Lieber Herr Quencher, eine Mutter mit Kind stand neulich an der Ampel, während ich die rote Fußgängerampel ignorierte, da kein Auto kam. ‘Sie beschwerte sich natürlich und meinte mich so behandeln zu können wie ihr Kind. Ich meinte zu ihr nur: Wenigstens als schlechtes Beispiel sollten sie mich und mein Verhalten akzeptieren, anstatt ihnen völlig fremde Leute meinen maßregeln zu dürfen’.
Das erinnert mich leider an die unaufhörlichen Aufforderungen, alles und jedes zu “hinterfragen”, die wir ab ‘68 von der “Gegenseite” (die damals bis zu einem gewissen Grade auch meine war) über uns ergehen lassen mussten.
Einige Leser gehen wie selbstverständlich davon aus, dass Tempolimiten perfekt, wie von Gott, gesetzt werden und immer richtig und am richtigen Ort stehen. Des weiteren unterstellt man dem Staat anscheinend nie, dass beim Tempolimit auch politische Absicht dahinter stecken könnte und die Sicherheit nur vorgeschoben ist. Und zuguterletzt: Diese ewige Missmut gegenüber jenen, die sich getrauen zu hinterfragen, zu rebellieren. Was kommt als nächstes? Denunzieren? Fragt die Lehrerin im Kindergarten welches Gesicht die Anzeige machte und ruft in der Pause die Stasi, äh, Staatsanwaltschaft an damit ein Vorfall aufgeklärt werden kann? Ich gehe mit dem Autor einig: Man muss nicht alles machen was der Staat sagt. Alles, was die Freiheit einschränkt, sollte man bekämpfen, gerade heutzutage.—————War ja heute noch ein Artikel auf der Achse von wegen Tempolimit auf Autobahnen. Liebe Leute, wenn der Staat einmal etwas bestimmt, dann kann man es praktisch nie mehr rückgängig machen. Also, Vorsicht!
Lieber Quentin, freu Dich nicht zu früh! Melde Dich wieder nach der Pubertät!
Autos und Motorräder für Privatpersonen sollten von vorneherein so gebaut werden, dass sie maximal 150 km/h fahren können. Ausnahmen bei der technisch möglichen Höchstgeschwindigkeit sollte es nur für Polizeifahrzeuge, Krankenwagen und Feuerwehrautos geben, sowie für professionelle Rennwagen, die aber auch nur im Rahmen von offiziell genehmigten Wettbewerben fahren dürften.
Nachtrag: Auch das „Durchdiskutieren“ jeder Regel oder jeder Anweisung entspricht nicht der Lebenswirklichkeit. Struktur ist gut und Struktur braucht Regeln und Hierarchie. Kinder brauchen Anleitung seitens der Erwachsenen. Der Erwachsene steht nicht auf der gleichen Stufe wie das Kind. Er hat gegenüber diesem einen Erfahrungsvorsprung. Alles zu diskutieren, kommt also einer Scheindiskussion gleich. Das Ergebnis der Diskussion steht ja im Grunde fest. Sie ist also eigentlich verlogen. Damit führt man die Kinder auf eine „falsche Fährte“. Belässt sie in der Illusion, mit dem Erwachsen auf der gleichen Ebene zu stehen. Dieses hilft ihm in seiner Persönlichkeitsentwicklung nicht, sondern verwirrt es. Ständig stößt das Kind auf den Widerspruch, der darin enthalten ist. Man gibt ihm das Gefühl bestimmen zu können, Regeln missachten zu dürfen, doch kann das Kind nicht unterscheiden, wann es das darf und wann nicht. Es kann nicht werten, ob das Missachten einer vorgegebenen Geschwindigkeit in seiner Gewichtung anders zu beurteilen ist als etwa ein anderes „Vergehen“. Dieses führt beim Kind zu Verwirrung. Man darf sich dann nicht wundern, wenn das rechte Maß abhandenkommt.
Regeln brechen des „Brechens willen“, widersprechen des Widersprechens willen, prostestieren des Prostestierens willen, macht aus niemandem einen kritisch denkenden Menschen. Es geht auch nicht um die Infragestellung jeglicher Autorität. Das „macht“ noch keine „Reife“. Auch das derzeitig praktizierte begleitete Demonstrieren (immer freitags) erwirkt kein demokratisches Bewusstsein. Überhaupt ist es vielleicht gar nicht möglich, Kinder zu kritischen Demokraten zu erziehen. Entwickeln sie sich so, wie ich es mir wünsche, befolgen sie doch nur das, was ich ihnen antrainiert habe. Sie sind dann nur artig unartig. Unartigkeit auf Wunsch der Eltern? Erlaubtes „Rebellentum“? Das ist widersinnig. Eher unter als autoritär erlebten Verhältnissen entwickelt sich eigenständiges Denken, möglicherweise auch Rebellentum. Ich kann jedoch meine Kinder keinesfalls zu kleinen Rebellen erziehen. Vorgelebte Nichtbefolgung von Regeln schafft eher Verwirrung und bringt Autoritätsverlust und Unglaubwürdigkeit mit sich. Soll ich mich in einem Moment von meinen Kindern loben lassen, wenn ich ganz cool Regeln missachte und dann im nächsten Moment von ihnen erwarten, dass sie die von MIR aufgestellten Regeln befolgen? Ich befürchte, das funktioniert nicht.
Meine Töchter wurden von mir ähnlich erzogen. Heute sind sie erwachsen und haben selber eigene Kinder. Die der jüngeren Tochter sind noch zu klein, die ältere Tochter hat zwei Kinder in der Schule. Hier zeigt sich das Resultat meiner Erziehung wie folgt: als Mitglied der Elternvertretung gibt sie sich nicht mit dem Status “Helikoptereltern” ab, sie fliegt einen schweren Kampfhubschrauber, der schon viel liebgewonnen Staub im Lehrerzimmer aufgewirbelt hat. Ihr Sohn hat einen spanischen Freund. Dessen Vater trainiert ehrenamtlich eine Jugendfussball Mannschaft. Dadurch sind beide die besten Fussballer in der Klasse. Nun brachte er im Zeugnis ein C im Sozialverhalten nach Hause. Was war passiert? Im Sportunterricht war Fussball angesagt. Als beste Fussballer sollten sie sich jeder eine Mannschaft wählen. (Wieso dürfen immer nur die Besten wählen? Brandenburg, bitte übernehmen sie!) Übrig blieb ein Junge mit Migrationshintergrund, den mein Enkel nicht in der Mannschaft haben wollte. Der Lehrer sah einen fremdenfeindlichen Grund, daher das “C”. Befragt was den der wirklich gewesen wäre, erzählte er, dass der betroffene Junge immer in der Nase popelt und den Popel irgendwo hinschmiert, auch an andere T Shirts. Er fände das ganz ekelich. Er hätte den Grund nicht dem Lehrer sagen wollen, da er sonst den Jungen vor der Klasse blamiert hätte. Da gab es von mir 5 € extra. Als kluger “Kampfpilot” hat meine Tochter keinen Schuss für das Würstchen verwendet, Sie gab ihm nur zu verstehen, dass sich Elternschaft und Schüler darauf freuten, dass er mit Ende des Schuljahres in seine unverdiente Pension treten würde. Hier wollte ich kein Lehrerbashing betreiben, es gibt ganz viele tolle Lehrer, es ist aber wie mit der Kette und dem schwächsten Glied.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.