Manfred Haferburg / 17.03.2019 / 12:30 / Foto: Mstyslav Chernov / 28 / Seite ausdrucken

Paris – ein Schlachtfeld

Gestern war der 18. Samstag der Gelbwesten. Als ich früh um 08:00 Uhr am Arc de Triomphe ankam, war schon alles von Tränengas eingenebelt und die Blitzbomben krachten. Dabei waren erst ein paar hundert Gelbwesten eingetroffen. Sie trugen Nationalflaggen und Schilder mit „Macron hau ab!“ Da sah ich von der Seite der Demonstranten noch keine Gewalt. Aber ich habe ja auch längst nicht alles gesehen und möchte daher keinesfalls die Polizei beschuldigen.

Macron hatte sich in falscher Sicherheit gewiegt, weil in den letzten Wochen weniger Demonstranten in gelben Westen gekommen waren und auch die Randale ausblieb. Er hatte wohl gedacht, mit seinem „Bürgerdialog“, ein paar Euros und ein paar halbseidenen Versprechungen den Zorn der Bürger besänftigt zu haben. Entsprechend instinktlos verhielt er sich. Zu Hause brennt die Hütte, und Macron geistert in Europa umher und veröffentlicht ein „Europamanifest“, um dann in den Skiurlaub in die Pyrenäen abzudüsen.

Die Zeitungen brachten Bilder von einem in schickes Schwarz gehüllten Abfahrtslaufpräsidenten, von Leibwächtern umringt, mit Sonnenbrille, der über alle vier Backen grinst. Sowas kommt bei Leuten, die nicht wissen, wovon sie die nächste Tankfüllung ihres Autos bezahlen sollen, nicht gut an. Den Skiurlaub musste Macron gestern abbrechen, weil die Hütte im Sinne des Wortes nunmehr lichterloh in Flammen stand. 

Ich war gestern noch mal um 14 Uhr am Arc de Triomphe. Da traute ich mich schon nicht mehr auf die Champs-Elysées vor. Es krachte dauernd, man konnte vor Tränengas keine zehn Meter weit sehen. Die Randale war in vollem Gange. Parallel dazu gab es eine große Klimademonstration bei der Mairie de Paris, unter die sich auch viele Gelbwesten gemischt hatten.

Paramilitärisch wohlorganisiert 

Auf der Avenue des Ternes hingegen sah ich einen furchteinflößenden kleinen Demonstrationszug. Hundert bis zweihundert schwarzgekleidete junge Männer marschierten wohlorganisiert dem fließenden Autoverkehr entgegen. Sie trugen Sturmhauben oder schwarze Mützen und hatten auf ihren schwarzen Hoodies keine Gelbwesten, sondern große gelbe Totenköpfe aufgedruckt. Sie riefen im Chor: „Macron muss weg, hu, hu hu“! Wenn zweihundert Männer im Gleichtakt: „hu, hu, hu!“ rufen, klingt das echt bedrohlich. Diese Demonstranten waren nach meinem Eindruck paramilitärisch wohlorganisiert. 

Wer soll bei diesen Massendemonstrationen noch durchblicken? Zu den bereits Genannten kommen noch diverse Randalierer aus linken und rechten Löchern gekrochen. Andere reisen als Plünderer aus den Banlieues an. Der Protest läuft gerade aus dem Ruder.

Heute früh besah ich mir den Schaden auf den Champs-Elysées. Ein Jammer. Der herrliche alte Zeitungskiosk gegenüber von Louis Vuitton abgebrannt. Vor dem Boss-Geschäft Gehwegplatten aus den Trottoirs gerissen und damit die Scheiben des Luxusgeschäftes eingeschlagen. Fouqces Restaurant, wo ein kleines Gläschen Champagner 22 Euro kostet – die Markise verbrannt und die Veranda verwüstet. In den Nebenstraßen Mülltonnen, Motorroller und ein Auto ausgebrannt. Eine kleine Bank und das darüber liegende Wohnhaus wurden angezündet. 250 Menschen verhaftet, viele verletzt.

Es macht mich traurig. Ich liebe Paris, ich liebe die Pariser. Macron hat gestern abend im Fernsehen markig verkündet, mit mehr Härte gegen Gewalttäter durchgreifen zu wollen. Was will er denn machen? Die RCS-Gendarmen gehen schon heute alles andere als de-eskalierend vor. Das geht gar nicht anders. Es gab schon tausende Verletzte, viele schwer. Will Macron auf die Demonstranten schießen lassen? Die Spirale dreht sich weiter. 

Ich sage oft, dass ich aus der Zukunft komme. Heute morgen hatte ich das seltsame Gefühl, in der Zukunft angekommen zu sein.  

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Birkhild Jaspert -Gärtner / 18.03.2019

Ich war am Wochenende in Paris mit meiner Schwägerin, die noch nie in Paris war und der wir diese Reise zum sagen wir mal zu einem besonderen Geburtstag geschenkt hatten. Ich war schon seit 1974 wenigstens sechs Mal in Paris und spreche relativ gut Französich und liebe auch Frankreich, die französiche Sprache und das Flair von Paris.  Ok, ich habe diese Reise für uns zwei relativ alte Frauen Anfang Dezember gebucht, wegen der günstigeren Preise für TGV und Thalys und konnte natürlich damals nicht ahnen, dass es Stress geben könnte an dem von uns gebuchten Wochenende 15.03. bis 17.03. 2019. Das letzte Mal war ich allerdings im Mai 2011 in Paris. Ich habe mich vorher sehr gut informiert und wusste um die grande Manifestation am 16. 03. 2019. Deshalb habe ich die Champs ELysse und den Arc de Triomphe schon am Freitag vorgezogen und so hatten wir keine Komplikationen. Paris ist noch bunter geworden als ich es in Erinnerung hatte und am Samstag haben wir natürlich die Auswirkungen der “Manifestation” zu spüren bekommen. Die Busse verkehrten nur noch bis 11.00 Uhr und viele Metrostationen in der Nähe des Place D´ Etoile fuhren diese gar nicht mehr an.  Wir haben die gesetzten Ziel dennoch erreicht und haben erst am Abend in der Metro die Resultate der Demonstation ein wenig erlebt, denn wir konnten erst in die dritte Metrolinie einsteigen, gequetscht wie die Ölsardinen. An unserer Metrostation hatte sich auch offensichtlich Demonstranten eingefunden, die heftig französische Protestlieder einstudiert haben.  Insgesamt noch immer schön dieses Paris, aber auch wahnsinnig teuer geworden. Und natürlich riesig bunt von allen möglichen Ethnien und nach normalen Maßstäben von bekloppten Leuten beseelt.  Ich hatte jetzt keine Lust im Rahmen dieser Reise zu den Gelbwesten zu stoßen. Aber was ich im französichen Fernsehen gesehen habe,  hat mich sprachlos gemacht, denn es waren nicht die Gelbwesten, di gewaltätig waren.

Martin Lederer / 17.03.2019

“Schwarzer Block” erinnert mich an die Antifa. Die werden doch im Internet sicherlich irgendein “Manifest” veröffentlich haben als “Begründung” für das, was sie tun. Das müsste rauszubekommen sein.

Irene Luh / 17.03.2019

Die Gewalt in Paris ist NICHT in Ordnung. Die Antwort Macrons auf diese gleiche Gewalt wird zeigen, welch Geistes Kind, dieser Macron wirklich ist. Auch er wird sehr genau wissen, dass diese NICHT von den Gelbwesten ausgeht. Trennt er nicht scharf, zwischen Gelbwesten und schwarzer Block, teils aus dem Ausland eingeflogen, um Macron sein Popo zu retten, (meine Überzeugung!) dann wird man wissen, wer wen bezahlt hat, um die Gelbwesten zu diskreditieren.

Claudius Pappe / 17.03.2019

So ist das wenn das Volk mal aufsteht-leider in Deutschland undenkbar. Schade, ich würde gerne schreiben:...………...Merkel zieh dich warm an. Leider mischen sich die Regierungstruppen unter die echten Demonstranten und alles erscheint im schlechten Licht.

Dr. R. Möller / 17.03.2019

Die erste französische Revolution wischte Ludwig den XVI. und seinen Anhang hinweg. Die zweite französische Revolution wird sich gegen Juncker und seine Entourage richten. Heute wie damals ist die Ignoranz der Herrschenden gegenüber den Nöten der Bürger der Sauerstoff für den schwelenden Scheiterhaufen.  Mächtige kapieren es in ihrer Arroganz einfach nicht!

Ann-Katrin Singer / 17.03.2019

Zunächst Herr Haferburg heißen die Gendarmen, die Sie sicherlich meinen, “Compagnies Républicaines de Sécurité” und werden CRS abgekürzt und nicht RCS. Ferner sollte man vielleicht erwähnen, dass die neuen von der CRS eingesetzten Gummigeschosse erhebliche Verletzungen verursachen und vielfach in der Kritik stehen. Auch bin ich nicht Ihrer Ansicht, wenn Sie schreiben, dass die nicht deeskalierende Vorgehensweise der CRS alternativlos sei. Ein Bedauern über einen abgebrannten Zeitungsstand zu äußern, emfinde ich als einen Schlag ins Gesicht der Franzosen, die nicht wissen, wie sie bei der Abgabenlast überleben sollen.

Winfried Kurt Walter / 17.03.2019

@Wolfgang Kaufmann “gentrifizierte Wohlstandskinder” ,allein dieser Begriff zeigt, daß von den Verhältnissen in Paris keine Ahnung haben. Zurückhaltung würde Ihnen besser stehen.

Chr. Kühn / 17.03.2019

>>Den Skiurlaub musste Macron gestern abbrechen, weil die Hütte im Sinne des Wortes nunmehr lichterloh in Flammen stand.<< Muss ‘ne deutsch gebaute Huette sein. Brennt schon so lange, und steht immer noch… Ich nehme an, dass sich das im Sande verlaufen wird. Ja, hier und da wird nochmal ein Auto brennen, aber ansonsten wird der franzoesische Staat weiter auf seine renitenten Buerger einknueppeln, bis irgendwann keiner mehr sich fuer dieses Land die Gesundheit kaputtmachen lassen will. Wuerde / wird hier in D nicht anders ablaufen, getreu dem Motto “Nach oben buckeln, nach unten treten.”

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