Da ich vor etlichen Jahren im familiären Umfeld erfahren habe, wie rasch Ärzte dazu neigen, jemanden als ‘hirntot’ zu deklarieren und dessen Angehörige zur Freigabe der Organe des Betroffenen ‘überreden’ zu wollen, habe ich mich gegen die Organspende entschieden. Der damals Betroffene aus meiner Familie hat damals (n a c h Abstellen der medizinischen Geräte) selbständig wieder geatmet und noch zwei Jahrzehnte gelebt! Mir stellt sich öfters die Frage, was wohl geschehen wäre, wenn damals k e i n Angehöriger zur Stelle gewesen wäre und den Medizinern ‘auf die Finger gehauen’ und ‘auf die Füsse getreten’ hätte?
Sie schreiben, sehr geehrter Herr Heitmann: “Solange dies der Fall ist (daß sich in D die Forschung in die falsche Richtung bewegt), brauchen Patienten Organspenden”. Kann es nicht auch so sein, daß, solange Organe gespendet werden, die Forschung eben nicht die Richtung wechselt? Danach wäre jede (notwendige/benötigte) Spende eher k o n t r a p r o d u k t i v . Paradox.
An der ganzen Diskussion stört mich der Umstand, dass man überhaupt dazu aufgerufen wird Organe zu spenden, ohne auch nur einen Gegenwert zu erhalten. Der Einwand lautet dann immer: Dann wäre es ja keine Spende mehr! Was aber nicht stimmt, da der Spender hieraus keinen Nutzen mehr ziehen kann. Während natürlich der Patient mit dem neuen Organ besser und länger leben soll, profitieren Ärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen durch eine Spende massiv; Rabatte bei der Rechnungsstellung sind mir nicht bekannt. Man könnte folglich auch einen Betrag zu den Beerdigungskosten des Spenders beisteuern. Bei den ausufernden Kosten hierfür eine wirkliche Hilfe, die auch für ein vermehrtes Spenderorganaufkommen sorgen könnte. Bei Menschen, die ihren Körper nach dem Tod der Wissenschaft spenden, geschieht dies bereits. In München werden deren Körper danach auf Kosten der Institute beerdigt und jährlich findet eine Feier statt, zu der die Angehörigen geladen werden. Ich finde dies eine gute Regelung.
Es ist erstaunlich, wie man mit dem Brustton des moralisch Überlegenden die elementaren Gesetze der Logik über Bord wirft und allen Ernstes behauptet, dass Menschen zu sozialem Verhalten gezwungen würden, es freiheitsberaubend wäre, sie entehrt würden und man ihre Bedenken und ihr Recht zur Selbstbestimmung missachten würde, wenn man einen Widerspruch zur Organspende mit zwei Zeilen in einem Brief formulieren und diesen mit einer 70 Cent Briefmarke versehen in den nächsten Postkassen werfen kann. Wahrscheinlich wird man es in naher Zukunft auf dem elektronischen Weg mit einem Aufwand von zwei Minuten bewältigen können. Sollte man dieser mit einem elementaren Denkfehler behafteten Argumentation nicht folgen, droht Heitmann mit einer humanitär höchst fraglichen Trotzreaktion, die implizit auch andere auffordert, das gleiche zu tun. Vor etwa 30 Jahren habe ich anlässlich meiner Forschung über den sicheren Nachweis des Hirntodes in Norwegen mit einem Leitartikel in der norwegischen medizinischen Zeitschrift eine ähnliche Diskussion angeregt und eine Widerspruchslösung vorgeschlagen. Es gab auch damals eine kontroverse Diskussion, aber kein Beitrag war so unlogisch und, meiner Ansicht nach, so mitleidlos, wie dieser oder wie die Aussage vom Vorsitzenden des deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, im ZDF Nachrichten Interview vom 03.09.2018. Man hat später in Norwegen keine Widerspruchslösung eingeführt. Dies war einfach aus dem Grund, weil die Organspende Bereitschaft in der Bevölkerungim Gegensatz zu Deutschland bis jetzt die Wartezeiten auch für die meisten älteren Patienten in einem akzeptablen Rahmen gehalten hat. Das kann sich jedoch jederzeit ändern. Sollte man der Argumentation der Gegner der Widerspruchsregelung in Deutschland folgen, besteht die Gefahr, dass Deutschland in Zukunft auf dem Gebiet der Organspende mit Zehntausenden von vermeidbaren verfrühten Todesfällen zu den inhumansten Ländern dieser Erde gehören. wird.
Organe können nur sog. “Hirntoten” entnommen werden. Per annum gibt es in der BRD meines Wissens ca. 4.000 Hirntote. Selbst wenn nun 82,5 Millionen Deutsche sich zur Organentnahme bereiterklären: es gibt dadurch doch nicht mehr Hirntote! Polemisch könnte man sagen: die größten Feinde der Organentnahme sind Fahrergurt, Airbags, ABS und Radfahrerhelme. Immer mehr Menschen sind durch verfettete, verkalkte, drogengeschädigte, krebsbefallene Organe und Gewebe gar nicht mehr Organersatzlager geeignet. Es sind doch genau diese Personen, die z.B. durch schwerste Schlaganfälle und nachfolgendem Hirntod als Organ"spende"quelle in Frage kämen. Ein nicht unwesentlicher Teil der entnommenen Organe wird übrigens benötigt, um bereits Transplantierte wegen Abstoßungsreaktionen erneut zu transplantieren. Ich hatte von ca. einem Drittel gelesen. Ihnen oder einem Ihrer nächsten Verwandten würde gegebenenfalls der Pimmel für eine Penistransplantation abgeschnitten, die Hände für eine Handtransplanation, die Gesichthaut abgeschält, die Augen, die Nieren, die Leber, die Lungenflügel herausgenommen und auch weiteres Gewebe entfernt, das Mark aus den Knochen gesaugt: was bleibt denn da noch vom Menschen übrig?! Wenn es schon den Tatbestand der “Störung der Totenruhe” gibt - warum verstößt dann das Ausschlachten menschlicher Körper eigentlich nicht gegen die im Grundgesetz genannte “Würde des Menschen”?
Bei der bestehende Lage zur Organspende warne ich davor, keinen Organspendeausweis zu haben. Vor allem, wenn man KEIN Organ spenden möchte! Der Ausweis gibt die Möglichkeit, ausdrücklich einer Organentnahme zu wiedersprechen.
Der Text ist leider nicht überzeugend, alle Argumente sind nur Behauptungen. Mal anders herum ( genauso behauptet ): In einer solidarischen Gemeinsschaft sollte die Organweitergabe nach dem Tode zur Lebensrettung Todkranker derart selbstverständlich sein, dass die Möglichkeit aktiv zu widersprechen ausreicht, um die individuellen Freiheiten weniger zu gewährleisten. Der Bedarf ist in der Gemeinschaft vorhanden und zumeist Bequemlich- und Gleichgültigkeit die Gründe für das geringe Spendenaufkommen als philosophische Vorbehalte der Nichtspenderausweisträger. Damit ist die soziale und solidarische Gemeinschaft sogar zu dieser lange überfälligen Beweislastumkehr ethisch verpflichtet!
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