Der Grüne Oswald Metzger wechselt zur CDU. Auf den ersten Blick kann sich Angela Merkel freuen, denn ihre schwarz-grüne Machtoption bekommt ein neues Gesicht. Auf den zweiten Blick aber offenbart der freigeistige Metzger, was der CDU völlig abhanden gekommen ist: ein marktwirtschaftliches Profil. Die Partei Ludwig Erhards ist seit der Vertreibung von Friedrich Merz auf einem ordnungspolitischen Schlingerkurs. Den Attacken von SPD und Linkspartei auf die Marktwirtschaft hat die Union weder klare Antworten noch überzeugendes Personal entgegenzusetzen. In einer Mischung aus hektischem Wegducken und schleichender Selbstsozialdemokratisierung verliert die Merkel-CDU genau das aus den Augen, was sie im letzten Wahlkampf noch versprochen hat: einen marktwirtschaftlichen Neubeginn.
War Angela Merkel auf dem legendären Parteitag von Leipzig noch überzeugt, dass man mit Ludwig Erhards Freiheits-Programm das Wirtschaftswunder 2.0 herbeiregieren könne, so weht nun der Wind des Neo-Etatismus aus dem Kanzleramt. Die Steuern steigen, der Staat weitet sich aus, die Wirtschaft und ihre Manager werden kulturell verteufelt, Struktur-Reformen unterbleiben, nicht einmal einen ausgeglichenen Haushalt hat man hinbekommen.
Die deutsche Politik macht – siehe die Agenda 2010 - eine glatte Rolle rückwärts. Dabei hatte sich Deutschland unter Gerhard Schröder – im Vergleich zur neuen Regierung wirkt der mit seiner Agenda plötzlich wie eine Lichtgestalt ordnungspolitischer Klarheit – gerade einmal aufgemacht, aus dem Stahlkäfig der rheinischen Republik langsam herauszuwälzen. Nein, natürlich nicht in den Garten der Freiheit eines Paul Kirchhof. Auch nicht in die Weiten osteuropäischer, asiatischer oder gar angelsächsischer Freiheitsprärien. Das vernünftige Ziel wäre das holländische oder alpenländische Modell – also der behutsam geöffnete, aber sozial und kulturell eingehegte Park. Das wenigstens bräuchte Deutschland. Nun aber rutschen wir zurück in den Hinterhof des bürokratischen Etatismus. Kein Garten, nirgends.
Just in dieser Lage kommt ein schwäbischer Grüner daher und hält der Union den Erhard-Spiegel vor. Oswald Metzger sagt auf einmal mit erfrischender Klarheit das, was in der Sphäre des deutschen Mittelstands viele denken, aber aus der Union lange nicht mehr zu hören war. Schlagartig wird dem Publikum klar, wie groß der Verlust eines Friedrich Merz für die Union gewesen ist. Die Stimme der wirtschaftlichen Vernunft, die immer eine Grundmelodie der CDU gewesen ist, sie war verstummt.
Ob Oswald Metzger die Rolle des Merz-Doubles tatsächlich dauerhaft spielen kann, wird man abwarten müssen. Einige nennen ihn zwar schon den „Oswald Merz“. Doch vielen wäre eine Rückkehr des Originals Friedrich Merz lieber. Das freilich wird Angela Merkel verhindern. Und so könnte es kommen wie einst bei Otto Schily. Der wechselte von den Grünen zur SPD und wurde schließlich rot-grüner Minister. Warum sollte Oswald Metzger in einem künftigen Jamaika-Kabinett nicht Wirtschaftsminister werden? Vielleicht weil die CDU so marktwirtschaftlich wie er gar nicht mehr denkt!