Peter Grimm / 24.07.2022 / 16:00 / Foto: Imago / 30 / Seite ausdrucken

Özdemir und der Missmut der Bauern

Der Bundeslandwirtschaftsminister kritisiert die EU-Lockerungen von Umweltauflagen für Bauern, weil er nun eigenverantwortlich entscheiden soll.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat die Ankündigung der EU-Kommission kritisiert, Umweltauflagen für Landwirte zu lockern, um die Getreideproduktion zu steigern, meldet presseportal.de. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) habe der Grünen-Politiker gesagt, dass das Angebot aus Brüssel mit Vorsicht zu genießen sei: "Anstatt selber die Verantwortung für eine nachhaltige Agrarpolitik zu übernehmen, schiebt die EU-Kommission die Mitgliedstaaten vors Loch." Gehört die Verantwortung für die Agrarpolitik nicht zu den ureigensten Aufgaben eines Landwirtschaftsministers? Bei Özdemir offenbar nicht, wenn es ungemütlich werden könnte. Sein Vorwurf laut NOZ: Die EU-Kommission entziehe sich dem Missmut aus Teilen der Landwirtschaft über Nachhaltigkeitsziele und verlagere die Verantwortung auf die Mitgliedstaaten.

Dabei gäbe es doch für Herrn Özdemir jetzt mehrere Möglichkeiten zur Politikgestaltung. Er könnte angesichts einer drohenden Nahrungsmittelkrise kritisch und unideologisch prüfen, ob denn all die „Nachhaltigkeitsziele“ wirklich unverändert Bestand haben müssen. Dem Ergebnis dieser Prüfung sollte er seine Politik dann anpassen.

Und wenn er zu der Überzeugung gelangen sollte, dass alle angepeilten Umwelt-Zwänge trotz der immensen Teuerung von Landwirtschaftsprodukten sein müssen, dann dürfte er im Entscheidungsfindungsprozess ja hinreichend gute und überzeugende Argumente dafür gefunden haben, um mit Kritikern gut streiten zu können. Zumal es früher, also in einer Zeit, als Cem Özdemir noch nichts mit der Landwirtschaft am Hut hatte, ebenfalls zum Berufsbild eines Agrarministers gehörte, sich dem „Missmut aus Teilen der Landwirtschaft“ gegen die jeweilige Agrarpolitik zu stellen. Das hätte dem neuen Dienstherrn im Ministerium vielleicht mal einer der vielen, vielen Mitarbeiter sagen müssen. Aber mit dem Missmut der Regierten, den sie durch ihr Regieren hervorrufen, möchten die Regierenden heutzutage möglichst nicht mehr konfrontiert werden.

 

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Esther Braun / 24.07.2022

Steht der Herr Schwab auch schon, wie in den Niederlanden, bereit, um die Felder aufzukaufen? Dann müssen sich “die” mit dem Enteignungsgesetz aber beeilen!

Oskar Kaufmann / 24.07.2022

LTja, Cem “die Hanfpflanze” Özdemir ist, wie die übrigen Regierungsmitglieder, eben ein “Universal-laie”.

Dietmar Herrmann / 24.07.2022

Die allgegenwärtige Nachhaltigeit beinhaltet im wesentlichen die Reduktion von Dünge - und Pflanzenschutzmitteleinsatz. Kein Landwirt , der klar im Kopf ist , hat hier bisher schon überdosiert, schon aus Kostengründen nicht. Ein Verzicht auf moderne Methoden hätte Ertragsreduktionen zur Folge . Im Mittelalter ernährte eine deutlich größere Ackerfläche als heute etwa 12 Mio. Menschen im Heiligen Römischen Reich, und selbst dabei nicht immer nachhaltig. Wir werden wohl sehr bald auf dieses Niveau zurückgeworfen , wenn Düngemittel teils astronomisch teuer werden , teils auch für hohe Preise nicht mehr zu erwerben sind. Eine Reduktion der Anbauflächen wird dann Begeisterungsstürme hervorrufen. Importe werden auch keine Lösung sein, da auch die Nachbarn nichts abzugeben haben und man ohne wertschöpfende Industrie auch nichts bezahlen kann. Also wie immer seit 17 Jahren : mit sicherem Griff ins Klo alles falsch gemacht , exkremente Leistung !

Karl Ruprecht / 24.07.2022

Gestern sagte ein Bauer auf youtube das wegen der neuen Verordnung zum Düngen der Weizen nicht mehr zum Brotbacken taugt!Er hat nir 8% Proteine,12 werden mindestens gebraucht…

Christian Feider / 24.07.2022

Es war schon,solange ich denken kann(53 Jahre) ein “beliebtes” Spiel der nationalen Politiker, bei unangenehmen Fragen,die Sie selber nicht national durch zu drücken wagten,mittels EU über Bande zu spielen….. der gute “Cem-Vielflieger” hat sich eben an diesen so angenehmen Effekt so gewöhnt,das er jetzt Reaktionen wie in Holland fürchtet

S. Busche / 24.07.2022

Vielleicht guckt mal irgendwer genauer hin: Was passiert gerade mit Protesten der Landwirte und Lebensmittelproduzenten in den Niederlanden? Blockaden der Straßen und Autobahnen in den Niederlanden? Welche Rolle spielt dabei die EU? Unterstützung der niederländischen Bauern in der Bevölkerung, den Truckern und auch von Bauern auf der deutschen Seite im Emsland, Was ist mit den deutschen Milchbauern , Molkereien und der Gemüseproduktion? Es geht um die Existensfrage vieler Bauern und darum, wer oder was mal wieder dahinter steckt und von langer Hand vorbereitet wurde. Die roten Schleifen an den Fahrzeugen signalisieren die Unterstützung der Bevölkerung. Die Provinzen kochen hier und nebenan. Sicher nicht den Brüssel-Berliner grünen Schleimbrei.. In der britischen Presse und außerhalb Europa wird berichtet, nicht so in Deutschland. Was ist hier los?  BLINDFLUG?  Fragt mal irgendeinen Landwirt! Vielleicht schickt Scholz keine Panzer und Waffen in die Ukraine, weil er die zur Selbstverteidigung von Berlin Mitte dringender benötigt !? Diese unglaubliche kompetenzlose Regierung hat mittlerweile Angst vorm Volk, ist völlig überfordert, von der Realität komplett entkoppelt und fremd-ferngesteuert. Medien, Verwaltung, Polizei und Militär bekommen jeden Wunsch erfüllt, wenn er nur zur Macherhaltung beiträgt. Da hilft nur noch: vor Ablauf der Haltbarkeit entsorgen und deren bisheriges Treiben vor ordentliche Gerichte stellen, bevor es in Europa und gerade auch Deutschland völlig eskaliert…

Karl Heinz Münter / 24.07.2022

Der arme Chem Özdemir, anstatt daß er sich freut daß nicht er sich der Entscheidung in Sachen Laufzeit der deutschen Atomkraftwerke zu stellen hat mosert er rum daß deutsche Landwirte in Zeiten von Nahrungsmittelknappheit eigenständig entscheiden können ob und wo sie zusätzlich Getreide anbauen. Also einfach so, ohne Rücksprache mit dem geballten Sachverstand von Chem Özdemir und dessen Unterstützer. Dem Herrn Özdemir sei empfohlen: “Mehr Demokratie wagen”! Und Bauern haben nun einmal so was von deutlich mehr Sachverstand in Sachen Landwirtschaft als Chem Özdemir.

Uta Buhr / 24.07.2022

“...kritisch und unideologisch prüfen. ” Der war gut, lieber Herr Grimm! Wie können Sie nur eine derartige Ungeheuerlichkeit von einem Grünen verlangen. “Der Cem” versteht ja etwas vom Cannabis-Anbau, aber von anderen, die Landwirtschaft betreffenden Dingen offenbar herzlich wenig bis gar nichts. Und nun soll der ehemalige Kindergärtner auch noch Verantwortung übernehmen. Das geht entschieden zu weit. Von Arbeit halten die Grünen doch nicht viel. Die verwechseln allzu oft ihr politisches Amt mit einem Freizeitpark. Da treiben sie sich lieber auf irgendwelchen Inseln im JWD herum und prüfen die Wasserstände oder fliegen zum Eisessen nach Kalifornien. Auch Agrar-Cem hat findet andere Dinge bestimmt viel spannender als die Wahrnehmung seines Ministeramtes. Was sang Herbert Grölemeier doch weiland:  “Kinder an die Macht.” Diese Verhältnisse erleben wir jetzt. Wie bestellt - gewählt - so geliefert. Einen schönen Abend allerseits.

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