Henryk M. Broder / 25.08.2017 / 16:06 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 19 / Seite ausdrucken

Onkel Gabriel erzählt ein Märchen

Sobald eine Rede oder ein Statement mit den Worten „Wir haben kein Problem mit...“ anfängt, ist allergrößte Vorsicht geboten. In der guten alten DDR zum Beispiel hatte man kein Problem mit Arbeitslosigkeit und Alkoholismus, mit Kriminalität und renitenten Jugendlichen. Denn die DDR war der vollkommene Staat, in dem die „Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit“ für paradiesische Zustände gesorgt hatte.

Der ehemalige iranische Präsident Ahmadinedschad hatte kein Problem mit Homosexualität und Homosexuellen, die an Baukränen aufgehängt wurden, denn, so der Präsident während eines Auftritts vor Studenten der Columbia-Universität in New York: „Im Iran gibt es keine Homosexuellen!“

Und nun kommt der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel und sagt: „Wir haben kein Problem mit Linksterrorismus in Deutschland. Den haben wir Gott sei Dank in den 70er-, 80er-Jahren bekämpft. Aber wir haben über 200 Tote von Rechtsterroristen. Und  deswegen darf man jetzt auch nicht so tun, als ob wir ein gleichgelagertes Problem hätten. Man darf nie anfangen, die Dinge zu relativieren, sondern muss die Kinder beim Namen nennen. Und das ist rechter Terror.“

Das Kind beim Namen zu nennen, ist eine Spezialität des deutschen Außenministers; und nichts ist ihm so fremd wie die Unsitte, Dinge zu relativieren. Deswegen hat er vor ein paar Tagen vorgeschlagen, dem türkischen Präsidenten Erdogan „weniger Beachtung zu geben“.

Zu behaupten, wir hätten „kein Problem mit Linksterrorismus in Deutschland“, ist wo wahr wie die Feststellung, es gebe in Deutschland kein Problem, das Angela Merkel nicht lösen könnte. Die vermummten Gestalten, die neulich Hamburg in ein Schlachtfeld verwandelt haben, waren wohl Musikfans, die keine Karten mehr für die G20-Feier in der Elbphilharmonie bekommen hatten. Und diejenigen, die jede Nacht Autos in Berlin und Leipzig abfackeln, sind keine linken Terroristen, sondern Umweltschützer, die den Ausstoß von Stickoxiden verringern wollen.

Möglich aber auch, dass Gabriel es anders gemeint hat.

„Wir haben kein Problem mit Linksterrorismus“ kann auch bedeuten: „Wir Sozialdemokraten haben kein Problem mit Linksterrorismus. Denn alles, was von links kommt, ist immer gut.“

Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche

P.S. Obwohl "wir" kein Problem mit dem Linksterrorismus haben, hat der Innenminister soeben die Internetplattform „Linksunten Indymedia“ verboten. Sie diente "seit Jahren" als "Sprachrohr der gewaltorientierten linksradikalen Szene". Zum Umfeld schreibt die Welt: "Nach Angaben des Verfassungsschutzes hat das 'linksextremistische Personenpotenzial' mit 28.500 Menschen im Jahr 2016 den höchsten Stand seit 2012 erreicht. Den größten Zuwachs gebe es bei gewaltorientierten Linken." Aber: Wir haben kein Problem mit dem Linksterrorismus. Den haben wir in den 70er und 80er Jahren erledigt. Zugleich mit dem Ozonloch, dem Ententanz und dem Mett-Igel. Alles, das uns an diese Zeit erinnert, ist Sigmar Gabriel.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Werner Arning / 26.08.2017

Stadtteile in Schutt und Asche zu legen, Treffen von Staatschefs mit Gewalt zu verhindern versuchen, Polizisten anzugreifen, Veranstaltungen demokratisch gewählter Parteien zu sabotieren, Veranstalter oder Restaurantbesitzer zu bedrohen, in den Ruin zu treiben, Angriffe auf politisch missliebige Personen oder ihr Eigentum zu begehen. All das geht? Nur weil es angeblich links sein soll? Liebe Links-Romantiker in Politik und Medien, unterstützt diese Gewalt nicht, indem ihr die Rotznasen in dem Gefühl bestärkt, etwa für eine gerechte Sache zu “kämpfen”.

Martin Wessner / 25.08.2017

Die Haupt- und Lieblingsbeschäftigung der Linksterroristen wurde leider vergessen, nämlich mit stoischer Beharrlichkeit in regelmäßigen Abständen den Zugverkehr der “kapitalistischen” Deutschen (Staats-)Bahn durch ...nunja… “Vandalismus” vorallem sehr gerne rund um Berlin lahmzulegen.

Emmanuel Precht / 25.08.2017

Wenn ein Politiker sagt: “Bleib, es wird nichts geschehen, wir haben die Sache im Griff” dann pack die Sachen und suche Dein Heil in der Flucht. Warum? Darum: Das sagt der Politiker nur, damit sein Fluchtweg nicht versperrt wird. Wohlan…

Ulla Smielowski / 25.08.2017

Bei den Linksextremen denken ja viele noch, “Das sind verbohrte Jugendliche… das verwächst sich wieder”.. so dachte ich ja vor einiger Zeit auch noch. Doch was weiß man eigentlich über sie? Ich denke mal wenig.  Vor allem habe ich noch einmal recherchiert, dass ja gerade sie mit Hassparolen gegen Juden wüten…. Wieso eigentlich?  Ging es da um die armen Palästinenser, die ach so gebeutelt werden durch Israel… Alles wird herangezogen was für die Palästinenser spricht…  Wenn sie doch wissen, das israelische Soldaten schiessen, warum werfen sie dann mit Steinen, töten Israelis mit Terrorakten… Aber dann immer wieder Ansprüche anmelden. Das haben diese Linksextremen wohl nicht auf dem Schirm, nicht mal ansatzweise.

Michael Genniges / 25.08.2017

Oh mein Gott, ist der Mett-Igel wirklich seit den 80ern erledigt? Und wir haben ihn grad unserem Sohn bei der Hochzeit kredenzt, als Mitternachtsspeisung. Na ja, ratz fatz war er weg, also ... erledigt!

B.Klingemann / 25.08.2017

Mich wundert, dass Ralf Stegner noch nicht zugestimmt hat. Er hat sein Pulver wohl schon kurz nach den G20-Krawallen verschossen. Kämpft Gabriel um linkes Profil, nach dem Motto: besser links als gar keine Ausrichtung? Sie haben recht, Herr Broder, man muss die Aussage einfach nur wörtlich nehmen: Die SPD hat kein Problem mit Linksextremismus! Herr de Maizière hingegen schon. Er scheint unabhängig von der Kanzlerin zu arbeiten. Zudem hat er grundsätzlich etwas gegen links. Er könnte an einem Masterplan zur Machtübernahme arbeiten…

Chris Groll / 25.08.2017

Ja, Sie haben Recht Herr Broder.  Herr Gabriel ist ein Märchenerzähler.  Man nehme nur seine Aussage, die Türken hätten Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut (eigentlich eine sogenannte “Fake News” und übrigens ein Affront gegenüber den Menschen, die Deutschland wirklich aufgebaut haben). Ebenso dieser von Ihnen zitierte Satz „Wir Sozialdemokraten haben kein Problem mit Linksterrorismus. Denn alles, was von links kommt, ist immer gut.“ Gefährlicher Traum.

Rudi Knoth / 25.08.2017

Sehr geehrter Herr Broder: Leider muss ich Ihnen widersprechen. Die Plattform ist seit heute Vormittag verboten. Zu mindestens laut Spiegel Online. Nun dann können diese Leute nur noch in ihren Stammkneipen oder “Speak Easys” von Ihrem Murks prahlen.

Volker Kleinophorst / 25.08.2017

Wär trägt eigentlich die Verantwortung für die Opfer der linken Open-Borders-Ideologie?

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