Nathan Gelbart
Beim Berliner Ableger eines renommierten transatlantischen Institutes mit dem Namen eines bekannten US-Skiresorts in Colorado referierte gestern der aussenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Omid Nouripour.
Das nicht wirklich genau umschriebene Thema des Abends lautete: “Kollaps Nahost - Deutscher Einfluss und deutsche Verantwortung in einer schwierigen Region”. Wer hier das Abspulen des üblichen Israel- und Siedlungsprogramm erwartete, wurde hingegen vom Redner eines Besseren belehrt.
Omid Nouripour, ein gut informierter Kenner der relevanten Region, sprach das deutsche Lieblingsthema zwar an, konzentrierte sich jedoch auf die wirklichen Probleme des Nahen Ostens. 220.000 Tote in Syrien, über 10 Millionen Flüchltinge; 1.000.000 Tote im Irak und 1.500.000 Millionen Flüchtlinge sowie Tausende von Toten und Flüchtlingen im Jemen.
Konflikte, deren Opfer keine ewige, generationsübergreifende 5-Sterne-Betreuung erfahren wie die 5 Millionen UNRWA-Goldcard-“Flüchtlinge”, die ihre alte Heimat weder jemals gesehen haben noch auf der Landkarte zeigen könnten, wo sie sich überhaupt befindet.
Einem Zuhörer wurde es dann doch zu bunt, als er Omnipour aufforderte, doch endlich von der Rolle und dem Einfluss Israels auf diese Konfliktherde zu berichten. Was nicht wahr sein darf, kann nicht wahr sein - ein Konflikt an welchem die Juden nicht schuld wären?
Für viele Nahostkenner in unserem Lande eine Vorstellung, die unverträglicher als ein Liter Salzsäure auf nüchternen Magen ist. Darf doch kein Tag vergehen, an welchem nicht klargestellt wird, welches Völkchen nun wirklich Schuld an den diversen Miseren und missglückten Staatsprojekten auf der arabischen Halbinsel hat. Das Jahrhunderthochwasser im Oderbruch, der Tsunami und die Erdbebenkatastrophe in Nepal gehören selbstverständlich ebenso dazu.
Nouripour hat übrigens sehr souverän reagiert und damit die Erwartungen einiger Zuhörer bitter enttäuscht.