Jesko Matthes / 22.04.2020 / 10:30 / 37 / Seite ausdrucken

Öffnungs…diskussions…orgien…

Sie ist einfach zu herrlich! Ich liebe sie! Ihre Sprache zu analysieren, gibt Freude für lange Abende, ungefähr so, wie die von Dieter Nuhr unlängst festgehaltene Tatsache: Wenn sie kopfsteht, lächelt sie. Ihre neueste verbale Höchstleistung: Öffnungsdiskussionsorgien (ich bin ja ein Anhänger der These, dass Sprache auf Denkstrukturen schließen lässt. Also los.).

Zunächst zerlegen wir das Kofferwort oder D-Zug-Wort, vergleiche Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän in seine Bestandteile.

Öffnung. Diskussion. Orgie.

Ich gebe zu, jede Diskussion sollte eröffnet werden (also nicht per Kofferwort ausgeschlossen). Diskussion ohne Öffnung ist hermetisch, Öffnung ohne Diskussion möglich, aber unreflektiert. Eine Öffnung ohne Orgie ist möglich, für eine Orgie hingegen benötigt es wenigstens eine Öffnung. Eine Orgie ohne Öffnung ist unmöglich, eine Orgie mit Diskussion ist albern oder mindestens spaßbefreit, eine Diskussion ohne anschließende Orgie bleibt immer irgendwie unbefriedigend. Öffnungen ohne Orgie sind total unnütz, und ohne oder mit Diskussion irreal und nur potenziell zu irgendwas nütze.

Die Kombination aus allein dreien ist daher…

Ach, was soll’s. Es sind ja nur Worte. Wir schaffen das. Ich halte es mit Erich Kästner: Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.

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Werner Arning / 22.04.2020

„Öffnungsdiskussionsorgien“. Das was Orgien auszeichnet, ist ihre Maßlosigkeit. Die Frage ist nun, bezieht sich das Maßlose auf die Öffnung oder auf die Diskussion? Eine maßlose Öffnung würde etwa beinhalten, dass sich 2015 wiederholt. Eine maßlose Diskussion würde wohl bedeuten, dass man das Volk mitsprechen lassen müsste. Mitsprache könnte maßlose Ausmaße annehmen. Undenkbar in Merkelzeiten. Also einigen wir uns auf das Unterlassen einer Orgie und das Unterbleiben von Mitsprache. Dann steht es zumindest eins zu eins.

Sigrid von Schroetter / 22.04.2020

O-Ton Audio-Konferenz am 2.4.20 auf Phoenix mit Merkel. Nach technisch schlechter Übertragungsqualität gab es einen Neustart. Souverän und forsch sagte Merkel: „...dann muth ich nochmal lothleiern.“ deutsch: dann muss ich nochmal losleiern. Erkenntnis: Sie selbst scheint staatstragende Ansagen offenbar für „Leiern“ zu halten.    Erhellend.

Ulrich Weinfurtner / 22.04.2020

Sehr geehrter Herr Matthes, um ein Kofferwort handelt es sich bei dieser Schöpfung der größten Kanzlerin aller Zeiten mitnichten, sondern um ein schlichtes Kompositum. Ein Kofferwort oder Portmanteau-Wort ist etwas anderes, denn ein solches entsteht aus morphologisch überlappenden Wörtern, wie z.B. Eurasien oder Brunch.  

Rudolf Krakora / 22.04.2020

Wunderbar seziert. Vielen Dank! Auch ich liebe Frau DR. M. mit ihren hohlen Phrasen, der warmen Luftblasen und dem Dampfgeplauder.

Sirius Bellt / 22.04.2020

Goethe ist tot, Schiller ist tot - und mir war auch schon ganz schlecht. Und da kommen Sie um die Ecke und verkünden: Dionysos lebt. Das macht mir in der Coroni-Krise sowas von Mut. Toller Artikel, Herr Matthes. Mehr davon.

Stephan Bender / 22.04.2020

Das ist nicht ganz zureichend analysiert, denn die entscheidende Frage lautet: Warum ist eine Diskussion über eine Öffnung automatisch eine Orgie? Wir befinden uns da im Bereich der virtuellen Sexualität eines Uckermärker Pfarrershaushalts, in dem nicht die Antwort, sondern die Frage an sich eine Sünde darstellt, die sanktioniert werden muss. (siehe auch “Das Unbehagen in der Kultur” von Sigmund Freud, 1930)

Michael Stoll / 22.04.2020

Als junger Mensch hörte ich Rio Reiser: “Ich denk mir, was der Kohl da kann, das kann ich auch”. Dann kam Schröder und es wurde nicht besser. Aber im Nachhinein betrachtet, haben sie im Vergleich zum Sprachgenie Merkel, die diesem Land schon so viel Schaden zugefügt hat und weiterhin zufügt, gut regiert. Mit den “Öffnungsdiskussionsorgien” hat sie ihrem Volk mal wieder richtig gezeigt, wer den Hosenanzug anhat, und ihre Untertanen lieben sie dafür.

Sabine Schönfelder / 22.04.2020

So witzig kennˋ ich Sie noch gar nicht!! In a good mood, was Besseres kann man seinem Immunsystem nicht antun. Wohl dem, der auf seinen beiden Füßen stehend noch lächeln kann!

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