Peter Grimm / 16.07.2018 / 17:04 / 12 / Seite ausdrucken

Opferherkunft und Täterherkunft

Wenn Zuwanderer oder Nachkommen von Zuwanderern Gewalttaten verüben, dann tun sich deutsche Journalisten schwer, diesen Umstand klar zu benennen. Wer will schon zur Vorurteilsbildung beitragen oder gar der Fremdenfeindlichkeit Vorschub leisten? Ist die Erwähnung dieser Information irgendwie unvermeidlich, dann geschieht das meist verschämt und versteckt.

Wenn Zuwanderer oder Nachkommen von Zuwanderern Opfer von Gewalttaten werden, dann wird deren Herkunft gern herausgestellt, als sei es ausgemacht, dass sie deshalb zum Opfer geworden sind. Ist vielleicht auch kein fremdenfeindliches Motiv belegbar, sollte der Medienkonsument durchaus bemerken, dass es aber eine Rolle gespielt haben könnte.

Besondere Stilblüten blühen zuweilen dann, wenn beide Umstände in einer einzigen Meldung verarbeitet werden müssen.

15-jähriger Syrer von Angreifern krankenhausreif geprügelt“ überschrieb die Welt einen Artikel. Und auch im Teaser hieß es: „Sie schlugen mit Stöcken und einem Stein auf ihn ein: Ein Teenager aus Syrien ist in Sachsen-Anhalt schwer verletzt worden, als Mitglieder einer Gruppe auf ihn losgingen. Schon in der Nacht zuvor kam es zu Auseinandersetzungen.“

Kritischer Zustand

Ein junger Syrer ist also von einer Gruppe angegriffen worden. In Sachsen-Anhalt! Was denkt wohl der Leser, der bei solchen Meldungen nur die Überschriften überfliegt? Vielleicht, dass ein Syrer hier von fremdenfeindlichen Ostdeutschen zusammengeschlagen wurde? Immerhin erfährt der Leser, der sich nicht nur auf Überschriften beschränkt, schon im ersten Satz, dass dieser Eindruck falsch ist:

„In Halle soll ein 15-jähriger Syrer aus einer Gruppe mit rund 20 Migranten heraus schwer misshandelt und geschlagen worden sein. Der Schwerverletzte berichtete der Polizei, in der Nacht zum Samstag habe ihm einer der Unbekannten mehrfach mit einem Stein gegen den Kopf geschlagen. Andere hätten ihm Faustschläge versetzt und ihn mit Stöcken traktiert, teilte eine Polizeisprecherin mit.

Der Zustand des 15-Jährigen sei kritisch. Ob er in Lebensgefahr schwebte, konnte die Sprecherin nicht sagen. Zur Identität der Menschen in der Gruppe ist laut Polizei bislang nichts bekannt. Die Beamten suchen nun nach Zeugen, die den Vorfall auf der Ziegelwiese nahe der Saale beobachtet haben.

In der Nacht davor war ein 19-jähriger Syrer ebenfalls in Halle von zwei Landsmännern attackiert worden, wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtet. Demnach kam es zum Streit innerhalb einer Gruppe, woraufhin der 19-Jährige zu Boden gestoßen und mit einem Messer attackiert wurde. Passanten stoppten die Angreifer, nachdem einer von ihnen auch noch mit einem Schlagstock ausholen wollte.

Ob beide Vorfälle in Zusammenhang stehen, ist bislang noch unklar.

Hätte die Schlagzeile in einem solchen Fall dann nicht „15-jähriger Syrer von Migranten krankenhausreif geprügelt“ oder „15-Jähriger von Gruppe krankenhausreif geprügelt“ lauten müssen? Es wollte doch sicher niemand ein verzerrtes Bild suggerieren.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

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Leserpost

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Hans-Ullrich Hendriks / 16.07.2018

Das ist doch das alte “Skandalisierungsmuster” der sog. Qualitätsmedien. Als PEGIDA noch demonstrierte, las man Überschriften wie “20 Polizisten bei PEGIDA-Demonstration verletzt.” Eher versteckt konnte man dem Text entnehmen, dass die Verletzungen allein auf Gegendemonstranten der Antifa zurückzuführen waren. Die ehrliche Überschrift “Antifa-Anhänger verletzen 20 Polizisten bei PEGIDA-Demo” hätte gewisse Kreise der Bevölkerung wahrscheinlich eher beunruhigen können.

Benjamin Goldstein / 16.07.2018

Es fehlt noch die Anordnung, “Krankenhaus von Einwanderern migrationsreif geprügelt.” Es wandern immer mehr Fachkräfte aus.

U. Unger / 16.07.2018

Ja, Herr Grimm die Berichte vieler Ihrer Kollegen werden immer bedenklicher. Möglicherweise erträgt der ein oder andere Schmierfink das tägliche Blödsinn schreiben nur noch mit Kokain, Alkohol, Cannabis, sowie legalen Medikamenten. Bei dem Gestammel vieler ähnlicher Ferkelnews, hatte ich bisweilen das Gefühl, der Autor stünde schon mit einem Bein in der Frührente (Berufsunfähigkeit). Aber auch die Polizei leistet sich viel ulkiges, mir fällt gerade wieder ein, dass die Polizei Hamburg letztes Jahr Fotos / Filme mit Täterbeschreibungen veröffentlichte, ohne die markante Tätowierung eines mutmaßlichen Kongressteilnehmers zu thematisieren, statt dessen hat man sich den Turnschuhen eines bekannten Herstellers genaustens gewidmet. Möglicherweise das Modell, mit dem man die sportlichen Voraussetzungen für den Polizeidienst am leichteten erfüllt? Vielleicht stehen die Dinger auch mit einem richtig schweren Tatvorwurf in Zusammenhang, wie Ölwechsel im Naturschutzgebiet oder so. Im Bewusstsein, heute nicht der Migrantengewalt zum Opfer zu fallen, bis Achse.

Sebastian Laubinger / 16.07.2018

Es gibt eben Fakten, so meinen zumindest die Medien, die uns verunsichern könnten, weswegen diese entweder gar nicht oder nur entsprechend eingebettet präsentiert werden dürfen. Mir, 46 Jahre alt, widerstrebt das sehr. Zum einen widert mich an, wie immer mehr Schmierfinken, pardon, JOURNALISTEN, ihre Meinung anpreisen, anstatt Fakten zu vermitteln. Zum zweiten will mir gar nicht gefallen, dass viele dieser Schmierfinken bereits mit einem Auge auf die kippende Stimmung schauen, und deshalb—wie gute Wendehälse—bereits vorsichtig den Übertritt zur “richtigen” Seite (also der, der die Mehrheit anhängt) proben. Was gäbe ich für mehr unvoreingenommene, standfeste, lautre Journalisten, die informieren, nicht indoktrinieren wollen. Besonders gerne solche, die nicht über Israel schreiben, ohne sich ein exaktes Bild über das Land und seine Bewohner gemacht zu haben—ohne den Stürmer zurate gezogen zu haben… Wir brauchen keinen neuen Mahatma Propagandi, wie ein gewisser Göbbels spöttisch genannt wurde. Wir brauchen integre Journalisten! Allein, mir deucht, es gibt zu wenige. Möge uns der Herr dafür verzeihen.

Mike Loewe / 16.07.2018

Es scheint in der Tat auf der Hand zu liegen, dass die Mainstream-Medien oft durch ihre Darstellungsweise Migranten in Schutz nehmen und dadurch nicht objektiv sind. Dass es Leute gibt, die das zu Recht kritisieren, ist bekannt, ebenso dass andere dies einfach hinnehmen oder nicht bemerken. Erstaunlich finde ich jedoch, dass es linke Kommentatoren gibt, die allen Ernstes davon überzeugt sind, die Mainstream-Medien seien rechtsradikal, weil sie angeblich die Migranten immer in so schlechtem Licht darstellen würden.  Dass es total einfach für muslimische Migranten wäre, nicht in schlechtem Licht dazustehen, erschließt sich diesen Linken nicht. Man braucht sich nur anzusehen, wie wenig Straf- und Gewaltdelikte z. B. von chinesischen oder japanischen Migranten begangen werden, und schon weiß man wie es geht.

Arnd Siewert / 16.07.2018

Wenn das schon länger hier lebende täten hätten wir bei Anne W. und Klaus K. längst im Bundesnotstand die Diskusion ob die AfD als Hassmotor verboten gehört. Kieler Nachrichten titelten jüngst mit “brutaler” Messeratacke auf Syrer in Rostock. Komisch wenn Migranten zum Messer greifen ist das wohl normal - tun es Bundesbürger wirds brutal. Simsalabim

Werner Arning / 16.07.2018

Neeeiiinnn! Natürlich wollte niemand etwas suggerieren. Es sollten nur nicht die Falschen unter Generalverdacht gestellt werden. Dann doch lieber die Richtigen.

H.Roth / 16.07.2018

Wer liest denn schon einen Artikel, der mit der Headline “Migranten verprügeln sich gegenseitig” beginnt?” Das ist für die meisten Leser doch ungefähr so attraktiv, wie “Zwei Bayern hauen sich im Bierzelt” oder “Schwaben streiten sich um die Kehrwoche”. Die Headline ist schliesslich der Eycatcher, nach der die meisten Menschen spontan beurteilen, ob ein Artikel für sie lesenswert ist oder nicht. Vielleicht - in vielen Fällen - also nur ein Griff in die journalistische Trickkiste? Und dennoch, wir kennen diese abgebrühten Schreiberlinge inzwischen gut genug, um ihnen durchaus auch andere, nämlich politisch korrekte Beweggründe unterstellen zu dürfen.

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