Peter Grimm / 16.03.2019 / 06:24 / 39 / Seite ausdrucken

Packen mit Patzelt: Der Preis akademischer Freiheit

Professor Werner Patzelt ist ein medienpräsenter, gefragter Politikwissenschaftler. Er hätte gern, trotz des erreichten Ruhestandsalters, an seiner Universität weiter geforscht und gelehrt. Doch die Leitung der TU Dresden scheint froh zu sein, den Gründungsprofessor des Instituts für Politikwissenschaft endlich los werden zu können. Sein Antrag auf Seniorprofessur wurde abgelehnt. Ein Vorwurf, den Patzelt zu hören bekam: Er hätte Politik und Wissenschaft unzulässig miteinander vermengt. Das klingt einigermaßen kurios, denn bei einem Politikwissenschaftler erwartet man doch eigentlich genau diese Verbindung. Nun musste Werner Patzelt in seinem Institut die Umzugskisten packen. Ein guter Anlass, um mit ihm einen Blick darauf zu werfen, wie es um das freie Wort an deutschen Universitäten bestellt ist.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Karsten Dörre / 16.03.2019

Professor Patzelt politischen Analysen schätze ich. Er ist CDU-Mitglied und ist derzeit damit beschäftigt, für die CDU Sachsen auszuarbeiten, wie man die Landtagswahl positiv beeinflussen kann. Im Jahr 2015 hat er die sächsische AfD beraten und für diese ein bezahltes Gutachten erstellt: “Der sächsische Koalitionsvertrag von 2014 im Licht des AfD-Wahlprogramms, Ansatzpunkte parlamentarischer Oppositionsarbeit”. Es geht um seine Nicht-Neutralität bzw. wechselnden, parteipolitischen Aktivitäten als Universitätsprofessor.  Parteienberater kann man sein, aber nicht als aktiver Universitätsprofessor. Mit diesem Hintergrundwissen kann man davon ausgehen, dass es keineswegs nur linke oder grüne Interessen gibt, ihn nicht weiter an der Uni beschäftigen zu lassen.

August Klose / 16.03.2019

Hübsch wäre es, wenn Patzelt der nächste Wissenschaftsminister in Sachsen würde.

Marc Blenk / 16.03.2019

Lieber Herr Grimm, danke für den Film. In meinem Studium hätte ich allzugerne einen Professor gehabt wie Patzelt. Auch zu meiner Zeit gab es ein paar Quertreiber - die haben mich immer am meisten interessiert, vor allem wenn sie so unbestechlich wie Patzelt gewesen sind, fernab davon, wie gerade der politische Wind weht. Wenn ich so zurückblicke sehe ich da 90% Konformismus, 5% Scheindebatten und nur 5% tatsächliche Abweichung vom allgemeinen Geschwurbel. Und es ging in den Geisteswissenschaft der Nach 68er Zeit immer um Meinungserziehung. Der soziale Druck enorm. Vor dem Befund der in Deutschland in politologischen Elfenbeintürmen vorherrschenden Gesinnungsinzucht dann ausgerechnet Herrn Patzelt einer Verquickung von Lehre und politischem Engagement zu bezichtigen, ist schon ein starkes Stück.

Andreas Rochow / 16.03.2019

Ein unübersehbares Zeichen dafür, dass wir uns in so panischen Zeiten die Freiheit der Wissenschaft nicht mehr leisten können. Wissenschaftler in Merkelland haben ihre Zunge zu hüten. Tun sie das nicht, machen sie “den Patzelt”. Was ist das für eine Hochschule, die so mit ihren Professoren umgeht! Niemals aber wird Prof. Patzelt auf Merthyrerticket fahren oder das Büßerhemd anziehen. Die CDU kann seinen Rat gut brauchen. Man darf sicher sein, dass er ihr nicht zum Wissenschaftsmissbrauch raten wird.

Harald Hütt / 16.03.2019

“Es ist selten, daß ein Mensch weiß, was er eigentlich glaubt.” Oswald Spengler Herr Patzelt will die CDU wieder stärken und seine Arbeit investieren, die AfD “verschwinden” zu lassen. Wenn ein namhafter Politikwissenschaftler - obwohl ich bin mir nicht sicher, hier einer Wissenschaft im klassischen Sinne das Wort zu reden - die Kraft im Parlament attackieren will, die analytisch und engagiert für das Wohl des Deutschen Volkes eintritt, hat er nicht begriffen, wo die Frontlinie im politischen Kampf verläuft. Spätestens wenn das “System Merkel” die SPD durch die Grünen ersetzt, wird sein politischer “Umtrieb”/Traum - Renaissance der konservativen Union - ähnlich in der Sackgasse angelangt sein, wie seine Emeritierung an der Universität Dresden. Die redundante kleinbürgerliche, -geistige? verbale Ankündigung die AfD zu bekämpfen, ennuyiert! Herr Patzelt bekämpft also im Subjekt AfD die Grundsätze, Werte sowie Inhalte, die seine Partei vor dem “System Merkel” als Markenkern auszeichnete. Klingt nicht nach einer konsequent durchdachten politischen Strategie und/oder Weltsicht. Ich freue mich schon darauf, wie uns Herr Patzelt erklärt, welche Vorteile es für die CDU habe - und natürlich für Deutschland - mit den Epigonen der Grünen zu koalieren.

Jürgen Schnerr / 16.03.2019

Ich schätze den Herrn Patzelt schon seit längerem sehr für seinen Sachverstand, von dem er sich auch durch Gegendruck nicht hat abbringen lassen. Solche Leute sind leider selten. Aber ich teile die Auffassung anderer Kommentatoren, ob es für das Land richtig war, sich zuvörderst für eine CDU zu engagieren, welche ihre Richtung so schnell nicht wiederfinden wird. Herr Patzelt soll dort als Feigenblatt dienen und man hofft, dass damit einige wieder hinter dem Ofen hervorgelockt werden können. Mich treibt weiter die Frage um, wenn man denn die AfD gar nicht leiden kann, warum es dann keine Bewegung zwischen CDU und AfD gibt? Aber das mit den vielen Klemmkonservativen wurde ja diese Woche schon anderweitig beleuchtet. Trotzdem meinen Respekt für Herrn Patzelt, der trotz abfackeln seines Autos und Mobbing an der TU Dresden öffentlich nicht eingeknickt ist. Und sein Einsatz neuerdings in der konservativen Werteunion zeigt, dass er dem Frieden beim Ändern der CDU in den normalen Gremien offensichtlich auch nicht traut.

Silas Loy / 16.03.2019

Es ist schon erstaunlich, dass ein Profi wie Patzelt glaubt, die CDU/CSU hätte überhaupt noch die Möglichkeit das verlorene Vertrauen wieder zu gewinnen. Einfaches Beispiel, ein CDU-Plakat 1998 vor der Euroeinführung: “Muss Deutschland für die Schulden anderer Länder aufkommen? - Ein ganz klares Nein!” 12 Jahre später brach Merkel den Vertrag von Maastricht. Heute haben wir de facto eine Schuldenunion. Und so zerbröselte eine konservative Bastion nach der anderen. Vom Staatsstreich 2015 ganz zu schweigen. Patzelt mag eine gewissen Preis bezahlt haben, andere waren konsequenter und haben mehr Mut und Einsatz bewiesen angesichts der Zerstörung unverhandelbarer bürgerlicher Werte und Errungenschaften unserer Kultur durch Merkel und ihr gewissenlos klatschendes Gefolge.

Richard Loewe / 16.03.2019

@ Weinfurtner: waere Herr Patzelt “emeritiert” worden, braeuchte er eine Senior Professur gar nicht, denn die (seit langem abgeschaffte) Emeritierung gab einem Professor gewisse Rechte, aber keine Pflichten. Ich fuerchte, Herr Patzelt wird sehr schnell bei der CDU das Handtuch werfen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Peter Grimm / 12.04.2024 / 06:15 / 136

Kein Drama beim Höcke-Duell

Dass Thüringens CDU-Chef Mario Voigt mit seinem AfD-Pendant Björn Höcke in ein TV-Duell ging, sorgte für Aufsehen und Protest. Heraus kam eine ganz normale Fernsehsendung,…/ mehr

Peter Grimm / 11.04.2024 / 12:45 / 50

Die Rundfahrt eines Polizeibekannten

Der Irrwitz deutscher Asylpolitik zeigt sich zuweilen auch in absurden Geschichten aus dem Polizeibericht. Bei zu vielen Asylbewerbern drückt sich das Verhältnis zur Gesellschaft im…/ mehr

Peter Grimm / 09.04.2024 / 06:15 / 140

Droht eine Landesregierungs-Entmachtung nach AfD-Sieg?

Fünf Jahre nach dem „Rückgängigmachen“ einer Ministerpräsidentenwahl überlegen Juristen jetzt, wie man missliebige Landesregierungen mittels „Bundeszwang“ entmachten und zeitweise durch einen Staatskommissar ersetzen könnte. Sie…/ mehr

Peter Grimm / 03.04.2024 / 13:00 / 33

Wer darf Feindsender verbieten?

Wenn Israel das Gleiche tut wie EU und deutsche Bundesregierung zwei Jahre zuvor, dann ist selbige Bundesregierung plötzlich besorgt. Bei Doppelstandards ist Deutschland immer noch…/ mehr

Peter Grimm / 30.03.2024 / 09:00 / 75

Durchsicht: Die populärste Kommunistin?

Sahra Wagenknecht verteidigte als Kommunistin die DDR und begeistert heute selbst Konservative. Klaus-Rüdiger Mai beschreibt, wie die Frau zu verstehen ist. / mehr

Peter Grimm / 24.03.2024 / 12:00 / 77

Fürchtet Putin Angriffe aus verdrängten Kriegen?

143 Todesopfer hat der Anschlag auf ein Konzert in der Moskauer Region gefordert. Der Islamische Staat hat sich dazu bekannt, doch der Kreml hätte gern andere…/ mehr

Peter Grimm / 18.03.2024 / 10:00 / 78

Durchsicht: Migrationstheater im Bundestag

Am Freitag debattierte der Bundestag wieder einmal über die Migrationskrise. Die Selbstdarstellung der Nach-Merkel-CDU war, wie auch die Reaktion aus der SPD, bemerkenswert. Politisch wenig…/ mehr

Peter Grimm / 14.03.2024 / 12:30 / 55

Nix rausgekommen beim Kanzler?

Am Mittwoch stellte sich Bundeskanzler Olaf Scholz den Fragen der Bundestagsabgeordneten und schaffte es wieder, mit vielen Worten keine klare Antwort zu geben. Und er…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com