Alex Feuerherdt / 14.08.2016 / 12:08 / 3 / Seite ausdrucken

Olympia mit kleinen Schönheitsfehlern

Die olympische Eröffnungsfeier in Rio de Janeiro hatte noch nicht einmal begonnen, da hatten die Spiele bereits ihren ersten Skandal. Besser gesagt: Es war etwas passiert, das eigentlich ein Skandal hätte sein müssen – aber größtenteils bloß achselzuckend zur Kenntnis genommen wurde. In den Medien wurde nur am Rande darüber berichtet, dabei handelte es sich um einen schweren Verstoß gegen den, sagen wir: olympischen Geist (so man diesen denn überhaupt noch geltend machen möchte). 

Geschehen war dies: Eigentlich hätten das libanesische und das israelische Olympiateam am vergangenen Freitag gemeinsam zur Eröffnungszeremonie ins Maracanã-Stadion gefahren werden sollen. Doch als die Israelis den Shuttle-Bus besteigen wollten, in dem die Libanesen bereits saßen, wies der libanesische Teamchef Salim al-Haj Nakoula den Busfahrer kurzerhand an, die Tür zu schließen. Was sich daraufhin ereignete, schilderte Udi Gal, Trainer der israelischen Segelmannschaft, auf seiner Facebook-Seite so: »Ich bestand darauf, dass wir den Bus betreten können, und sagte, wenn die Libanesen nicht mit uns fahren möchten, könnten sie selbstverständlich aussteigen. Als der Busfahrer daraufhin die Tür öffnete, um uns hineinzulassen, versperrte uns der Leiter des libanesischen Teams den Zutritt.«

Die Israelis mussten schließlich auf Geheiß des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) einen anderen Bus benutzen und waren begreiflicherweise empört. Nakoulas Verhalten sei »ein Schlag ins Gesicht für Olympia«, sagte der israelische Delegationschef Gili Lustig, der auch das IOC kritisierte, weil dieses, statt gegen die Libanesen vorzugehen, die Israelis angewiesen habe, den Bus zu wechseln. Udi Gal rügte das Vorgehen der Veranstalter ebenfalls: »Wie können die Organisatoren so etwas nur zulassen, und dann auch noch am ersten Tag der Spiele? Ist das nicht das Gegenteil von dem, wofür die Olympischen Spiele stehen?«

Der libanesische Teamchef wurde später vom IOC offiziell verwarnt und zog sich gegenüber den Nachrichtenagenturen auf ein »Missverständnis« zurück. Zu einer libanesischen Tageszeitung dagegen sagte er, er habe »das Recht gehabt«, den Israelis den Zutritt zum Bus zu verweigern, und prahlte: »Ich habe den Eingang des Busses mit meinem Körper blockiert, obwohl ich wusste, dass manche der israelischen Sportler sich vorbeidrängen wollten und auf Ärger aus waren.« Hier geht es weiter.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Nagy Laszlo / 15.08.2016

@Frank Stricker: Mir kam auch gleich München 1972 in den Sinn. Da scheinen einige sich eine Kopie der damaligen Ereignisse für Rio herbeizusehnen.

Frank Stricker / 14.08.2016

Ach ja, wieder ein “berühmtes Mißverständnis” wenn es um Antisemitismus geht. Wahrscheinlich war das Attentat der Palästinenser in München 1972 auch nur ein “Mißverständnis”, man wollte den israelischen Sportlern damals wohl nur mal das Münchener Nachtleben zeigen.

Gabriele Klein / 14.08.2016

Danke für den wichtigen Beitrag und….. wir sind nicht so dumm als wie wir verkauft werden. Auch ohne diesen Beitrag wissen wir Bescheid. Menschen die ihre Kampfzonen in Hospitäler, Kindergärten und ins Olympiastadium ausdehenen haben ihre Glaubwürdigkeit restlos verwirkt… Sie verstoßen gegen den Grundgedanken der Olympischen Spiele wie gegen sämtliche Menschenrechtskonventionen. .... Aber niemand ist gezwungen sich das olympische Spektakel, anzusehen. Ich, für meinen Teil bewundere die israelischen Leistungen egal auf welchem Gebiet in Israel und durch mein Kaufverhalten. Olympia interessiert mich sowenig wie ARD, ZDF und Deutschlandradio…..Der Beginn von diesem verlogenen Spektakel ging restlos an mir vorbei…... mögen sich die Gladiatoren sowie die deutschen ÖR Sender selbst feiern und beklatschen…...halt ohne mich!

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Alex Feuerherdt / 27.01.2017 / 11:22 / 2

Rote Karte für den Salafistenfreund aus Darmstadt

Am Ende stand die Trennung – nach nicht einmal einem halben Jahr. „Nach Analyse der Gesamtsituation macht eine weitere Zusammenarbeit für beide Seiten keinen Sinn…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com