Manfred Haferburg / 18.04.2016 / 06:29 / Foto: Jessie Eastland / 10 / Seite ausdrucken

Päpstliches Zeichensetzen - das Rätsel von Lesbos

Der Pontifex twittert auf Lesbos: @ pontifex_de „Die Flüchtlinge sind keine Zahlen, sie sind Personen: Sie sind Gesichter, Namen, Geschichten – und als solche müssen sie behandelt werden.“ Seine Heiligkeit sind nach Lesbos in den Hotspot von Moria gereist, um ein paar Zeichen zu setzen. Diese Reise sei „nicht als politische Stellungnahme zu sehen, sondern als humanitäre und ökumenische Geste“, als „politisches Signal“. Die Päpstlichen Zeichen lassen mich total verwirrt zurück.

Vor dem Papstbesuch wurden im Hotspot schnell noch ein paar Wände gestrichen, ein Abwassersystem installiert und dutzende Migranten aus dem überfüllten Lager woanders hingebracht. Insgesamt leben 3.000 Menschen in dem Auffanglager. Doch nur wenige Bewohner von Lesbos waren dem Aufruf nachgekommen, sich an den Gebeten am Hafen von Mytilini zu beteiligen. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass der Ort aus Sicherheitsgründen streng abgeriegelt war - so ganz scheint Franziskus den Schutzsuchenden nicht zu trauen.

Trotzdem sprach Franziskus mit 250 Flüchtlingen und „teilte dann sein Essen mit acht von ihnen“. Was war mit den übrigen? Mussten die vor dem Essen das Zelt verlassen? Serviert wird ein Risotto mit Pilzen. An normalen Tagen werden die Essensrationen in dem überfüllten Lager schon mal knapp … " Das mit der Speisung der 5000 hat Franziskus irgendwie noch nicht drauf. Beim dem Besuch hielten einige Lagerinsassen Schilder hoch: „Bitte rette die Jesiden vom Völkermord“.

"Ihr seid nicht allein", sagte Franziskus zu den Hilfesuchenden auf Lesbos, bevor er nach fünf Stunden wieder abflog. Als symbolische Geste nahm Papst Franziskus zwölf syrische Flüchtlinge mit auf seinen Rückflug in den Vatikan. Es handle sich um drei muslimische Familien aus Syrien, darunter sechs Kinder. Sie werden vorerst von der Gemeinde Sant'Egidio in Rom betreut.

Die  Jesiden mussten leider im Lager bleiben und werden wohl entsprechend der „europäischen Lösung“ unserer Kanzlerin in die Türkei zurückgeschickt. Dafür nimmt Deutschland dann eine entsprechende Zahl meist muslimischer Flüchtlinge aus der Türkei auf. Ich hoffe, dass sein Chef die Zeichen versteht, die Franziskus setzt. Ich verstehe die Welt und den Pontifex nämlich schon lange nicht mehr.

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Petr Cejp / 20.04.2016

Die mitgenommenen Flüchtlinge sollen in Sant’Egidio untergebracht werden, also nicht im Vatikan, sondern auf italienischem Boden in Rom - gibt es etwa keinen Platz hinter den heiligen Mauern?

Martin Wolff / 20.04.2016

Im Unterschied zur größten CDU-Vorsitzenden aller Zeiten hat Franziskus VORHER geprüft, WIEVIELE Personen er mitnehmen kann. Und hat damit eventuell gleichzeitig die OBERGRENZE für Einwanderer in den Vatikanstaat bekanntgegeben: 12 Dass die Betreuung tatsächlich dann von der Gemeinde Sant’Egidio in Rom geleistet wird, hätte auch Merkels Idee sein können.

Wolfgang Richter / 20.04.2016

Möglicherweise haben die Führer der christlichen Kirchen erkannt, daß der Islam als rabiatere Konkurrenz und ohne den eigenen Anspruch, aus reiner Nächstenliebe auch noch die andere Wange hin zu halten, die rigorose Abschaltung aller aus ihrer Sicht unglaubenden Religionen betreibt und leben in der Hoffnung, durch unterwürfige Zuwendung ihren eigenen Abgang möglichst verhindern zu können. Nach einem Blick in die einschlägigen Suren des Koran haben sie eine kämpferische Auseinandersetzung offenbar schon aufgegeben und ergeben sich in Anbiederung und Unterwürfigkeit, ggf. auch in der Hoffnung, bei staatlicherseits als Religionsgemeinschaft gleich gestelltem Islam die eigenen finanziellen Pfründe zu erhalten.

Gertraude Wenz / 19.04.2016

Für mich ist ganz klar, warum die christlichen Kirchen sich im Verständnis für den Islam gegenseitig überbieten, obwohl ja eigentlich eine femde Religion doch ihr eigenes Gottesverständnis gefährden oder sogar ad absurdum führen müsste. Schlimmer als die “Konkurrenz” einer etwas anders gearteten Religion ist die Angst, man könnte im Zuge der Islamkritik auch das Christentum auf den Prüfstand stellen und dabei erkennen können, dass es in der Bibel genauso inhuman und äußerst brutal zugeht wie im Koran und BEIDE Religionen mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sind, von der behaupteten und durch nichts belegten Existenz eines Geisterwesens mal ganz abgesehen! Das Allerschlimmste für die “Chefchristen” wäre es wohl, dass man im Zuge einer Reform die Macht der Kirchen und ihre Steuerzuwendungen sowie sonstige Privilegien abschafft und es wirklich zu einem nicht staatlich geförderten Privatvergnügen macht, ob man an irgendeine Gottheit oder meinetwegen auch an den Osterhasen glaubt.

Eva-Maria Paul / 18.04.2016

Papst Franziskus versteht es meisterlich, sich in Szene zu setzen. Er scheint den überraschenden Effekt und dessen Wirkung auf die Medien zu lieben und ist ganz der Welt zugewandt. Sie liebt ihn dafür. Jesu Voraussage -“Haben sie mich verfolgt, werden sie auch euch verfolgen.”- braucht er keinesfalls zu fürchten.

Thomas Weidner / 18.04.2016

Es ist extrem befremdend, dass die beiden christlichen Kirchen in D sich extrem für die Muslime stark machen - um bei den christlichen Glaubensgemeinschaften dann um so mehr völlig zu versagen…. Offenbar sind die beiden christlichen Kirchen durch das staatliche Eintreiben der Kirchensteuer derart geblendet, dass sie die Notwendigkeiten und Pflichten nicht mehr sehen. Da gibt es für jeden anständigen Gläubigen nur eines….

Andreas Rochow / 18.04.2016

Darf man es heutzutage in Deutschland wagen, seiner Enttäuschung und seinem Befremdeten Erstaunen Ausdruck zu verleihen mit der Bemerkung: Papst Franziskus ist ja ein knallharter Linkspopulist! Konsequenterweise sollte er, statt seine Zeit mit Besuchen in Flüchtligslagern zu verbringen, vom Reichen Vatikan aus Flüchtlings-Fluglinien einrichten und das Ende des Elends aktiv organisieren.

Wolfgang Schlage / 18.04.2016

Das hat sich der Papst von deutschen Politikern abgeschaut: Er löst überwältigende politische Probleme durch “Zeichensetzen”! Das Problem wird dabei schlimmer, aber was soll’s: jedenfalls er fühlt sich besser.

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