Thilo Schneider / 05.05.2022 / 10:00 / Foto: OS/Twitter / 72 / Seite ausdrucken

„Olaf Scholz ist keine Wurst”

Dass Olaf Scholz keine längliche Fleischspeise, sondern der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland ist, hat Wolfgang Kubicki (FDP) klargestellt. Nur zur Sicherheit und für alle, inklusive Ukrainern, Debrezinern, Frankfurtern und Wienerle, die bisher dachten, Olaf Scholz sei eine Wurst.

Vielleicht meinte WK, wie ihn seine Freunde nennen, dass Olaf Scholz keine Wurst isst, das wäre aber gelogen, denn es gibt eindeutige Fotobeweise, auf denen Olaf Scholz sehr wohl eine Wurst isst. 

Was aber war geschehen, das WK klarstellen musste, dass Olaf Scholz keine Wurst ist? Das war so: Der Präsident von #Scholzland, Frank-Walter Wurstmeier, wollte sich gerne nach Kiew einladen, um dort mit zusammengepressten Zähnen zu erklären, „wo seine Gedanken sind“ (sie sind bei den Opfern und den Hinterbliebenen, dort sind sie immer) und um „ein starkes Zeichen zu setzen“ (die zweitliebste Beschäftigung, um Gratismut zu demonstrieren). In Kiew benötigt man aber derzeit eher Patronenhülsen als Worthülsen, daher hat man dort dankend abgewinkt, was den Silberrücken aus dem Bundespräsidialamt „überrascht“ und, ähnlich einem alten Klavier mit den immer gleichen Melodien, „verstimmt hat“. 

Die ukrainische Regierung beeilte sich, stattdessen Olaf „keine Wurst“ Scholz einzuladen, damit der da seinen Wurstzettel mit den ukrainischen Extrawürsten abholen kann. Das wiederum wollte Scholz nun nicht, denn es geht einfach nicht, einen zerknirschten Bundespräsidenten ohne Kompetenzen auszuladen, der sich selbst eingeladen hat und dafür einen grüblerischen Kanzler mit Kompetenzen (aber der Allzweckwaffel Christine Lambrecht als Verteidigungsministerin) einzuladen, der sich ja nun noch um Wichtigeres als um ukrainische Würste zu kümmern hat. 

Eine der führenden Wurstnationen Europas

Die Weigerung von Olaf Scholz, sich zwischen Geschnetzeltem die Beine zu vertreten und dankbar wie ein Weihnachtsmann (wobei „der Bundeskanzler“ auch „kein Weihnachtsmann ist“, wie Hertha Däubler-Gmelin rigoros bei „Vorsicht! Friedman“ bereits 2002 feststellte) Wunschzettel entgegenzunehmen, hat nun dazu geführt, dass der ukrainische Wurstschafter Melnyk Scholz als „beleidigte Leberwurst“ bezeichnet hat, was man im Bundeskanzleramt wiederum erst einmal schwer verdauen musste. Speziell die Frage, ob man sich nun über „beleidigt“, „Leber“ oder „Wurst“, oder alles zusammen echauffieren will. Wolfgang K. hat das stattdessen übernommen und klargestellt, wer hier jedenfalls keine Wurst ist. 

Nachdem also Olaf Scholz keine Bockwurst hat, nach Kiew zu reisen, hat sich ein reiches Würstchen aufgemacht, um sich in den Resten von Kiew umzusehen: Friedrich Merz fuhr, ökologisch wertvoll, mit der guten alten Eisenbahn nach Kiew, um dort Zivilisten mit Wurstarmen zu knuddeln. Und so eine Art inoffizieller Bote des Bundesscholz zu sein, dem er dann nach seiner Rückkehr berichten wird, wie das Buffett beim Endsieg der Ukraine denn aussehen soll und welche Würste dafür benötigt werden.

In einer der führenden Wurstnationen Europas geht es derweil darum, ob der ukrainische Borschtschafter Melnyk ob seiner – diplomatisch ausgedrückt – „undiplomatischen“ Sprache überhaupt noch vor die deutschen Fleischtheken treten sollte, denn gegenüber Freunden, an deren Essensrationen man sich bedienen möchte, verhält man sich weder als Hans- noch als Andrijwurst. Aber das Herz der Wurstliebhaber mit Reinheitsgebot ist groß, und so ist die Mehrheit der Medien bereit, dem unbotunmäßigen Melnyk zu vergeben. Wobei ich nicht sicher bin, ob das nicht auch einfach nur aus Neugierde heraus passiert, was der ukrainischen Kaltmamsell noch so alles an Bonmots entfleuchen mag.

Unter dem Strich bleibt letztlich die Erkenntnis, dass es in der Ukraine tatsächlich sowohl im übertragenen als auch im Wortsinne „um die Wurst“ geht, auch, wenn das den Regierungsveganern in Deutschland irgendwie wurst zu sein scheint und nicht schmecken mag.  

(Weitere scharfe Würste des Autors gibt’s unter www.politticker.de)  

 

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.   

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Martin Johannes Marhoff / 05.05.2022

Naftali Bennett verhält sich gegenüber Putin sehr milde und moderat. Ist der Mann jetzt eine koschere Wurst?

Dr. Detlef Wacker / 05.05.2022

Ich weiß nicht, auf wen ich wütender sein soll. Auf Scholz (das Würstchen, oder Type ohne Rückgrat) oder Melnyk (Pöbel-Andrij). Eigentlich ist es egal. Der eine spielt einen Bundeskanzler, der andere einen Botschafter/Diplomaten. Kaum hat die Ukraine Verteidigungswaffen, ruft M. nach Angriffswaffen, kaum sind sie zugesagt ruft er nach noch mehr schwereren Waffen. Selbst wenn Deutschland alles was es hat gäbe, reich es M. nicht. Dann will er die aktive Teilnahme Deutschlands. PS Warum ergeben sich die ukrainischen Soldaten im Asovstalwerk nicht? Hoffen sie darauf in ein “Drittland” evakuiert zu werden. Das wird Putin nicht zulassen. Also, was soll das. Mir tun die Soldaten leid, die offensichtlich nicht aufgeben dürfen.

Winfried Jäger / 05.05.2022

Wie konnte es passieren, daß dieses ehemals vorbildliche Land in Kultur, Wirtschaft und Forschung von einer Klasse von derart selbst arbeitsscheuen und ungebildeten Moralisten übernommen wurde und jetzt zu Grunde gerichtet wird. Meine Vermutung: Hinter allem steckt das Gift des Marxismus in der Form der Frankfurter Schule. Enthemmte Großdenker haben die Halbdenker fanatisiert, die uns jetzt als “Moralisten” drangsalieren.

Leo Hohensee / 05.05.2022

@Thomas Hechinger - Hallo Herr Hechinger, Sie schreiben: - ” .... Daher: mehr Melnyks für Deutschland. ... ” - Man kann hart debattieren, auch ungeschminkt mit klaren Worten. Aber hier geht es nicht um eine Debatte. Herr Melnyk will etwas und trägt es als Forderung vor. In dem Moment wo es ihm zu lange dauert oder es nicht nach seiner Vorstellung abläuft, reklamiert er öffentlich, Herr Scholz sei eine beleidigte Leberwurst. Ich finde das schon aus dem Grund nicht hinnehmbar weil ich absolut gegen jede Waffenlieferung an die Ukraine bin. Dieser Krieg wird durch Waffenlieferungen nur ausgeweitet. beste Grüße

P. Schulze / 05.05.2022

Als lecker Würstchen hab ich den Olaf auch nie betrachtet. Eher so als kleines, grünes Rosenkohlklößchen, was mit überhaupt nicht mundet.

Leo Hohensee / 05.05.2022

@Hans-Peter Dollhopf ( @Leo Hohensee ) - Hallo Herr Dollhopf, finden Sie , dass es mir nicht zusteht solche vermeintlichen Pöbeleien als solche zu empfinden und zu benennen weil ich den großen Teil unserer Politiker für Schwachmaten ( Gesinnung ) und für unfähig ( Fähigkeiten und Leistung ) halte? Sehe ich nicht so. beste Grüße

Uwe Steffens / 05.05.2022

Egal, wie man zu Scholz, Steinmeier oder den anderen Politdarstellern des “besten Deutschlands” aller Zeiten steht: was Melnyk hier (wiederholt) abläßt ist eines Botschafters unwürdig. Jedes Land, welches noch etwas Rückgrat hat, würde diesen Typen des Landes verweisen. Ach ja, “Würde” - das gab es auch einst…

Hans-Peter Dollhopf / 05.05.2022

Leo Hohensee / 05.05.2022 : “Aber von einem Bittsteller mit Staatsauftrag (Botschafter) erwarte ich als Bürger dieses Staates einen angemessenen Ton diesem Staat und seinen Organen gegenüber.” - - - Sagt wer. Einer, der dieses System und seine Schergen in zig Äußerungen bereits abgeschrieben hat. Herr Hohensee, darum seien Sie doch einfach so offen und ehrlich wie dieser Botschafter Melnyk. Der sein Land nicht abschreibt. Wie Sie Ihres, während es im Feuer globaler Eliten und gemeiner Verräter pulverisiert wird.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Thilo Schneider / 30.01.2024 / 16:00 / 20

Jahrestag: Die Schlacht von Stalingrad geht zu Ende

Heute vor 81 Jahren ernannte Hitler General Paulus, der mit seiner 6. Armee in Stalingrad dem Ende entgegensah, zum Generalfeldmarschall. Denn deutsche Generalfeldmarschälle ergaben sich…/ mehr

Thilo Schneider / 26.01.2024 / 16:00 / 20

Anleitung zum Systemwechsel

Ein echter demokratischer Systemwechsel müsste her. Aber wie könnte der aussehen? Bei den Ampel-Parteien herrscht mittlerweile echte Panik angesichts der Umfragewerte der AfD. Sollte diese…/ mehr

Thilo Schneider / 18.01.2024 / 16:00 / 25

Neuer Pass für einen schon länger hier Lebenden

Ich will einen neuen Reisepass beantragen. Doch um ihn zu bekommen, soll ich den abgelaufenen mitbringen, ebenso meine Heiratsurkunde und Geburtsurkunde. Warum muss ich mich…/ mehr

Thilo Schneider / 16.01.2024 / 15:00 / 73

Zastrow-FDP-Austritt: „Ich will den Leuten noch in die Augen schauen können“

Holger Zastrow, Ex-Bundesvize der FDP, kündigt. In seiner Austrittserklärung schreibt er: „Als jemand, der in der Öffentlichkeit steht und durch seinen Beruf mit sehr vielen…/ mehr

Thilo Schneider / 11.01.2024 / 14:00 / 64

Was würden Neuwahlen bringen?

Kein Zweifel, die Ampel hat fertig. „Neuwahlen!“ schallt es durchs Land, aber was würden die angesichts der aktuellen Umfrageergebnisse bringen, so lange die „Brandmauer“ steht…/ mehr

Thilo Schneider / 10.01.2024 / 14:00 / 35

Das rot-grüne Herz ist verletzt

Die Leute begehren auf, vorneweg die Bauern. Es wird viel geweint. In Berlin, Hamburg, München und Stuttgart. Aus Angst. Aus Angst, von den Futtertrögen des…/ mehr

Thilo Schneider / 24.12.2023 / 12:00 / 25

Meine Agnostiker-Weihnacht

Herrgottnochmal, ich feiere tatsächlich Weihnachten. Wenn es doch aber für mich als Agnostiker eigentlich „nichts zu feiern gibt“ – warum feiere ich dann? Die Geschichte…/ mehr

Thilo Schneider / 02.12.2023 / 12:00 / 15

Jahrestag: High Noon bei Austerlitz

In der auch „Drei-Kaiser-Schlacht“ genannten Schlacht in Mähren besiegt Napoleon Bonaparte am 2. Dezember 1805, genau ein Jahr nach seiner Kaiserkrönung, eine Allianz aus österreichischen…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com