Ansgar Neuhof / 26.07.2018 / 06:00 / Foto: Andreas Praefke / 52 / Seite ausdrucken

Özil, Family & Friends

Wie einfach die Welt doch manchmal ist: Mesut Özil, der (nunmehr ehemalige) Spieler der „Mannschaft“ (ehemals deutsche Nationalmannschaft), inszeniert sich als Opfer von Rassismus. Mit seinen Tweets, mit denen er den Rücktritt aus dieser Mannschaft verkündet hat, habe er auf das Wiederaufleben des Rassismus aufmerksam machen wollen, so teilt es sein Spieleberater Erkut Sögüt mit. Doch Özil ist nicht Opfer (höchstens das seiner Berater), sondern Mitspieler auf dem weiten Feld von Geschäft und Politik. 

Die Zeitung Die Welt hat in einem Artikel den Hintergrund der Foto-Aktion der beiden Nationalspieler Özil und Ilkay Gündogan beim türkischen Präsidenten Recep Erdogan im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft beleuchtet. FAZ und Focus haben sogleich nachgezogen und ähnliche Artikel veröffentlicht. Doch dort kann man nur einen Teil der ganzen Wahrheit über die Özil-Sögüt-Connection lesen. Bevor wir zu den eher weniger bekannten Hintergründen kommen, sei hier zunächst kurz rekapituliert, was Welt, Focus, F.A.Z und andere Zeitungen berichten. Demnach stecken hinter Özil und Gündogan vor allem der Spielerberater und Jurist Erkut Sögüt, deutscher Staatsbürger, in London ansässig, und einige Verwandte Mesut Özils und Ilkay Gündogans. Sögüt sei an mindestens drei Firmen im direkten Umfeld Özils „beteiligt“. 

Özil Marketing GmbH: Geschäftsführer ist Mutlu Özil, der Bruder des Fußballspielers Özil. Scouting und Beratung obliegen Serdar Özil, einem Cousin des Fußballspielers. Sögüt ist dort als Rechtsanwalt und lizensierter Spielervermittler geführt.

Diese Angaben zu Sögüt erscheinen hochstaplerisch. Zumindest in Deutschland und England ist eine Zulassung Sögüts als Rechtsanwalt nicht ersichtlich. Eine Zulassung in einem anderen Staat erscheint angesichts seines Lebenslaufs ausgeschlossen. Und lizensierter Spielervermittler kann er schon gar nicht sein, da seit 2015 Spielervermittler nicht mehr lizensiert, sondern nur noch registriert werden (siehe hier).

Firma Family & Friends: Hierbei handelt es sich um eine Spielerberateragentur, die von Erkut betrieben wird und neben Özil und Gündogan auch den weiteren deutschen Nationalspieler Shkodoran Mustafi berät. Zu den Mitarbeitern dieser Agentur gehören Mutlu Özil, der Bruder von Mesut Özil, Ilhan Gündogan, der Onkel von llkay Gündogan, und Kujtim Mustafi, der Vater von Shkodoran Mustafi. 

ARP Sportmarketing Sportmarketing International GmbH: Hier leitet Sögüt das „Team UK“. Geschäftsführer ist Harun Arslan, der zu knapp 50 Prozent Gesellschafter des Unternehmens sowie langjähriger Berater und Vertrauter von Joachim Löw ist, dem Trainer der Fußball-Nationalmannschaft. Mit dabei auch wieder Ilhan Gündogan als Leiter des „Team Germany“. 

Der Welt-Artikel führt weiter aus, dass das Treffen mit Erdogan der Spielerberater Sögüt eingefädelt und auch die aktuellen Tweets zu verantworten habe, die durch englische Muttersprachler aus Sögüts Berater-Clan formuliert worden sein sollen. Zu diesen Beratern gehören die Brüder Pentol-Levy. Mit einem von ihnen hat Sögüt ein Buch geschrieben über Spielvermittler. Alle drei sind Geschäftsführer und zu je einem Drittel Gesellschafter der Agent Eduaction Limited in London.  

Hier enden die Recherchen der Welt und der anderen Zeitungen. Doch die Verbindungen zwischen Özil, Gündogan und Erkut gehen weiter. 

Das britische Unternehmens-„Empire“ von Özil und Sögüt

Insgesamt acht Firmen hat der äußerst umtriebige Sögüt in London registrieren lassen (eine neunte ist bereits wieder gelöscht). Mit Ausnahme einer bereits 2014 gegründeten Firma sind alle anderen erst 2017 und 2018 gegründet worden. Es sind dies die 

  1. Sheldom Sports Group Limited
  2. Sheldon Investment Holding Limited
  3. Sheldon Coffee Limited
  4. 39 Steps Kinghtsbridge Limited
  5. Sheldon Wholesale Limited
  6. Equipe Sports Group Limited
  7. D.E.S. Sports Management Limited
  8. Agent Education Limited [siehe bereits oben]

Interessant zunächst die Sheldon Sports Group Ltd. Alleiniger Gesellschafter ist Mesut Özil, Direktoren (= Geschäftsführer) sind Mesut Özil und Erkut Sögüt. Ähnlich interessant die Sheldon Investment Holding Ltd., deren Direktor ebenfalls Erkut Sögüt ist. Gesellschafter sind zu 85 Prozent Mesut Özil und zu 10 Prozent Erkut Sögüt, weitere 5 Prozent hält Cüneyt Solak. Diese Holding-Gesellschaft ist wiederum Alleingesellschafterin der Sheldon Coffee Ltd., der 39 Steps Knightbridge Ltd. und der Sheldon Wholesale Ltd., deren Direktor jeweils Erkut Sögüt ist. Mesut Özil gehören also mindestens fünf Firmen in London zu 100 beziehungsweise 85 Prozent.

Die Equipe Sports Group Ltd. gehört ausnahmsweise einmal nicht Mesut Özil, sondern zu je 50 Prozent Erkut Sögüt und Ilhan Gündogan, dem Onkel des Fußballspielers Gündogan. Beide sind auch die Direktoren der Gesellschaft. Die D.E.S. Sports Management Ltd. gehört Erkut Sögüt alleine. Sie existiert bereits seit 2014. 

Sieben Unternehmensgründungen innerhalb der letzten eineinhalb Jahre in London, vier davon mit Mesut Özil, eine mit dem Onkel von Ilkay Gündogan. Das ist ungewöhnlich. Was will dieser Spielerberater Sögüt, was will Mesut Özil damit? Gibt es gegebenenfalls weitere Unternehmen von Sögüt in der Türkei? Immerhin war die ARP Sportmarketing GmbH bis 2015 an der dann gelöschten International GmbH Menajerlik Sanayi ve Ticaret Limited Sirketi mit Sitz in Istanbul zu 51 Prozent beteiligt. Viele offenen Fragen, die die Presse an Mesut Özil und seinen Berater Sögüt stellen könnte. 

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Leserpost

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Stefan Zorn / 26.07.2018

“Wissen” tun wir es nicht, aber ein solches Geflecht hat meist nur einen Grund: “Irgendwo” steuersparend zu enden….

Frank Stricker / 26.07.2018

Obwohl Deutschland mit Sicherheit in punkto Nächstenliebe und Respekt gegenüber anderen Gesellschaften in der Weltspitze zu finden wäre , hält sich das Narrativ hartnäckig , dass wir im allgemeinen immer noch alle rassistisch sind. Das tritt dann besonders heftig auf , wenn ein Migrant, dazu noch ein sehr bekannter, einfach mal so in die Welt hinausposaunt, ich bin rassistisch attackiert worden. Ohne jetzt für Herrn Grindel oder sonstige DFB-Funktionäre eine Lanze brechen zu wollen, die Einlassung von Mezut Özil zum DFB , dazu noch in Englisch , war eine Unverschämtheit. Das zeigt aber auch , beim Thema Ausländer u. Migration neigen wir regelmäßig zum hyperventilieren. Was ist denn passiert, ein mittelmäßiger Spieler ist aus der “Mannschaft” (ehemals Nationalmannschaft) zurückgetreten.  Nicht mehr und nicht weniger , und wir diskutieren mit einem Eifer , als ob morgen wieder die D-Mark eingeführt werden soll.

Alexander Späth / 26.07.2018

möglicherweises bringt hier noch “Football Leaks” bisschen Licht in´s Dunkel? ein empfehlenswertes Buch, das mir allerdings den letzten Spass am Fan-sein aus der Birne gehämmert hat…

Nico Schmidt / 26.07.2018

Sehr geehrter Herr Neuhof, gut, wie immer, ABER! Diese Dinge und das Foto waren vor der WM bekannt und es hat keinen Menschen interessiert, insbesonders unseren Jogi und den DFB nicht. Das nach einem lausigen Wettbewerb dann Özil niedergemacht wird, finde ich schäbig (vor der WM war Özil ja noch kurz vor der Seligsprechung). Wenn ich Millionen verdienen würde, hätte ich auch einige Firmen in der Hinterhand. Wer nicht? Es sind Sportler und keine Heiligen. Beleuchten Sie einmal die Vermögenswerte und Verdienste unserer Volksvertreter, vor allen Dingen nach ihrer Karriere als Politiker, dann wissen wir, wo der volkswirtschaftliche Schaden entsteht. MfG Nico Schmidt

M. Strobel / 26.07.2018

Zur richtigen Einschätzung fehlt hier allerdings noch die Information, wie viele Firmen andere Fußballspieler haben. Möglicherweise ist es normal, als Fußballspieler in derart viele Geschäfte involviert zu sein?

Chr. Kühn / 26.07.2018

Ach, wenn nur wir Deutsche einen vergleichbaren Hang und Talent fuer solche Familienbande haetten…obwohl, ne, will ich eigentlich gar nicht. Dazu habe ich zuviel Wuerde und Anstand im Leib.

Bernhard Freiling / 26.07.2018

Mal ehrlich: Ja, und? Özil verdient dem Vernehmen nach 15 bis 20 Millionen jährlich. Irgendwann wird er sich als aktiver Fußballer zurück ziehen (müssen). Da scheint es mir nur klug und richtig, zu Zeiten wo der Rubel rollt, für die Zukunft vorzusorgen. Soll ich Özil daraus einen Vorwurf machen? Daß er zu seiner Unterstützung Menschen aus seiner allernächsten Umgebung rekrutiert, scheint mir auch verständlich. In meinen Augen spricht das eher noch für als gegen ihn. Und wenn heraus käme, er sei noch an 10 oder so weiteren Firmen beteiligt, würde mich auch das kalt lassen. Allenfalls liesse mich das auf einen ausgeprägten Geschäftssinn schliessen. Alles im grünen Bereich - auch dann, wenn das Alles nicht auf seinem sondern auf dem Mist seiner Berater gewachsen sein sollte, die dadurch m.E. dokumentieren, ihr Handwerk zu verstehen - solange die Geschäfte ordentlich und legal geführt werden.

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