Die aktuelle kamera des ZDF gestern um 19 Uhr hatte es wieder in sich. Im ersten Beitrag ging es um Kundgebungen zum 1. Mai, die von den Gewerkschaften organisiert wurden. Im Namen der SPD, die bei solchen Gelegenheiten gern die APO spielt, als würde sie nicht im Bund mitregieren und in neun von 16 Ländern den Ministerpräsidentin beziehungsweise Präsidentin stellen, kreischte Andrea Nahles ins Mikrofon: "Wir brauchen auch eine solidarische Rente! Wer Jahrzehnte gearbeitet hat, muss im Alter eben mehr als Grundsicherung haben, und das ist jetzt nicht der Fall!" Stimmt, Mädel! Dann unternimm doch was! Wer ist denn hier für Renten zuständig? Der Osterhase, Nikolaus oder Schneewiitchen?
Nach nur 54 Sekunden ging es in Erfurt weiter, wo die AfD "versuchte, den 1. Mai zu nutzen". Eine Frechheit! "Die AfD als Kümmerer der Arbeitnehmer", auch in Gelsenkirchen, wohin die Mainzer eine Investigativeinheit hingeschickt haben, um Passanten zu interviewen. Einer sagte, die AfD sei keine Alternative, sie verbreite nur Propaganda, ein zweiter meinte, im Programm der AfD stehe, sie wollte "die Gewerkschaften verbieten".
Als ob im Programm der AfD nicht genug Unsinn stehen würde, muss noch was draufgesattelt werden. Die AfD will die Gewerkschaften verbieten! Dass irgendein Wichtigtuer in einem Straßeninterview so was sagt, kann passieren, aber muss es auch gesendet werden? Würde das ZDF auch ein Statement senden, in dem behauptet wird, das ZDF sei eines der vielen Instrumente des KGB zur Desinformation des Publikums? Nur weil es sich authentisch anhört?
Gleich darauf kam es noch besser. Der nach Paris als Korrespondent entsandte Stehkragen Theo Koll berichtete über den Kampf zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen um die Präsidentschaft. Ginge es nach dem ZDF, könnte der zweite Wahlgang am kommenden Sonntag entfallen, denn der Sieg Macrons stehe bereits fest. Deswegen möchte die Moderatorin im Mainzer Studio von der ZDF-Kameradin in Paris nur wissen, "was kann einen Sieg Macrons noch gefährden?" Ganz einfach, ein paar Tausend Stimmen mehr für Marine Le Pen.