dioramen. Edition Künigsstuhl. 164 S., Fr. 39.90.

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Leserpost

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Gerard Döring / 21.03.2025

Das ist ja so primitiv ein Geschenk zurückzufordern.Als ich das las,befiel mich ein Wachtraum Wenn schon dann, gehört sie in den Vogesen aufgestellt. Mit Blick zum Schwarzwald! Als Mahnung! Da stellen wir eines Tages hunderte Windmühlen auf,ob es den Franzmännern passt oder nicht.Und ich freue mich schon darauf.Dann bekommt die Dame eine Geschlechtsumwandlung und einen neuen Namen.Glücksmann Glucksmann, le ànge èternel de la paix.

Thomas Szabó / 21.03.2025

Würde Raphaël Glucksmann die Freiheitsstatue auch bei einer Präsidentin Harris zurück fordern? Glucksmann hätte genug Gründe dafür. Ich spiele damit auf den durch die Demokraten salonfähig gemachten Antisemitismus an - den Trump bekämpft. Der Jude Glucksmann ist doch kein Antisemit? Als Linker ist er ja weich im Antisemitismus gebettet.

Thomas Szabó / 21.03.2025

Die linke Verleumdungskampagne Marke Nazipropaganda gegen Donald Trump wirkt hervorragend. Selbst wenn er Israel rettet, blöken, brüllen die gehirngewaschenen Blödiane: “Nazi! Nazi! Nazi!”

Rainer Niersberger / 21.03.2025

Auf den Quatsch des voellig verpeilten Herrn aus Frankreich sollte man ueberhaupt nicht eingehen. Den im uebrigen zutreffenden Teil der Antwort mit der deutschen Sprache fand ich allerdings schon deshalb erfrischend, weil die grand nation, zu den Siegermaechten gehoerend, mit der eigenen Geschichte und deren Verarbeitung notorisch gewisse Probleme hat.

Walter Weimar / 21.03.2025

Abgeordnete haben vielerlei Privilegien, wie Freifahrten bei der Bahn, Rabatte für manchen Einkauf und was ich nicht alles weiß und ahne. Steht diesen Politiker eigentlich ein ständig freigehaltener Platz in der Psychiatrie zur Verfügung? Dann sollte der jetzt von diesem Mann belegt werden. Die Aufgabe eines Politikers, sein Land, das Volk vertreten ist er nicht gewachsen.

Volker Kleinophorst / 21.03.2025

Ich fände nen Artikel zum Zusammenhang Mossad Kennedymord interessanter, als dem Schwachsinn eines abgehalfterten Linken hier breit Raum zu geben und dabei zu „vergessen“, das diese Statue für Satanismus steht. Das Freimaurergeschenk können die Franzosen gerne haben, passt in das Shithole viel besser.

Stefan Riedel / 21.03.2025

Freiheit und Frankreich 2025? Es muss wohl ein dialektischer Widerspruch sein? Orwell, Freiheit ist Frankreich? Für Islamo-Nazis wohl?

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