Erst bringen die dramatisch steigenden Energiepreise die Energielieferanten ins Schleudern und dann die von ihnen belieferten Unternehmen.
Die meisten Menschen in Deutschland sind derzeit vor allem damit beschäftigt, ihren Alltag entlang des jeweils aktuellen Corona-Reglements zu organisieren. Beim Blick auf die Regierung interessiert sie deshalb vor allem, was selbige diesbezüglich plant. Noch gibt es unter den meisten Bürgern keine fordernde Erwartung an die politischen Verantwortungsträger, sie mögen eine Lösung in der Energiekrise aufzeigen.
Die steigenden Energiepreise fordern derweil immer mehr Opfer. Auf ein Beispiel aus Sachsen machten u.a. die Kollegen vom Handelsblatt und von Tag24 aufmerksam.
Die Glashütte Freital hatte zum Jahreswechsel die Produktion zu drosseln und die Anlagen auf einen Notbetrieb herunter zu fahren. Der Auslöser war die Mitteilung des Energielieferanten der Glashütte Freital, dass er die Belieferung mit Strom und Gas trotz eines rechtsgültigen Liefervertrages zum 31. Dezember einstelle. "Trotz einer vor dem zuständigen Landgericht erwirkten einstweiligen Verfügung, die Belieferung mit Energie auch 2022 wie bisher fortzusetzen, hat der Lieferant dies bisher nicht getan", zitierte TAG24 den Mitgesellschafter Göran Volker Grosse. Als Reaktion darauf habe der Traditionsbetrieb die Produktion eingeschränkt.
Ein Einzelfall? Wegen der derzeit dramatisch gestiegenen Preise für Strom und Gas könnten nach dem Bericht viele Energielieferanten ihre Verträge nicht einhalten. Über 30 Unternehmen sollen bundesweit Insolvenz angemeldet haben. Selbst wenn andere regionale Versorger die Belieferung rein technisch übernehmen könnten, dürfte das dann für den Kunden einen so drastischen Preissprung bedeuten, dass die Produktion zu zuvor vereinbarten Konditionen unrentabel wird.
"Beim Erreichen von wirtschaftlich zu vertretenden Energiebeschaffungskosten ist geplant, den Produktionsbetrieb unverzüglich wieder hochzufahren", heiße es aus der Glashütte Freital, die auf eine Firmentradition bis 1802 zurückblicken könne.
Das Unternehmen habe sich vor allem auf bestimmte Glasverpackungen für Lebensmittel – also unter anderem Marmeladengläser oder Flaschen – spezialisiert. Beispielsweise wird die sogenannte Sachsenkeule, eine Weinflaschenart in Keulenform, die – so heißt es – nur von sächsischen Winzern genutzt wird, auch in Freital hergestellt.
Nun müssten die Energiepreise drastisch sinken, oder die Preise der Gläser und Flaschen deutlich steigen, damit es „wirtschaftlich zu vertretende Energiebeschaffungskosten“ gibt. In letzterem Fall würden folgerichtig auch Preise der darin abgefüllten und verpackten Lebensmittel steigen. Das wäre dann ein weiterer Preistreiber, der mit etwas Verzögerung beim Endkunden ankommt. Zu den bisherigen Preissteigerungen hören die Bürger von zuständigen Verantwortungsträgern noch beruhigend, die Inflation sei eine vorübergehende Erscheinung.