Artikeltyp:Meinung

Noch nie war es in Europa für Islamkritiker so gefährlich wie heute

Die Reaktionen auf die Ermordung Salwan Momikas (Foto) zeigen, dass einige hundert Seiten Papier heute mehr zu gelten scheinen als ein Menschenleben.

Als der Iraker Salwan Momika im August 2023 in Schweden einen Koran verbrannte, löste er in der islamischen Welt einen Sturm der Entrüstung aus. Westliche Medien berichteten ausführlich. Schweden geriet unter Druck, solche Aktionen gesetzlich zu verbieten. Feuilletonisten warnten vor den Folgen. Doch als Momika am Donnerstag während eines Tiktok-Livestreams in seiner Wohnung in der Stadt Södertälje erschossen wurde, blieb sein Tod eine Fußnote in den Nachrichten.

Diese Diskrepanz wirft eine beunruhigende Frage auf: Warum erregt die Verbrennung eines Buches mehr Aufmerksamkeit als der Tod eines Menschen? In der arabischen Welt wurde die Ermordung Momikas teilweise mit Jubel oder Schadenfreude aufgenommen. Die wenigen, die die Tat verurteilten, stellten Täter und Opfer auf eine Stufe. Momika habe sich durch seine Provokationen selbst schuldig gemacht, hieß es. Er habe die Gefühle der Muslime verletzt und sei deshalb genauso radikal wie sein Mörder.

Das sind keine Einzelfälle. Sie sind Teil eines bedrohlichen Musters: Noch nie war es für Islamkritiker in Europa so gefährlich wie heute. Vielleicht, weil unsere ach so progressive Identitätspolitik es zugelassen hat, dass religiöse Gefühle mehr zählen als Meinungsfreiheit. Vielleicht, weil einige hundert Seiten Papier – oder das, was sie symbolisieren – für die Diversity-Apostel mehr wert sind als ein Menschenleben.

Zuerst erschienen auf der Facebook-Seite des Autors.

Siehe dazu auch Hamed Abdel-Samads aktuellen Beitrag in der NZZ.

 

Hamed Abdel-Samad, 1972 bei Kairo geboren, kam 1995 nach Deutschland und ist deutscher Staatsbürger. Obwohl er seit mehr als zehn Jahren, nachdem eine Fatwa gegen ihn erlassen wurde, unter permanentem Polizeischutz lebt, lässt sich der hierzulande bedeutendste Kritiker des politischen Islam nicht mundtot machen. Abdel-Samad betreibt einen millionenfach frequentierten Youtube-Kanal in arabischer Sprache, dort interpretiert er den Koran historisch und politisch.

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Wolfgang Richter / 04.02.2025

Paßt gerade wie die Faust aufs Auge: “Britische Regierung will „Rat gegen Islamophobie“ - Während die britische Labour-Regierung den Skandal um Vergewaltigungsnetzwerke muslimischer Männer unter den Teppich kehren will, soll ein Gremium gegen Islamfeindlichkeit geschaffen werden.” Ein Artikel hier von heute, der auch belegt, wie die britische “Politik” den BreXit und die Chancen daraus versemmelt nach allen Regeln der Kunst.

Ralf Pöhling / 04.02.2025

Und noch ein Nachsatz hinterher: Von einer Polizei, die mich absichtlich entwaffnet damit der Feind leichteres Spiel hat, will ich keinen Polizeischutz. Das heißt nicht, dass jeder Polizist damit irgendwie zu tun hätte. Da man Menschen aber nur vor den Kopf schauen kann, ist mir persönlich das Risiko viel zu groß, einen vom Feind geschmierten “Personenschutz” zu bekommen, der mir im falschen Moment das Lichtlein ausbläst. Ich erinnere an den Fall Andrei Gennadjewitsch Karlow (Google hilft). Ich erwarte, dass in diesem Land endlich wieder Recht und Gesetz eingehalten wird und dass ich mein Eigentum zurück bekomme, damit ich mich selbst schützen kann.

S. Marek / 04.02.2025

@ Raffael von Rosenberg, ???  .“Wir müssen endlich mehr Menschen mit islamischem Hintergrund ins Land holen. Das gebietet die Menschlichkeit und nicht zuletzt unsere Geschichte.” ...  “Menschlichkeit” gegenüber von Barbaren ?!  Welcher Nationalität sind sie, wenn sie den Bezug “unsere Geschichte.”  explizit nennen.  Ich kenne keine Nation die den islamischen Barbaren etwas schuldet, dafür aber sehr viele die von diesen Monstern versklavt, unterjocht und Millionen geschlachtet wurden. Inklusive in Europa und Asien (Indien z.B.) aktuell im großen Stil in Afrika, sieh z.B. Sudan, Nigeria, Niger usw. Und die sollen eine “Kultur” haben ?!

Ralf Pöhling / 04.02.2025

Ich komme auch aus dem islamkritischen Umfeld. Weil er mit unserem Grundgesetz nicht in Einklang zu bringen ist, wenn man ihn wörtlich auslegt. Dennoch respektiere ich die andere Weltsicht, weshalb ich niemals auf die Idee käme, den Koran öffentlich zu verbrennen. Aber geholfen hat mir das bei den radikalen Vertretern aus diesem Dunstkreis nicht. Ich habe so einige Nötigungen und Anschlags/Mordversuche hinter mir. Mittlerweile über einen Zeitraum von fast 20 Jahren. Verhindert habe ich die aber alle weitgehend selbst. Ich muss das jetzt leider so hart sagen: Geholfen haben mir Polizei und Staatsschutz dabei tendenziell nicht. Wenn man wegen akuter Bedrohungslage aus dem radikalislamischen Umfeld in Deutschland einen Waffenschein beantragt, was passiert dann wohl? Bekommt man den dann, weil die Bedrohung ja akut ist? Nein, man wird für irre und damit für den Waffenbesitz unzuverlässig erklärt und vor den Kadi gezerrt. Eventuell bereits vorhandene Bewaffnung ist man damit los, anstatt sie draußen zum Selbstschutz führen zu dürfen. Ist das nur Dummheit oder nicht vielleicht sogar Absicht? Bei all dem, was mir in den letzten 20 Jahren widerfahren ist, komme ich zu dem Schluss, es ist Absicht. Die radikalen Vertreter in der islamischen Welt haben extrem große Geldreserven, die sie hier bei uns unter das Volk und in die Politik einbringen, die wiederum den Sicherheitsapparat steuert. Und das hat dramatische Folgen für die innere Sicherheit. Hier geht es nicht mehr um Verfassungs- und Rechtstreue, sondern darum, wer das meiste Geld ins System schießt. Auf der Strecke bleiben dabei die echten Verfassungsschützer, die ihr Berufsethos über das Geld stellen. Deutschland ist die größte Geldwaschmaschine auf diesem Planeten. Darum hat es der radikale Islam bei uns so einfach. Und in anderen Ländern in Europa ist das Problem tendenziell ähnlich. Was dann dazu führt, dass man Islamkritiker und Verfassungsschützer dem radikalen Islam zum Fraß vorwirft. Ein stiller Staatsstreich.

Klara Altmann / 04.02.2025

Es gibt ganz neue Wertigkeiten im heutigen Deutschland, die noch um die Jahrtausendwende undenkbar gewesen wären. Frauen werden inzwischen politisch bei den eingesessenen Parteien wie linksmedial als Menschen zweiter Klasse gesehen, gleichermaßen Juden. Nur so lässt sich die Gleichgültigkeit gegenüber den vielen Vergewaltigungen und den Morddrohungen gegenüber Juden erklären. Und Islamkritiker hat man mit der Massenmigration für vogelfrei erklärt, Diese Politik und Medien stehen für den politischen Islam ein, gegen die deutschen Menschen und ihre Werte der Aufklärung. Allmählich frage ich mich, was genau uns noch von einem beliebigen islamischen Staat unterscheidet. Ich habe es auch aufgegeben abends zum Tanzen auszugehen - zu gefährlich. So ist es wohl in islamischen Staaten, Frauen bleiben abends zu Hause. Eins der vielen Dinge, die ich euch niemals verzeihen werde.

Wolfgang Richter / 04.02.2025

“dass religiöse Gefühle mehr zählen als Meinungsfreiheit” - Nicht ganz, denn das bezieht sich nur auf den Islam, während es dieselben Vertreter politischer Ideologie schick finden, das christliche Kreuz oder das Judentum zu diffamieren. Und dieser Unterschied zeigt auf, wohin die Reise geht, nicht nur oberflächlich bezüglich “Meinungsfreiheit”.

Sabine Ehrke / 04.02.2025

Gott schütze Sie, und uns alle, verehrter Hamed Abdel-Samad. Es wird kommen, wie es kommen muss. So steht es geschrieben. Der Tag der Tage ist nicht mehr fern.

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