Thilo Sarrazin / 10.08.2024 / 06:00 / Foto: Achgut.com / 103 / Seite ausdrucken

Nur selten schaffen es die Besten an die Spitze

Die Ampel-Koalition ist nach zweieinhalb Jahren am Ende. In stoischer Ruhe führt Bundeskanzler Scholz öffentliche Langeweile vor und verneint kategorisch, dass es – mit Ausnahme des Aufstiegs der AfD – wesentliche innenpolitische Probleme gibt.

Bei der Fernsehdebatte der beiden Spitzenkandidaten für die amerikanische Präsidentschaftswahl am 28. Juni wirkten die wiederholten geistigen Aussetzer und Wortfindungsstörungen von Joe Biden noch weitaus verstörender als die offenkundigen Lügen von Donald Trump. Dies ist man von Letzterem gewohnt. Schockierend aber war, dass der amtierende Präsident noch bei den dreistesten Behauptungen um Antworten rang und ihm zentrale Zahlen und Fakten nicht präsent waren.

Wie kann man, so fragt man sich unwillkürlich, in diesem Zustand das mächtigste Land der Welt regieren, und in welchem Ausmaß ist Biden überhaupt noch in der Lage, bei komplexen Fragen die zentralen Fakten zu überschauen und abgewogene Entscheidungen zu treffen? Man tröstet sich damit, dass das persönliche Umfeld des Präsidenten – von seiner Ehefrau über den Sicherheitsberater bis zum Justizminister – die Fäden ausreichend sicher in der Hand hat.

Kurz vor dem Ablauf seiner Amtszeit wirkt Biden noch viel hinfälliger als vier Jahre zuvor, bereits damals gab es zahlreiche Gerüchte über seine wiederkehrenden geistigen Aussetzer. Es ist offenkundig: Dieser hinfällige Greis bedarf des Schutzes, er ist reif fürs Privatleben mit Golfspiel und Enkelbesuchen.

Woran Unternehmen zugrunde gehen

Nun ist es ein bekanntes Phänomen, dass vielen erfolgreichen Menschen die Einsicht in das Nachlassen der eigenen Fähigkeiten schwerfällt. Im Spitzensport hilft hier der Misserfolg im Wettbewerb dem Wirklichkeitssinn erbarmungslos auf die Sprünge. Bei großen Publikumsgesellschaften überwachen Aufsichtsräte und Aktienmärkte die Leistung der Spitzenmanager. Aber mittelständische Unternehmen gehen immer wieder zugrunde, weil der erfolgreiche Eigentümerunternehmer nicht rechtzeitig Abschied nehmen kann.

Auch in einer funktionierenden Demokratie sollten solche Korrekturfaktoren bei der Auswahl und Bestätigung von Amtsträgern helfen. In einer wettbewerbsorientierten Auswahl und Kontrolle liegt ja auch der Sinn demokratischer Verfahrensweisen. Das gilt auch für die innerparteiliche Kandidatenaufstellung und für den öffentlichen Wahlkampf in der Auseinandersetzung mit anderen politischen Parteien. Dabei sollten instabile, offensichtlich überforderte oder charakterlich fragwürdige Kandidaten durch die Maschen fallen. Zwar bringt der politische Auswahlprozess nur selten die Besten an die Spitze. Er sollte aber doch, so die demokratische Hoffnung, für eine gewisse Mindestqualität sorgen. Daran muss man leider, bezogen auf die großen westlichen Demokratien, wachsende Zweifel haben:

In Großbritannien, dem sog. Mutterland der Demokratie, regierten in den letzten 14 Jahren in kurzer Folge fünf konservative Ministerpräsidenten. Bei stetig steigender Staatsverschuldung und anhaltend schwachem Wirtschaftswachstum besteht deren einziger „Erfolg“ im Vollzug des Brexit, über den mittlerweile im Lande tiefe Zweifel herrschen.

In Frankreich ging dem Präsidenten Macron in den vergangenen sieben Jahren die politische Mitte verloren. Es gelang dem Präsidenten nicht, adäquat mit der Bevölkerung zu kommunizieren. Das Land taumelt in eine ungewisse Zukunft.

Das Vertrauen in die Demokratie sinkt

In Deutschland folgte auf 16 lähmende Merkel-Jahre, die das Land in Mittelmaß und Stagnation führten, die Ampel-Koalition, die nach zweieinhalb Jahren politisch weitgehend am Ende ist. In stoischer Ruhe führt Bundeskanzler Scholz öffentliche Langeweile vor und verneint kategorisch, dass es – mit Ausnahme des Aufstiegs der AfD – wesentliche innenpolitische Probleme gibt.

In den USA hatte das Land bis vor wenigen Wochen nur die Wahl zwischen einem Greis mit milden Formen von Demenz und einem Mann, der Fakten frei erfindet und die Demokratie verächtlich macht. Durch Bidens von den Umständen erzwungenen Verzicht hat sich das jetzt geändert. Ob Kamala Harris klüger und besser ist, wird sich erst noch erweisen müssen. Jedenfalls hat sie bis unmittelbar zu ihrer Nominierung an dem Lügengebäude der Demokraten, Biden sei fähig und kompetent, kräftig mitgezimmert.

So ist es kein Wunder, dass das Vertrauen in die Demokratie sinkt. Die Medien müssen sich überlegen, welchen Anteil sie daran haben. Historisch ist es keineswegs ausgeschlossen, dass weltweit autoritäre Regierungsformen an Einfluss und Prestige gewinnen. Für die meisten Menschen sind Sicherheit für sich und die eigene Familie sowie materielles Wohlergehen weitaus wichtiger als Meinungsfreiheit und Demokratie. Deshalb befindet sich das westliche Modell in einem Systemwettbewerb mit autoritären Strukturen. Diejenigen, die die Klügsten und Besten an die Schalthebel der Macht bringen, werden langfristig auch im Systemwettbewerb überlegen sein.

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Paul Franklin / 10.08.2024

Meinte mein Kollege nach dem TV Duell auch, Trump hätte nur gelogen. Nach 20 weiteren Minuten, in denen wir differenziert über die angeblichen Lügen gesprochenen hatten (ich bestand zunächst darauf, dass er mir mal eine oder zwei nennt), hatte sich sein Bild deutlich geändert. Er wusste schlicht nur das, was irgendwelche MSM ihm ohne Kontext vorgekaut hatten. Von Ihnen, Herr Sarrazin, hätte ich mehr erwartet. Oder vielleicht erwarten Sie vom Trump einfach mehr Veritas, als von Ihrer Ex 0-Prozent MWSt Erhöhung und keine Impfpflicht Partei :))

Dirk Jungnickel / 10.08.2024

@R.Möller Ich schlage Ihnen vor, die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen, damit Sie Putin abwählen können. ODER: Als Putin - Troll könnten Sie womöglich in Amt und Würden aufsteigen. Dazu bedarf es nur Ihrer weiteren Putin - Propaganda . Noch eine Möglichkeit: Sie beschäftigen sich mal mit der poststalinistischen Geschichte Rußlands ...

Lutz Liebezeit / 10.08.2024

So vertrage dich nun mit ihm und habe Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen.” Hiob 22, 20-21 / Macht entsteht durch Lügen.  Man muß die Menschen dazu bringen, zu glauben, daß ihre Gefühle falsch sind und die der Machthaber richtig.  / Ganz offensichtlich wird das beim Gendern. Vielfalt und Vorurteil sind Wörter, die man da häufig antrifft. Offensichtlich ist damit auch, daß das Geschlechtsteil - und darum geht es - im politischen Diskurs einen bevorzugten Platz hat. Und dabei geht es nicht um das eigene Geschlechtsteil, was schon ekelig genug wäre, sondern kaktusbärtige, alte Männer und dicke Frauen besprechen die Geschlechtsteile anderer. Da stecken servile und exhibitionistische Elemente drinnen. Ich möchte da nicht mit denen am Tisch sitzen und mitreden.  / Diktaturen zeichnen sich nicht durch Machen aus, die zeichnen sich durchs Verhindern aus. Gut sichtbar war das in der DDR. Vorwärts, vorwärts - die Zukunft war zwar allgegenwärtig, aber nur in Parolen, lauten Reden, auf historischen Parteitagen und grellen Plakaten. Die bessere Beschreibung der DDR-Diktatur hätte die marxistische Parole selber geliefert, alle Räder stehen still, .. Wenn ich das richtig einschätze, stehen bei uns auch alle Räder still? Krieg ist Frieden, und Stillstand ist Fortschritt. Wir sollten uns das Gewurstel von Habeck und Scholz genau angucken, was bewegt sich da? / Angeblich ist das hier eine Demokratie. Daß der Aufstieg der AfD ein Problem ist, ist eine Verallgemeinerung, die sich mit Tatsachen nicht befassen will, eine Realitätsverleugnung und deshalb eine Lüge. Der Aufstieg der AfD ist für die SPD ein Problem, so ist das richtig; die Verallgemeinerung insinuiert, daß die SPD in dem Irrglauben gefangen ist, Deutschland wäre eine Erbmonarchie und das Kanzleramt von der SPD für die Ewigkeit gepachtet.

Boris Kotchoubey / 10.08.2024

Kann der Autor (oder die Redakteure, oder einfach jemand, egal wer) die im Artikel genannten “offenkundigen Lügen” von Trump auflisten?

Thomin Weller / 10.08.2024

@Ilona Grimm Dann kennen sie auch den Disput zwischen Leonardo Boff und Ratzinger. Selbst Ahteisten und ohne Gottesbezug fällt diese merkwürdige modRNA Lebensverachtung und massive Politisierung der RKK Staatskirchen inkl. Islam und Judentum auf. Es ist mir ein großes Rätsel wie dieses C19 Gen-Biowaffe orthodox Koscher oder Halal sein kann. Die Begründung habe ich nirgendwo lesen können. Das nächste Ungemach tritt die Tür ein, mRNA Impfung aller Nutztiere. Da scheint sich richtig gruseliges abzuzeichnen wenn ich meinen Flurfunk höre und Mikroskop Aufnahmen sehe. Richtig heftig gruselig, ähnlich wie die Gummischläuche in Blutadern. Mal abwarten was die Analysen zeigen. Das alles hat nix mit irgendeinem Gott zu tun, es ist eine widerlich korrupte Wissenschaft, Politik, Politiker.

sybille eden / 10.08.2024

THOMAS SCHMIED, - ... weil er ein gläubiger Sozialdemokrat ist.

Endlein, Günter / 10.08.2024

Apropos: ENKELBESUCHE, Biden sen.  mag lieber Enkeltöchter….  Die Vorlieben seines Sohn ind eigentlich auch bekannt..

Irene Luh / 10.08.2024

@S. Marek, es existieren keine Beweise dafür, daß Trump jemals gelogen hätte. ++ Ihr “Gesprächspartner” hat ja niemals persönlich mit Trump gesprochen, erfährt also alles über Trump von der linken Lügenpresse. Das läßt sich beweisen und deren Lügen dekonstruieren. ++ Wahr ist, daß Trump all seine Wahlversprechen eingehalten hat. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Wo er das nicht tat, tun konnte, lag es ausschließlich am feigen lügenden linken Gegner, der die Lügenpresse kontrolliert und an vielen feigen Leuten seiner eigenen Partei. Denn die US-republikanische Partei war in der Zeit Trumps zersplittert. ++ Wir halten also fest: der Autor mag keinen Politiker, der seine Wahlversprechen einhalten WILL. ++ Jemand, wie Biden, der über seine Wahlversprechen und dreisten, nachgewiesenen Lügen, lacht und das Volk verhöhnt, nachgewiesen!!, ist der Autor angenehm “begeistert”. ++ Wie will er dann aus dieser Lage herauskommen, in der das Land hineinschlittert? ++ Kann es sein, daß der Autor weiter seinen linken Traum träumt, der niemals funktionieren kann und sich selbst K.O. schlägt, ohne es zu merken? ++ Hat der Autor selbst nichts aus der Geschichte gelernt, obwohl einige gute Ansätze da sind? Sarrazin war ein Unikat, ein Außenseiter in der SPD, verhaßt, gelitten. Diese Zeiten kommen nicht mehr zurück. Die Linken versklaven, zerstören sich selbst. Es gibt keinen Ausweg mehr aus dieser Sackgasse. Nicht für linkes Gedankengut. Die zeigen deren wahres Gesicht. Sarrazin will das nicht erkennen?

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