Von Yigal Carmon und Alberto M. Fernandez.
Katar strebt die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2036 an. Sollte Doha mit seiner Bewerbung erfolgreich sein, wäre es der erste arabische und mehrheitlich muslimische Veranstaltungsort für diese Spiele.
Dies scheint der Moment für Katar zu sein. Das winzige (nur 12 Prozent der drei Millionen Einwohner des Landes sind katarische Staatsbürger), aber überaus wohlhabende Emirat ist allgegenwärtig. Katar war und ist nicht nur der große Förderer der Taliban in Afghanistan, sondern auch der Hamas im Gazastreifen. Katar ist zudem stark involviert (gemeinsam mit seinem engen Verbündeten Türkei) in die Unterstützung der neuen islamistischen Regierung in Syrien, aber auch des Armee-Regimes (SAF) und seiner islamistischen Verbündeten im Sudan. Ein Bericht von Africa Confidential im August 2025 stellte fest, dass Katar nicht nur stark im Sudan engagiert ist, sondern „weiterhin eine Rolle spielen wird – wie es dies für die Trump-Administration in Afghanistan, Gaza, Syrien, Kongo-Kinshasa und Ruanda getan hat.“ Die Liste der Staaten, in denen Katar erheblichen Einfluss ausübt, ist sogar noch länger.
Katar ist auch im Westen äußerst aktiv, nicht nur durch die Unterstützung verschiedener islamistischer Anliegen und Organisationen, sondern auch durch die angebliche Förderung des sozialistischen Bürgermeisterkandidaten von New York City, Zohran Mamdani, und der Filmprojekte seiner Mutter Mira Nair. Berichten zufolge ist Katar auch in den gleichnamigen Katar-Korruptionsskandal im Europäischen Parlament verwickelt und gehört zu den fünf größten ausländischen Geldgebern für amerikanische Universitäten. Katars große Geldsummen unterstützen nicht nur die Hamas, sondern könnten sogar hochrangige Berater des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu erreicht haben, dem angeblich erbittertsten Feind der Hamas.
Nicht zufrieden mit seinen beträchtlichen Lorbeeren, strebt Katar ernsthaft die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2036 an und konkurriert bisher mit Bewerbungen aus Ahmedabad (Indien), Istanbul, Nusantara (Indonesien) und Santiago, Chile. Sollte Doha mit seiner Bewerbung erfolgreich sein, wäre es der erste arabische und erste mehrheitlich muslimische Veranstaltungsort für diese Spiele. Es wäre auch das hundertjährige Jubiläum der berüchtigten Berliner Olympischen Spiele von 1936, der sogenannten Nazi-Olympiade.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein autoritäres Regime das größte Sportereignis ausrichtet. Die Sowjetunion war Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau, während das kommunistische China die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking abhielt. Das islamistische Regime in Doha wäre das vierte autoritäre Regime, das diese zweifelhafte Ehre erringt.
Führender Befürworter von religiösem Extremismus
Katar hat bereits viel im Bereich Sport erreicht und war Gastgeber der Asienspiele 2006, der FIFA-Weltmeisterschaft 2022, des AFC-Asien-Pokals 2023 und der Weltmeisterschaften im Wassersport 2024. Doha soll zudem die Asienspiele 2030 ausrichten. Katar gilt als starker Kandidat für die Olympischen Spiele 2036, trotz erheblicher und belegter Vorwürfe, dass Katar (und Russland) FIFA-Wähler unverfroren bestochen haben, um die Weltmeisterschaften 2022 und 2018 zu sichern. Katar war auch eines der Länder, die Frankreich bei der Sicherung der Olympischen Spiele 2024 in Paris unterstützt haben. Katar äußert bereits die übliche diplomatische Rhetorik. Das katarische Organisationskomitee versprach, „nationale Interessenvertreter und internationale Partner einzubinden, um einen Vorschlag zu gestalten, der technisch stark, sozial inklusiv und global relevant ist“. 1936 beschrieb Hitler seine Olympischen Spiele als einen „sportlichen, ritterlichen Kampf, der die besten menschlichen Eigenschaften weckt. Er trennt nicht, sondern vereint die Kämpfer im Verständnis und Respekt. Er hilft auch, die Länder im Geist des Friedens zu verbinden.“
Manche mögen die Nazi-Islamismus-Vergleiche für übertrieben halten. Doch es besteht kein Zweifel daran, dass Katars größtes Sportereignis bisher, die FIFA-Weltmeisterschaft 2022, von Kontroversen überschattet war. Nicht nur wegen der Korruptionsvorwürfe im Auswahlprozess, sondern auch wegen der schlechten Behandlung von Gastarbeitern, die die FIFA-Stätten bauten, und wegen Katars berüchtigter Propaganda- und Zensurpolitik. Westliche Aktivisten und Medien konzentrierten sich auf eine Vielzahl anderer Themen in Bezug auf Katar – „Frauenrechte, Alkoholkonsum und die Rechte der LGBTQ-Gemeinschaft“.
Doch während Korruption und lokale Arbeitsrechte nicht unbedeutend sind, ist das Erstaunliche, dass Entscheidungsträger etwas weitaus Zerstörerischeres und Greifbareres zu ignorieren scheinen: Katars langjährige Unterstützung von Terrorismus, Intoleranz und Extremismus. Dies ist ein Land, dessen Medien nacheinander als führende Propagandisten für Al-Qaida, den Islamischen Staat und die Hamas gedient haben. Neben dem Bereich der Propaganda ist Katar – durch verschiedene Stellvertreter – ein führender Befürworter von religiösem Extremismus (Islamismus und Dschihadismus) nicht nur in der muslimischen Welt, sondern auch im Westen.
Ein schwarzer Fleck auf den Olympischen Spielen
Und Katars Unterstützung für den Terrorismus beschränkte sich nicht nur auf Medien und Geistliche, sondern erstreckte sich auf tatsächliche Terroristen, wie den Al-Qaida-Mastermind Khalid Sheikh Mohammad, einen ehemaligen Angestellten der katarischen Regierung, der einst in Doha vor der amerikanischen Justiz geschützt wurde. Wenig überraschend daher, dass Katars führender und einflussreichster islamistischer Autoritätsperson Dr. Yusuf Al-Qaradawi – jenem ägyptischen Geistlichen, der die katarische Staatsbürgerschaft erhielt und zum prominenten Berater der Emire ernannt wurde –, die „Bestrafung“ der Juden durch Hitler offen lobte, den Gastgeber der Olympischen Spiele von 1936. Er fügte hinzu: „So Allah will, wird das nächste Mal durch die Hände der Gläubigen geschehen“ – also der Muslime.
In seinem ideologischen Eifer, seine aggressive, intolerante Version des Politischen Islam – den wir üblicherweise Islamismus oder die Ideologie der Muslimbruderschaft nennen – zu fördern, ist Katar einer expandierenden Ideologie verpflichtet, die deutlich auf dem Vormarsch ist. Darin ähneln sie dem Nazi-Deutschland von 1936 – einem jungen Regime, das von hasserfülltem Eifer sprüht – mehr als den sowjetischen oder chinesischen Olympischen Spielen. Beide autoritären Regime waren bereits ausgereift, als sie die Olympischen Spiele ausrichteten, mit weit weniger revolutionärem Eifer als zu Beginn (die Sowjetunion hatte nur noch ein Jahrzehnt Existenz vor sich). Das Pekinger Regime ist immer noch kommunistisch, aber seine Ideologie tendiert heute mehr zur Förderung der chinesischen Vorherrschaft als zu den Grundsätzen des Marxismus-Leninismus.
Die Katarer sind keine Nazis. Ihre Weltanschauung beschränkt sich nicht auf Antisemitismus, Anti-Amerikanismus oder anti-westliche Gefühle. Ihr ideologischer Rahmen mag extrem sein, kann aber auch äußerst pragmatisch und flexibel sein, je nach den Umständen. Doch das Regime dient als Propagandisten, Geldgeber und Unterstützer von Menschen, die offen sagen, dass sie in die Fußstapfen der Nazis selbst treten wollen. Dass Doha die Olympischen Spiele 2036 ein Jahrhundert nach Hitler ausrichtet, wäre die größte Ironie, ein schwarzer Fleck auf den Olympischen Spielen und der Höhepunkt jahrelanger katarischer „Sportswashing“.
Yigal Carmon ist Präsident und Mitbegründer des Middle East Media Research Institute (MEMRI), einer Organisation zur Beobachtung und Berichterstattung über islamische Publikationen des Nahen Ostens. Carmon war Oberst beim israelischen Militärgeheimdienst Aman, und später Berater für Terrorismusbekämpfung der israelischen Premierminister Yitzhak Rabin und Yitzhak Shamir.
Alberto M. Fernandez ist Vizepräsident von MEMRI und ehemaliger US-Diplomat.