Wenn zuvor kein Wunder geschieht, werde ich am 12.12.22 nackt unter der eiskalten Dusche mit Inbrunst das Gebet des Rienzi singen. Und Frau Lengsfeld wird nicht darüber berichten.
Herr Ober, ich hätte gern das Gleiche wie Frau Lengsfeld.
In den 1990ern gab es dort John Gay / John Pepys (Johann Christoph Pepusch), “The Beggar’s Opera”. Ich war da und fand es wirklich sehr schön, ein bisschen improvisiert, sympathisch amateurhaft, mit geringen Mitteln, die den hehren Zweck heiligten, mit ein paar Anspielungen auf Bert Brecht, so gut sie es konnten; insgesamt also irgendwie lustig und erfrischend, erfreulich Underground, “off Unter den Linden” und “off Bismarckstraße”. Damals war Westberlin bereits gefangen in der Independent-Nostalgie der 1980er Jahre, als es noch schick war, nach Westberlin zu flüchten, selbst für David Bowie, als es “in” war, auf CDU-wählende Wilmersdorfer Witwen zu schimpfen, “Linie 1” im Grips-Theater für ein Musical zu halten und nicht für eine bemüht-subtile linke Indoktrination. Das Ganze ist typisch für das gesamte Berlin nach 1932. Man träumt von Weltgeltung und schafft selten mehr als Provinz, lässt sich ultrarechts oder ultralinks regieren und macht immer mit, egal, ob Frontstadt des Nationalsozialismus, des Kapitalismus oder des Sozialismus. Ausnahmen wie jene in der Chausseestraße 131 bestätigen die Regel. So ist meine Heimatstadt. Spree-Athen schwankt immer zwischen “uns kann keena” und “mir is’ janz blümerant” - und täuscht sich damit, so oder so erfolgreich, über die eigene Bedeutungslosigkeit.
Ich freue mich schon auf die nächste Kritik von Frau Lengsfeld. Obwohl , - eigentlich bräuchte ich sie auch nicht, denn ich weiß bereits vorher, daß ich mir solche großartigen künstlerischen Genüsse lieber versage, als daß ich mich auch noch echauffieren würde , ob der herbeiphantasierten Bedeutung. Es ist schon etwas gruselig geworden , was sich heute Kunstschaffende und ihre Rezensenten so alles ausdenken und deuten und als Inhalt verkaufen. Ist das nun Kunst, oder kann das weg?
Ja, Neukölln hat AUCH liebenswerte und ästhetische Seiten : die, die wir kennen- und lieben gelernt haben, war der Schillerkiez dort. Ein noch komplett erhaltener kleiner Gründerzeitstadtteil mit Pflasterstraßen und der wunderbaren Schillerallee, direkt neben dem “Feld” (Tempelhofer) , voller schöner Jugendstil-Stadthäuser. Da hatten wir eine süße kleine Wohnung…
“Oper?” Deutlich spannender ist für mich die Frage, ob statt mit Eiern die Reibekuchen auch mit Schmand gelingen… und wenn ja, ob diese mit Apfelmus und Zucker in wenigen Minuten mein Herz erfreuen… Oper? Opfer?
Hilary Hahn spielt Mozarts drittes Violinkonzert (kann sich jeder, der mag, im Netz anhören), und ich halte allein schon als Zuhörer - aber bei Frau Hahn die Augen zu schließen, wäre die Sünde schlechthin - die Welt in meinen Händen. Kein Klimbim, nur pure Freude.
Ich gehe grundsätzlich nur in Opern , in denen die SängerIN nackt ist ( sog. “Herrenopern” ) . Alles andere ist Müll ...
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