Ein weiteres Beispiel dafür, dass es nicht der “Kapitalmangel” ist, der letztlich für Afrikas Unterentwicklung zuständig ist. Es ist vielmehr eine Gesellschafts- und Sozialstruktur, die nicht zu den heutigen Problemen des schwarzafrikanischen Kontinents passt. Solange die sich nicht ändert, ist Afrika kaum zu helfen. Und das können am Ende nur die Afrikaner selbst tun. Außenstehende können sie vielleicht unterstützen, klar, aber *tun* können sie es nur selbst.
Vor paar Jahren durfte ich bei uns im Rathaus einer kleinen Ausstellung beiwohnen. Eine Frau, Schneidermeisterin, hatte obwohl schon Rentnerin, sich für 2 Jahre ins südliche Afrika (Botswana?) aufgemacht um für eine Schwedische Organisation Frauen das Nähen beizubringen. Dafür wurden mechanische Nähmaschinen mit seitlichem Handantrieb besorgt wie sie die Fa Husquarna einst mal produzierte. Mit den Nähmaschinen aus dem Kopf liefen die Frauen dann 30-40 Kilometer in die n. Stadt um vor Ort Maßkleidung, Taschen usw anzufertigen.Mit dem verdientem Geld gingen die Frauen einkaufen und wieder nach Hause um zu kochen, Hausarbeit erledigen (Wasser holen usw). Die Näh- Arbeiten , Bilder etc wurden gezeigt, anschließend gab es eine Frage Runde. Auf meine Frage was den die Männer dieser Frauen so zum Leben beitrugen? musste diese tolle Frau erst mal ein paar Wut Tränen vergiessen um dann zu schildern das die Männer und ihre Söhne einfach nur als Faulpelze zu bezeichnen sind. Sie begleiten ihre Frauen oft, um ihnen das Geld wegzunehmen um Tee trinken können- helfen aber nicht ,z.B. die Nähmaschine zu tragen, weil das sei (wie Wasser holen, Kochen usw.) UNMÄNNLICH ! Das grösste Rätsel aber war für Sie ,warum diese tolle Afrikanische Frauen solche Machos in Form ihrer eigenen Söhne auch noch heranziehen.
Landwirtschaft in Afrika ist ein schwieriges Unterfangen. Mit äußerster Präzision führt der Mann seinen Pflug, um Furche um Furche im Boden zu ziehen. Und vorne zieht die Frau. Nach stundenlangen Ziehen geht sie dann zum Brunnen, holt Wasser, macht den Haushalt, kümmert sich um die Kinder, die Wäsche, das Essen usw. Während dessen wartet der fleißige Landwirt beim Karten- und Würfelspiel in der Kneipe. Und wenn diese Männer dann ein besseres Leben suchen und sich auf den Weg nach Europa machen, ändert das an den Verhältnissen in Afrika gar nichts. Die europäischen Länder sollten strikt allen männlichen afrikanischen Flüchtlingen die Einreise verweigern. Statt dessen sollten afrikanische Frauen zwecks Berufsausbildung Möglichkeit der Einreise mit sicherem Transport gegeben werden. Diese Frauen werden größtenteils zurück nach Afrika gehen und dort als Multiplikatorinnen der gesellschaftlichen Entwicklung beitragen.
Fortsetzung der 1. Mail: Fazit: Frauen sind m.E. die besseren Geschäftsleute in Afrika und können im informellen Sektor genau die Arbeitsplätze in großer Zahl und relativ kurzfristig schaffen, die benötigt werden, um soziale Unruhen oder die Wirtschaftsmigration nach Norden (Europa) oder Süden (Südafrika) zu verhindern. “Große” Industrieinvestitionen (“Marschall-Plan für Afrika”) sind hingegen, selbst beim Einsatz von erheblichen Mitteln, nur ein Tropfen auf en heißen Stein, und fragwürdig, da es an einheimischen Managern und Fachkräften sowie an einem kaufkräftigen Markt fehlt. Hans-Werner Bussmann, Berlin (in Simbabwe von 1986-90, in Südafrika von 2000 bis 2003 und von 2009 bis 2012)
Volker Seitz hat vollkommen Recht: Frauen sind die Träger der informellen Wirtschaft Afrikas. Dazu ein besonders erfolgreiches Beispiel aus Simbabwe Ende der 1980er Jahre, das aber noch heute Gültigkeit haben könnte, wenn die Politiker und die Stammesführer das zuließen: EIne Gruppe von Frauen auf dem flachen Land hatte ihre in einem sog. “savings club” ersparten Mittel nicht für die Aufteilung unter wenigen Mitgliedern vorgesehen, damit diese sich größere Anschaffungen leisten und den Kredit der Gemeinschaft über Jahre zurückzahlen konnten. Vielmehr wollten sie für nachhaltige Einnahmen sorgen, um von den Almosen ihrer Männer, die ihre mageren wöchentlichen Löhne größtenteils in der nächsten “bush-bar” verprassten, unabhängiger zu sein. Sie richteten einen Gemüsegarten ein, zu dem ihnen die Botschaft die Mittel für einen Brunnen samt Pumpe beisteuerte. Alles andere hatten sie selbst finanziert (Zaun, Geräte, Saatgut pp.). der Verkauf an umliegende Schulen, Hospitäler und Bergwerkskantinen funktionierte so gut, dass sie auf eigene Kosten die Fläche des Gartens binnen zwei Jahren vervierfachten (inkl. eines weiteren Bohrlochs). Mit den dadurch noch reichlicher fließenden Mitteln beschlossen sie, die von Mugabe an allen Schulen geforderten Uniformen sogar für Vorschulkinder selbst zu nähen. Zuvor mussten sie diese bei indischen Händlern für teures Geld bestellen, die sie dann in sweatshops in Durban oder Indien produzieren ließen. Ersparnis: mehr als 2/3 des Händlerpreises. Die Botschaft hatte dazu ca. 50 alte Tret-Nähmaschinen sammeln lassen und die Transportkosten (Beiladung bei einem Umzug eines Mitarbeiters) übernommen. Wieder großer Erfolg: jetzt wurden die Männer angestellt zur Reperatur von Werkezeugen, Fahrrädern, Zäunen pp. Wie diese Erfolgsgeschichte weiterging, lässt sich leider nicht mehr nachverfolgen. Rest folgt mit 2. Mail
Die Erwartungshaltung an Männer und Frauen ist in vielen afrikanischen Gesellschaften dergestalt, dass Männer ihr Leben lang spielende Kinder bleiben dürfen, die jedoch mit Macht über die sich um das Überleben der Familie kümmernde Frau, ausgestattet sind und diese zum Unwohle aller auch nutzen. Um diese Strukturen aufzubrechen braucht es eine weise, dem Allgemeinwohl verpflichtete Führung seitens eines Dritten. Ob der Staat diese Rolle innerhalb häufig tribaler Strukturen erfüllen kann, ist zumindest fraglich. Da die Frauen jedoch als Ansprechpartner aufgrund der patriarchalen Verhältnisse weitestgehend ausfallen und damit der Zugang über den Weg der Einsicht versperrt zu sein scheint, bleibt nur die Möglichkeit in ganz kleinen Schritten auf eine Bewusstwerdung ihrer Lage (auch die der Männer) hinzuwirken. Das „Zuschmeißen“ mit Geld oder das Angebot an die Männer, es doch einmal bei uns zu versuchen, ist sicher nicht die Lösung. Da der Sinn für Realitäten, nicht nur in Afrika, sondern in vielen Teilen der Welt, bei Frauen stärker ausgeprägt zu sein scheint, ist eine Stärkung ihrer Rolle in den Gesellschften zu wünschen. Während diese Stärkung der Rolle der Frau bei uns teilweise groteske Züge annimmt, bleibt sie etwa in islamisch geprägten Gesellschaften fast völlig aus und wird vom „Westen“ nur zaghaft bis gar nicht gefordert. Dass hierin jedoch der Schlüssel zu wirklicher Veränderung liegt, wird immer noch verkannt. Es lebe der Schleier und es lebe Metoo.
Auch das noch.
Vor dem Hintergrund dieses Berichts erscheint das auch heute zum Weltfrauentag wieder anhebende Lamento über den Gender Pay Gap doch als ein Jammern auf hohem Niveau. Gewiss kommt, wenn ich mir so durchlese, was afrikanische Frauen an Arbeit übernehmen, der Equal Kill Day in Afrika kalendarisch erst nach dem Weltfrauentag. Anders in Deutschland: Ab 17. Januar 2016 hätte die männliche arbeitende Bevölkerung in Deutschland für den Rest des Jahres zu Hause bleiben müssen, um bis Jahresende ebenso wenige tödliche Arbeits- und Dienstwegeunfälle zu erleiden wie die weibliche arbeitende Bevölkerung, nämlich nur 15 statt 339. Matriarchalische Verhältnisse, von denen Afrikanerinnen offenbar nur träumen können.
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