Danke für diesen Artikel, der mir aus tiefster Seele spricht. Manchmal frage ich mich, ob wir denn schon alle verrückt sind. Da werden Meinungen manipuliert, indem die Medien Informationen weglassen oder sogar verfälschen. Selbst im Bekanntenkreis lotet man seine Meinungen aus, um nichts Falsches zu sagen. Oft bin ich überrascht, dass sogar “Normale” ihre Statements dem allgemeinen “Stream” angepasst haben. Meine Frage ist: Warum lassen wir uns das gefallen? Warum haben wir Angst, eine andere Meinung zu vertreten? Vor wem oder was haben wir Angst? Wollen wir “dazugehören”? Ist es leichter und “wohliger” zur Masse zu gehören? Haben wir keinen Mumm mehr? Eine Minderheit von nicht mal 20% bestimmt, und alle haben sich zu fügen, sonst ... Ich verstehe das alles nicht, und keiner gibt mir Antwort auf meine Fragen. Es ist schon so: Brot und Spiele für das Volk. Das Erwachen wird kommen, und es wird böse sein!
Werter Herr Casula, bislang habe ich alle Ihre auf den Punkt gebrachten Beiträge begrüßt, vor allem jene, die plumpe antisemitische Tendenzen in manch einer „Israelkritik“ entlarvten. Umso mehr verwundert es mich, wie wenig Fingerspitzengefühl Sie in einem klaren Fall von Homophobie zeigen. Ihr Rundumschlag gegen die die Nazikeule schwingende Sarrazin- und AfD-KritikerInnen richtet sich auch gegen eine Anwältin, die Sie mit der Gedankenpolizei aus Orwells „1984“ vergleichen, weil sie die CDU-Politikerin Kramp-Karrenbauer wegen deren Äußerungen zum Thema Homo-Ehe angezeigt hat. Mir scheint, Sie haben wirklich nicht verstanden, was der Autor des Romans – der übrigens nicht erst vor 30 Jahren in aller Munde und Schullektüre war – uns sagen wollte. In Orwells Roman geht es um ein totalitäres System und um die totale Überwachung. Und damit haben Schwule ihre Erfahrungen, denn sie waren in Deutschland – und sind es noch immer in vielen Ländern – Opfer staatlicher Überwachung und polizeilicher Gewalt. Sie drehen nun den Spieß um und machen aus einer Anwältin, die die infamen Bemerkungen von Frau Kramp-Karrenbauer für strafrechtlich relevant hält, eine fiese Gedankenpolizistin. Dass sie gegen Homophobie vorgeht, ist für Sie „Tugendterror“. Es ist natürlich Ihr gutes Recht, sich Frau Kramp-Karrenbauers Bedenken gegen die „Homo-Ehe“ anzuschließen oder die Ehe als Hetero-Monopol erhalten zu wollen. Allerdings hört der Spaß auf, wenn die Homo-Ehe, wie in diesem Fall geschehen, als Vorhof zur Hölle, als Türöffner für Inzucht und Polygamie ausgelegt wird. Frau Kramp-Karrenbauers „Bedenken“ sind nicht bloß eine konservative Meinung oder ein „Gedankenexperiment“, sondern ein Konstrukt und Spiegelbild einer herabwürdigenden Ideologie, wie sie im Tausendjährigen Reich üblich war, als man zum Beispiel in ekelerregenden Propagandafilmen Juden mit Ratten verglich. Die CDU-Politikerin stellt schwule/lesbische Liebes- und Lebensbeziehungen als minderwertig dar. Sie dämonisiert die Homo-Ehe und nennt sie in einem Atemzug mit Inzucht und Polygamie. Polygamie/Bigamie ist in Deutschland strafbar. Frau Kramp-Karrenbauers „Gedankenexperiment“ versucht also, die Gleichstellung von homosexuellen mit heterosexuellen Lebenspartnerschaftsverträgen zu verhindern, indem sie die Lebens-/Liebesbeziehungen Mann-Mann und Frau-Frau in die Nähe von in Deutschland kriminellen Handlungen rückt. In den „Homo-Ehe-nein-Danke!“-Gedanken von Kramp-Karrenbauer lebt der Gedanke von „Unzucht“ fort sowie der 1994 gestrichene Schwulenparagraph 175, der für Tausende von Schwulen KZ, Tod und Folter bedeutete. Meinungsfreiheit – so wie ich sie verstehe – bedeutet nicht, mit meiner Meinung dazu beizutragen, Menschen zu diffamieren, zu kriminalisieren und Vorurteile zu schüren.
Lieber Herr Casula, Ich würde am liebsten ein Flugblatt aus Ihrem Artikel machen und verteilen, so sehr sprechen Sie mir aus der Seele. Aber ich werde es wohl nicht machen. Deshalb nur : Danke!
Nun ja, die Aussage der Frau Kramp-Karrenbauer ist ein wenig zwiespältig. Im Grunde stimme ich ihr zu, aber auch nur, weil ich generell jeglichen staatlichen Eingriff in irgendeine einvernehmliche menschliche Beziehung ablehne. Wenn aber Frau Kramp-Karrenbauer so etwas sagt, sagt sie das nicht, weil sie die Freiheit verteidigt, sondern weil ihr konservativ-katholischer Kopf sich beim Gedanken an Liebe, die sich nicht so abspielt, wie sie es sich vorstellt, sofort so verkrampft, dass es kein Spaß mehr ist. Das sie dafür Contra kriegt, finde ich mehr als angemessen. Das dann allerdings irgendein Moralapostel ihr gleich per Gericht den Mund verbieten will, ist natürlich nicht mehr angemessen und verstößt gegen die Meinungsfreiheit. Das ermöglichen aber auch erst die Gesetze zu Beleidigung und Volksverhetzung, die dringend abgeschafft werden sollten. Das aber wird in unserer Gesellschaft der politischen Korrektheit, wie der Autor sie treffend charakterisiert, wohl nie passieren.
“Geht das nur mir so, dass ich mich angesichts dieses grassierenden Irrsinns frage, was hier schiefgelaufen sein könnte?” Nein. Mir ist angst und bange, seit geraumer Zeit hier den überwunden geglaubten Alptraum meiner Jahre in der DDR wiederbelebt zu finden: das stupide Nachbeten der Dogmen einer immer recht habenden Partei.
Hallo Herr Casula! Das wird ein subjektiver Kommentar. Für mich ist dieser ganze Irrsinn auch ein Krieg der Begriffe. Kann irgendjemand genau definieren, was konservativ oder was reaktionär ist? Einige haben´s versucht aber eine stringente, abschließende Definition gibt es nicht. Was zählt ist, dass ein Begriff als gerade (noch) akzeptabel belegt ist und der andere nicht. Bei “politisch links” und “politisch rechts” ist es ähnlich. Trotzdem sind sich alle gerade sicher, dass zum Beispiel Islamkritik “rechts” ist - wie bescheuert eigentlich. Leute, die heute noch die “Wahrheiten” des Zeitgeistes hinterfragen wissen, dass es immer zu einer Demokratie gehörte, dass es in gewisser Weise mindestens zwei konträre Lager gibt, die sich mit Argumenten bekriegen. Meinem Halbwissen nach saßen die Einen (Konservativen) auf der rechten Seite und die Anderen (Progressiven) auf der linken Seite. Heute drängeln sich alle “links” oder irgendwie in der Mitte, weil die selbsternannten Linken “rechts” erfolgreich zur Tabuzone gemacht haben und mit dieser einfachen Methode alles automatisch verteufeln, was nicht in ihr Raster passt. “Rechts”, das ist heute irgendwie Holokaust, Islamkritik, Gestapo, Heterosexualität, Hitler, Ralf Giordano, Josef Mengele und Akif Pirincci. Das ist Irrsinn - aber dieser Einheitstopf funktioniert bestens! Das haben sie durchgesetzt, es wirkt im Prinzip als geltendes, unhinterfragtes Denkraster, bei allen etablierten Journalisten, allen Medien, allen regierenden Parteien und deshalb auch in der Bevölkerung. Natürlich hat Josef Mengele nicht die Bohne mit Akif Pirincci zu tun - aber die über Jahre geschaffenen, bewußt ausgeprägten Synapsenverknüpfungen in unseren Hirnen verorten Beide irgendwie in der gleichen Schublade - und in dieser Schublade liegt, wen sie dort aus irgendwelchen Gründen hineinpressen wollten. Das ist sehr praktisch. Nur wer sich kritisch des eigenen Verstandes bedient, kommt da raus und hinterfragt diese “Logik”. “Nazi” ist sinnentleerter Kampfbegriff Nummer 1 in Deutschland, der langsam von seiner ursprünglichen Bedeutung völlig entkoppelt wird. Dennoch sind die unseligen zwölf Jahre, auf die nicht wenige Zeitgenossen die deutsche Geschichte reduzieren möchten, wirkmächtiger denje. Denn wir erleben einen Krieg der Begriffe, der stärkeren Wörter, bei dem der Verstand auf der Strecke bleibt. “Nazi” erlebt derzeit gleichzeitig eine Bedeutungsverschiebung, die ins Banale abgleitet. Ich habe erlebt, wie Jugendliche oder Studenten es “nazimäßig” nannten, als in der Bahn der Fahrschein kontroliert wurde. Wenn man sich in einer bestimmten Kneipe verabredet hatte, sollte man nicht “nazimäßig” die vereinbarte Zeit einhalten. Keine Ahnung, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Es zeigt aber, dass immer stärker die Wirkung von Begriffen zählt und immer weniger ihr Gehalt - und das finde ich eindeutig schlecht.
“Geht das nur mir so, dass ich mich angesichts dieses grassierenden Irrsinns frage, was hier schiefgelaufen sein könnte?” Ich glaub, wir beide sind auf der gleichen Wellenlänge. Meine Vermutung ist, dass wir allesamt einfach besseres zu tun hatten, als uns mit Unsinn auseinander zu setzen. Jetzt rächt sich das. Eine radikale Minderheit möchte uns beherrschen. Mir kann auch niemand erzählen, dass die meisten Bürger in diesem Land nicht sowas von die Schnauze voll haben. Gruß
Meine Lehre aus 1984: Menschen halten auch das Widersinnigste und Schrecklichste auf Dauer aus. Es muss nur möglichst als normal erklärt werden und daher kommen, dann bemerken es die Leute am Ende nicht einmal mehr. Ein kleiner Tipp: Bei YouTube gibt’s ein Video namens “Asyl in Deutschland Reporteam Undercover im Asylantenheim Doku deutsch” zu finden (doku.directory Kanal). Zwei besonders investigative ÖRTV Journalistinnen ziehen ins Asylheim ein und erleben den harten Alltag dort. Ab Minute 26:00 beschreibt eine der beiden eine besondere Szene kultureller Erfahrung. Einfach mal vorstellen, die Situation wäre nicht mit einer eritreischen Frau, sondern einem eritreischen Mann abgelaufen. Sie wurde zur “bitch” gemacht und merkt es nicht einmal mehr. So weit sind wir schon..
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