Dass Olaf Scholz keine längliche Fleischspeise, sondern der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland ist, hat Wolfgang Kubicki (FDP) klargestellt. Nur zur Sicherheit und für alle, inklusive Ukrainern, Debrezinern, Frankfurtern und Wienerle, die bisher dachten, Olaf Scholz sei eine Wurst.
Vielleicht meinte WK, wie ihn seine Freunde nennen, dass Olaf Scholz keine Wurst isst, das wäre aber gelogen, denn es gibt eindeutige Fotobeweise, auf denen Olaf Scholz sehr wohl eine Wurst isst.
Was aber war geschehen, das WK klarstellen musste, dass Olaf Scholz keine Wurst ist? Das war so: Der Präsident von #Scholzland, Frank-Walter Wurstmeier, wollte sich gerne nach Kiew einladen, um dort mit zusammengepressten Zähnen zu erklären, „wo seine Gedanken sind“ (sie sind bei den Opfern und den Hinterbliebenen, dort sind sie immer) und um „ein starkes Zeichen zu setzen“ (die zweitliebste Beschäftigung, um Gratismut zu demonstrieren). In Kiew benötigt man aber derzeit eher Patronenhülsen als Worthülsen, daher hat man dort dankend abgewinkt, was den Silberrücken aus dem Bundespräsidialamt „überrascht“ und, ähnlich einem alten Klavier mit den immer gleichen Melodien, „verstimmt hat“.
Die ukrainische Regierung beeilte sich, stattdessen Olaf „keine Wurst“ Scholz einzuladen, damit der da seinen Wurstzettel mit den ukrainischen Extrawürsten abholen kann. Das wiederum wollte Scholz nun nicht, denn es geht einfach nicht, einen zerknirschten Bundespräsidenten ohne Kompetenzen auszuladen, der sich selbst eingeladen hat und dafür einen grüblerischen Kanzler mit Kompetenzen (aber der Allzweckwaffel Christine Lambrecht als Verteidigungsministerin) einzuladen, der sich ja nun noch um Wichtigeres als um ukrainische Würste zu kümmern hat.
Eine der führenden Wurstnationen Europas
Die Weigerung von Olaf Scholz, sich zwischen Geschnetzeltem die Beine zu vertreten und dankbar wie ein Weihnachtsmann (wobei „der Bundeskanzler“ auch „kein Weihnachtsmann ist“, wie Hertha Däubler-Gmelin rigoros bei „Vorsicht! Friedman“ bereits 2002 feststellte) Wunschzettel entgegenzunehmen, hat nun dazu geführt, dass der ukrainische Wurstschafter Melnyk Scholz als „beleidigte Leberwurst“ bezeichnet hat, was man im Bundeskanzleramt wiederum erst einmal schwer verdauen musste. Speziell die Frage, ob man sich nun über „beleidigt“, „Leber“ oder „Wurst“, oder alles zusammen echauffieren will. Wolfgang K. hat das stattdessen übernommen und klargestellt, wer hier jedenfalls keine Wurst ist.
Nachdem also Olaf Scholz keine Bockwurst hat, nach Kiew zu reisen, hat sich ein reiches Würstchen aufgemacht, um sich in den Resten von Kiew umzusehen: Friedrich Merz fuhr, ökologisch wertvoll, mit der guten alten Eisenbahn nach Kiew, um dort Zivilisten mit Wurstarmen zu knuddeln. Und so eine Art inoffizieller Bote des Bundesscholz zu sein, dem er dann nach seiner Rückkehr berichten wird, wie das Buffett beim Endsieg der Ukraine denn aussehen soll und welche Würste dafür benötigt werden.
In einer der führenden Wurstnationen Europas geht es derweil darum, ob der ukrainische Borschtschafter Melnyk ob seiner – diplomatisch ausgedrückt – „undiplomatischen“ Sprache überhaupt noch vor die deutschen Fleischtheken treten sollte, denn gegenüber Freunden, an deren Essensrationen man sich bedienen möchte, verhält man sich weder als Hans- noch als Andrijwurst. Aber das Herz der Wurstliebhaber mit Reinheitsgebot ist groß, und so ist die Mehrheit der Medien bereit, dem unbotunmäßigen Melnyk zu vergeben. Wobei ich nicht sicher bin, ob das nicht auch einfach nur aus Neugierde heraus passiert, was der ukrainischen Kaltmamsell noch so alles an Bonmots entfleuchen mag.
Unter dem Strich bleibt letztlich die Erkenntnis, dass es in der Ukraine tatsächlich sowohl im übertragenen als auch im Wortsinne „um die Wurst“ geht, auch, wenn das den Regierungsveganern in Deutschland irgendwie wurst zu sein scheint und nicht schmecken mag.
(Weitere scharfe Würste des Autors gibt’s unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.