Heute abend wird in der Heinrich-Böll-Stiftung in der Berliner Schumannstraße unter dem Titel „PEN. Die Internationale Schriftstellervereinigung. Ihre Deutsche Geschichte. Ihre Aufgaben” eine Ausstellung des PEN-Zentrums Deutschland eröffnet, deren geschichtsklitternde Einladung bereits im Vorfeld heftig kritisiert wurde—u.a. in offenen Briefen von Günter Kunert und Ralph Giordano, in der Presse und von mir hier auf Achgut. Um den schlechten Anschein mit Laß-mal-gutsein zu verwischen, stellte daraufhin das PEN-Zentrum Deutschland auf Presseanforderung eine elektronische Version seines Katalogs zur Verfügung—ein Angebot, das ich vorige Woche dankend annahm. Ob die deutschen PENner jedoch auf diesen Katalog, und damit ihre Ausstellung, stolz sein dürfen, ist nach dessen Lektüre äußerst fraglich. Das von der innerdeutschen PEN-Bürokratie arrogant mißachtete PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland bat in den letzten Tagen seine Mitglieder zu Stellungnahmen und erhielt gleich eine ganze Anzahl an Bemängelungen, die auf die eigentliche Ausstellung ein ähnlich peinliches Licht werfen wie zuvor die Kritik an der Einladung—siehe hier:
http://www.exilpen.net/neuigkeiten/presse/wasndas.html
Eine persönliche Nachbemerkung: Pikanterweise enthält Seite 18 des Ausstellungskatalogs ein Foto aus meiner Kamera; ich nahm es 1974 von Horst Bingel, dem damaligen Vorsitzenden des Verbandes deutscher Schriftsteller, und seinem Stellvertreter Martin Gregor-Dellin, dem späteren Präsidenten des westdeutschen PEN, anläßlich einer Sitzung des VS-Vorstands auf, in dem ich 1974-76 saß. Eine Quellenangabe fehlt; nun ja, das kann nach so vielen Jahren passieren. Vielleicht fand man das Bild im Nachlaß von Gregor-Dellin (+1988) oder Bingel (+2008), denen ich wahrscheinlich Kopien gab. Und einige Tage, nachdem ich um Korrektur gebeten hatte, wurde mir diese vom deutschen PEN-Sekretariat auch zugesichert. Ich bin gespannt, wie das in der Praxis aussehen wird.