@J.Lerbacher Was verstehen Sie unter “maßgeblichen Teilen der DDR” ? Gysi und die Profiteure eines verbrecherischen Systems ? Diese Spezies dürfen Sie getrost vernachlässigen ! Was Sie danach absondern ist mehr als peinlich. Haben Sie schon mal den Begriff “Deutschland” oder “Deutsche” gehört. Fremdworte für Sie ?——- Liebe Vera, Schorlemmer als “SED - Gesundbeter” zu bezeichnen trifft es sehr gut. Seine angeblichen Verdienste in der Opposition sind aber dadurch m. M. n. zu Makulatur geworden. Und: Wenn ich mich recht erinnere, wollte dieser vor Eitelkeit strotzende Typ die Stasi - Akten vernichten ? Jetzt möchte er sich wieder einmal opportunistisch ins Gespräch bringen.
Frau Lengsfeld ist sicher eine der - wenn nicht gar die - zuverlässigste Kennerin der Ereignisse des 4. November 1989. Wenn sie diese hier nochmals rekapituliert, schenke ich ihren Ausführungen volles Vertrauen. Gerade für Menschen wie sie muss es schier unerträglich sein, wenn nur drei Jahrzehnte nach den hochdramatischen Ereignissen versucht wird, Geschichtsklitterung zu betreiben. Aber, so empörend und inakzeptabel Frau Lengsfeld dies auch empfinden mag, einzigartig in der Geschichte sind solch ebenso plumpe wie durchsichtige Versuche von Geschichtsklitterung keinesfalls; was auch ihr sehr wohl bewusst ist. Trotzdem sollte man nicht aufhören, sich in diesen Fällen immer laut und deutlich zu Wort zu melden und jeden Versuch, die Wirklichkeit im Nachhinein nach Gutdünken zurechtzurücken, als solchen kenntlich machen. Frau Lengsfeld gebührt Anerkennung und Dank für ihr mutiges Engagement, heute ebenso wie damals.
Die Initiatoren der Alexanderplatz-Demo (DDR-Schauspieler) standen unter dem Einfluss der Idee, die DDR reformieren zu können. Selbstverständlich hat kein Redner es gewagt vor dem zufälligen Mauerfall - drei Tage später - öffentlich die Auflösung der DDR zu propagieren. Sofern es ihm/ihr überhaupt in den Sinn kam (selbst die aktiven DDR-Bürgerrechtler hatten keine Vereinigung im Kopf). Die Auflösung der DDR trat erst mit dem Wahlkampf zur Volkskammerwahl März 1990 ab Januar 1990 in den Fokus. Die Nachfolgepartei der SED hatte noch genügend Anhänger um bei den Volkskammerwahlen März 1990 drittstärkste Kraft zu werden. Man lässt nicht knapp 2 Millionen treue Wähler ihrem alleinigen Schicksal (Wahlergebnis März 1990). Zustimmen tue ich, dass Gysi absolut der falsche Redner für die Erinnerung an den 9.Oktober 1989 ist.
Wenn 30 Jahre nach der sogenannten friedlichen Revolution sich maßgebliche Teile der DDR „Elite“ immer noch nach einer anderen DDR sehnen, dann kann etwas nicht stimmen. Für mich stellt sich die Frage, warum wir Bundesbürger für diese Leute mit in Haftung genommen werden. Die Billionen, die wir bislang in den Osten transferiert haben, hätten wir auch gut selbst gebrauchen können. Was haben wir mit der DDR zu tun? Nichts! Eine eigenständige DDR im Kapitalismus macht zwar keinen Sinn, aber Österreich ist auch von uns unabhängig. Die Polen, Ungarn und Tschechen mussten auch allein klar kommen und hatten keine reichen Westverwandte.
Die große Festrede in Leipzig soll ja nun angeblich Bundespräsident Steinmeier halten. Dieser Herr sagte in seiner Rede in Kloster Dalheim am 17 .Mai 2019 wörtlich: “...Der Kampf gegen Desinformation und Verschwörungstheorien ist eine der großen Herausforderungen für die liberalen Demokratien. Es ist ein Kampf, der uns alle angeht, der in Familien, Schulen, Büros und Betrieben ebenso ausgetragen werden muss wie in Zeitungsredaktionen, sozialen Netzwerken und Parlamenten. Und er wird ja auch überall ausgetragen ...” Als Dunkel-Deutscher (Zitat Ex-Bundespräsident Gauck) war ich bisher der Meinung, daß in Europa die Zeit der großen Kämpfe, ‘die uns alle angehn’ (Rassenkampf, Klassenkampf, Friedenskampf, Kampf bis zum ‘End-Sieg’) vorbei ist. Daher bin auch der Meinung, daß ein liberaler Rechtsstaat es nicht nötig hat ‘Kämpfe in Familien, Schulen ... und Betrieben’ auszutragen. Schließlich gibt es Parlamente, Gerichte sowie freie und unabhängige Medien; bisher jedenfalls. Diese Steinmeiersche Art Kämpfe auszutragen in Familien, Schulen etc. - also zu jeder Zeit und an jedem Ort und unter allen Umständen - ist ein häßliches Alleinstellungs-merkmal totalitärer Systeme. Diese Art Kämpfe auszutragen ist UNVEREINBAR mit Geist und Buchstaben der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland. Diese Art Kämpfe auszutragen, ist UNVEREINBAR mit den Werten, für die die Demonstranten 1989 eingetreten sind: Gewissensfreiheit, Menschlichkeit, Würde. Die Demonstranten von 1989 wollte gerade KEINEN Kampf mehr: keinen ‘Friedenskampf’, keinen ‘Klassenkampf’, keinen ‘Klassenfeind’! Steinmeiers Rede offenbart einen unerträglichen Rückfall in totalitäres Denken und in eine totalitäre Sprache (vgl. Klemperer LTI). Herr Steinmeier sollte all den Menschen, die ‘in Familien, Schulen, Betrieben’ etc. in und unter den beiden totalitären Diktaturen in Deutschland gelebt, ‘gekämpft’ und gelitten haben, nicht mehr zugemutet werden - weder als Fest-Redner in Leipzig, noch als Bundespräsident!
Es hätte ein Nürnberg gebraucht.
Danke an Frau Lengsfeld, die nicht nur über die damalige Zeit authentisch berichtet, sondern immer noch im Kampf mit dem “richtige Sozialismus”, dem “demokratischen Sozialismus” steht. Als Wessi muss ich feststellen, dass der “richtige Sozialismus” inzwischen das ganze Land übernommen hat. Mir war nicht klar, wie grundlegend die 68er die Übernahme des Landes vorbereitet hatten. Die Wessis heutzutage sind ja noch 100prozentiger als die Ossis zu DDR Zeiten. Der dritte Sozialismusstaat innerhalb von 100 Jahren wird Deutschland erneut als Schrotthalde der Geschichte zurücklassen. Und die gehirngewaschenen fanatischen Journalisten, Jugendlichen und Grünenliebhaber klatschen frenetisch Beifall.
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