Meinen Ausweis habe ich (arm) weggeschmissen, als ich erfuhr, dass eine Erdbestattung als Gegenleistung nicht gewährt wird.
Spahns Vorschlag ist unbedacht und kurzsichtig; er ist sich bestimmt nicht über die Tragweite einer solchen Vorschrift als Präzedenzfall für weiteren Entzug von Grundrechten im Klaren. Wenn ja, umso schlimmer, aber derartigen Zynismus will ich ihm nicht unterstellen. So lange der Mensch am Leben ist, verfügt er als einziger über irgendwelche Rechte, seinen Körper betreffend. Schon Nietzsche wies daher auf das ausdrückliche Recht auch zur Selbsttötung hin. Ich hoffe, die zeitgenössische Philosophie wird hier eindringlich warnen, auch alle Parteien, denen Liberalität noch etwas bedeutet.
Man stelle sich die Situation real vor: Ein lebender, sedierten Mensch wird ausgeweidet, dann wird die Beatmung abgestellt, der Mensch stirbt. Alleine die Vorstellung ist so pervers, ich will es mir nicht vorstellen. Eins ist klar: Dieses Handeln ist nicht durch den Eid des Hippokrates legitimiert, es handelt sich hierbei ganz klar um eine nicht ärztliche Tätigkeit. Gleiches gilt für aktive Sterbehilfe (keine ärztliche Tätigkeit!) und Abtreibung (keine ärztliche Tätigkeit!). Man sollte das alles anderen Berufsgruppen (z.B. Henkern) überlassen.
Sollte dieser Vorschlag es schaffen, Gesetz zu werden, wäre es für mich - bei allen aktuellen politischen Ungeheuerlichkeiten - die mit Abstand größte. Und dass der Vorschlag ausgerechnet von einerC-Partei kommt zeigt, wiviel C da überhaupt noch drinsteckt. Dann entscheiden künftig Wirtschaftsbetriebe (Kliniken), die einem ganz enormen Druck bezüglich Gewinnwachstum ausgesetzt sind darüber, wann und bei wem Leben erhaltende Maßnahmen beendet werden sollen. Wer kann da ausschließen, dass nicht nur nach medizinischen sondern auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden wird? Und wer kann ausschließen, dass Patienten, welche ihren Widerspruch geäußert haben z.B. bei Kapazitätsengpässen nicht zum Patienten zweiter Klasse gemacht werden, weil sie ja selbst nicht opferbereit sind (und ich meine da nicht unbedingt, wenn ein Patient selbst ein Spenderorgan bräuchte, sondern bei der ganz normalen Behandlung). Dann ist doch ein Zentralregister nicht mehr weit, in dem außerdem die DNA eines Jeden erfasst ist. Das heißt, man könnte da auch seinen passenden Spender ausfindig machen… Wollen wir das wirklich?!?!? Natürlich weiß ich, dass ich, dass wenn ich oder einer meiner engsten Angehörigen ein Spenderorgan bräuchten, sehr darauf hoffen würden, eins zu erhalten. Aber es ist doch auch klar, dass ich keinen Anspruch darauf erheben kann. Das höchste Gut, das der Mensch hat, ist sein eigener Körper. Niemand hat das Recht, darüber zu verfügen!
Ein Zwang, so gesellschaftspolitisch vernünftig die einzelne Maßnahme auch sein mag, ist sicher nicht sozial, denn da geht es um Freiwilligkeit. Das Wort sozial kommt aus dem Lateinischen bedeutet „gemeinsam lebend“. Wird „Sozial“ angeordnet, sagt der Eine dem Anderen, wie man gemeinsam zu leben hat, egal wie derjenige das findet. Das ist nicht sozial, im schlimmsten Fall Nordkorea.
Meine Organe bleiben bei mir! Sie gehen nicht an die Organ-Handels-GmbH & CoKG! Von etwas anderem will ich ausdrücklich überzeugt werden. - over und aus! -
Der nächste Schritt in die “Brave new world”! Eine “höhere” Instanz entscheidet in Zukunft, wer Anrecht auf meine Organe hat, ich oder jemand anders. Die totale Enteignung des Menschen. Ich befüchte, daß die einfältige Mehrheit, den Gesetzesvorschlag auch noch gut findet. Die prinzipelle Gefährdung der Freiheit des Individuums durch Eingriffe des Nanny-Staats - etwa die Gurten- und Helmpflicht - wird ja auch nicht gesehen, sondern überwiegend begrüßt.
Ich habe sofort mein Organspende Ausweis zerrissen. Ich bin kein Organlager für den Staat.
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