Thomas Rietzschel / 07.11.2018 / 14:30 / 14 / Seite ausdrucken

Ober sticht Unter

Wie lässt sich eine Lüge, auch wenn sie offensichtlich ist, als Wahrheit in Umlauf bringen? Ganz einfach, man behandelt ihre Richtigstellung als Nebensache und bezichtigt zugleich denjenigen, der die falschen Behauptung entlarvt hatte, sträflicher Insubordination. Damit mag man nicht überall durchkommen. In der Politik aber funktioniert das bestens; da sticht Ober den Unter noch allemal. Welchem Beamten, welcher Beamtin stünde es zu, die Vorgesetzten dumm dastehen zu lassen, indem er sie öffentlich der unwahren Behauptungen überführt. Unerhört!

Ordentlich aufgebauscht verdeckt dieser Skandal dann aber auch unversehens den, der ihm vorausgegangen ist. Für Erregung sorgt nun die Illoyalität des Untergebenen, während der Anlass der Affäre nicht länger ins Gewicht fällt. Ohne dass sie noch als solche kenntlich gemacht würde, wird die falsche Aussage bei der Denunziation des Verräter wiederholt, als handle es sich um die reine Wahrheit.

Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) wurde gefeuert, landauf landab wird ihm der mediale Prozess gemacht, weil er zuerst in der BILD-Zeitung und jetzt noch einmal im Kreis seiner europäischen Amtskollegen feststellte, dass es Ende August in Chemnitz, nach der Ermordung eines Deutschen durch einen Syrer und einen Iraker, keine „Hetzjagden auf Ausländer“ gab, weder nach den Erkenntnissen der Polizei und der Staatsanwaltschaft noch nach denen seiner Mitarbeiter.

Die Frage, was an dieser Aussage dran ist, fällt unter den Tisch. Es bleibt vielmehr bei dem, was die Kanzlerin unterstellte, als sie am 28. August sagte: „Wir haben Videoaufnahmen darüber, dass es Hetzjagden gab.“ Auch Cem Özdemir und Frank- Walter Steinmeier, die wie andere mehr in dieses Horn bliesen, können weiter glauben, nichts als die reine Wahrheit aus dem Zylinder ihrer Vorurteile gezaubert zu haben.

Hans-Georg Maaßen indes ist in den Verdacht eines Verschwörungstheoretikers geraten, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, da er unter anderem sagte: „Ich habe bereits viel an deutscher Medienmanipulation und russischer Desinformation erlebt. Dass aber Politiker und Medien ‚Hetzjagden’ frei erfinden oder zumindest ungeprüft diese Falschinformation verbreiten, war für mich eine neue Qualität von Falschberichterstattung in Deutschland.“

Wo hat der Mann bisher gelebt.

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Leserpost

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M. Haumann / 07.11.2018

Sollte nicht in einer funktionierenden Demokratie auch die Feststellung des obersten Verfassungsschützers, die Regierungspartei SPD sei von Linksradikalen unterwandert, Anlass für die Aufnahme von Ermittlungen sein? Kritische Medien zu intensiven Recherchen bewegen, man hört dazu so wenig von den sonst so eifrigen “Faktencheckern”? Mir scheint hier einiges Relevante mit dem opportunen Geschrei nach Steinigung und am besten noch Vierteilung des Boten zugedeckt zu werden. Und so ohrenbetäubend, wie da gegen ihn gekreischt wird, scheint Herr Maassen mitten in ein fettes Wespennest gestochen zu haben.

H. Schmidt / 07.11.2018

“was die Kanzlerin unterstellte, als sie am 28. August sagte: „Wir haben Videoaufnahmen darüber, dass es Hetzjagden gab.“” Bis heute hat die Dame keinen Beweis für ihre angeblichen Videoaufnahmen erbracht. Dafür hat sie Deutschland in der Welt schlecht gemacht. Kurz: Die Frau ist eine Lügnerin, Schande u. tritt ihren Amtseid mit Füßen so wie gerade Lust u. Situation es erfordert um sie gut aussehen zu lassen. Ihr einziges Ziel war und ist es immer wieder, Leute die Ihr auf den Fuß treten zu eliminieren, was sie bis jetzt auch immer geschafft hat, weil niemand den Mut aufbringt sich ihr “richtig” entgegen zu stellen. Alles Speichellecker die Angst um ihre Posten haben. Seehofer ist und bleibt da wirklich auch nur ein kläglicher Versuch eines Bettvorlegers. Viel heiße Luft und sonst war nichts. Traurig an dem Ganzen ist: Mit so was müssen wir hier offensichtlich leben ohne es verhindern zu können. Ich hoffe es kommt bald eine machtvolle Erlösung. Als einfacher Bürger der schon länger in diesem Land lebt (also seit Geburt) ist man gegen so was ja machtlos. Früher oder später müssen aber alle ihre Rechnung irgendwie begleichen. Das ist die einzige Hoffnung die ich im Augenblick habe.

E.W.U. Putzer / 07.11.2018

Herr Maaß hat nun auch einmal die volle Wucht der “Desinformationsgesellschaft” erfahren, schließlich hat er im stillen bis vor einigen Wochen daran mitgewirkt. Aber da er ein kluger und sicher auch ‘gewissen’hafter Mensch ist, hat er hoffentlich die richtigen Lehren daraus gezogen. Ich denke, dass solche Leute in einem zukünftig ev. wieder freien Deutschland brauchbare Innenminister abgeben könnten.

Jochen Grünhagen / 07.11.2018

In der Tat könnte man glauben, man ist Teil eines Films mit sehr schlechtem Drehbuch. Eine riesige Verschwörungstheorie aber einfach zu leicht durchschaubar. Gut es ist ein deutscher Film und deren Qualität ist oft grottig. Nur spiegelt das wirkliche Leben, die Erfahrung und Erlebnisse von Freunden und Bekannten genau das wider. Herr Maaßen musste weg, zu ehrlich, zu konservativ. Kurz zuvor Herr Knabe. Und da muss ich vor 10 Minuten lesen, daß AKK die Partei mit einem völlig neuem Stil führen will. Mit ihr und Merkel wird es in gleicher Weise weitergehen ins neue deutsche Wunderland. Alte weiße deutsche Männer, wie Herr Maaßen, stören da nur. Ich ziehe meinen Hut vor Herrn Maaßen.

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