Gastautor / 13.12.2020 / 14:00 / Foto: Tim Maxeiner / 11 / Seite ausdrucken

Nirgendwo in Deutschland

Von Jürgen Lachmann.

Vor ein paar Tagen lief im RBB ein Film, der mich beeindruckt hat. Dass ich danach traurig und zornig war, lag nicht am Film. „Nirgendwo in Afrika“ stammt aus dem Jahr 2001 und erinnerte mich in seinen Bildern an „Out of Afrika“, ein Film, zu dem ich ein ganz persönliches Verhältnis habe, weil ich vor Jahren bei einer unvergesslichen Safari im Filmcamp-Zelt von Robert Redford geschlafen habe. Nicht nur deshalb erfasst mich immer eine große Sehnsucht, wenn ich Bilder von diesem Kontinent sehe. Es geht eine schwer zu beschreibende Ruhe von der Natur und den Menschen aus, eine Harmonie einer vergangenen Epoche der Menschheit, die, wie man heute weiß, in Afrika ihren Anfang nahm. Soviel zu meinen Gründen, diesen Film zu empfehlen, der 2003 den Auslands-Oscar erhalten hat (bis 17. Dez. in der ARD-Mediathek).

Dieser Film wäre heute, im Jahre des Herrn (und der Frau) 2020, nicht mehr möglich, weil er einen shitstorm auslösen würde, der nicht wüsste, was er am empörendsten finden soll. Zwar ist das Thema politisch noch korrekt: Eine sich durch und durch deutsch fühlende jüdische Familie muss 1938 nach Kenia emigrieren und hat dort große Probleme, mit sich und den Umständen klarzukommen. Fast alle heute hochgekochten Themen kommen im Film vor: Kolonialismus, Rassismus (einschließlich des N-Worts), Patriarchat, Antisemitismus, Nationalismus, Emanzipierung, doch alles ohne erhobenen Zeigefinger und zeitgeistiger Hypermoral, sondern im historischen Kontext ruhig erzählt, zutiefst menschlich und frei von selbstgefälligem Gutmenschentum. Und wie man trotz aller Unterschiede miteinander klarkommen kann, ohne seine eigenen Identität aufzugeben.

Natürlich ist der autobiographische Roman von Stefanie Zweig (keine Genderisierung!) eine hochkarätige Vorlage, doch heute würde so mancher Verlag bei uns ihr Buch nicht mehr verlegen wollen und Caroline Link würde vergebens auf Fördermittel aus den Medienanstalten warten, obwohl die meisten Quoten erfüllt sind. Nicht jedoch die einzig richtige Haltung, das „Framing“, wie man mit kontroversen Themen umzugehen hat.

Nach diesem Film wurde mir schmerzhaft bewusst, dass ich mich derzeit Nirgendwo in Deutschland so richtig wohl fühle. Das hat mich traurig zurückgelassen. Jetzt lese ich die Fortsetzung „Irgendwo in Deutschland“, vielleicht finde ich Trost in der Geschichte von der Rückkehr einer emigrierten Familie ins zerstörte Deutschland. 

 

Jürgen Lachmann ist pensionierter Flugkapitän und lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main

Foto: Tim Maxeiner

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Paul Siemons / 13.12.2020

Ich lese gerade hier den Namen Heinz Erhardt, und es erklingt mir im Ohr:  “Er rief nach seinem Muselweib / wo es denn mit dem Fusel bleibt”. Der Mann wäre für alle Zeit erledigt.

N.Lehmann / 13.12.2020

Der Realität kann man nicht entfliehen, in die Vergangenheit verkriechen und wegducken. Das scheint für 86% der Michels eine Lösung zu sein, um sich mit den aktuellen Gegenheiten nicht befassen zu müssen, obwohl die 3. Diktatur gerade hochkocht. Demokratie funktioniert nicht nach dem Motto: “Kamerad schiess Du, ich hol Verpflegung”! Überall in Deutschland, wäre richtiger! Frohe Weihnachten und einen zwanglosen Rutsch ins Befehls-Abenteuer 2021. Armes Land!

E. Albert / 13.12.2020

@Dr. Elke Schmidt - Der Agent Ihrer Majestät wird nicht - sie ist! Und natürlich eine “people of color”. “Schwarz” darf man ja wohl auch schon nicht mehr sagen? Ich weiß das langsam nicht mehr, es interessiert mich auch nicht. Genausowenig, wie die neue “Janina Bond”.  Was Ian Fleming wohl dazu sagen würde? Ich mache es genauso, wie Jonas Jäger: alte Bücher & DVD aufheben und sammeln. “Flucht ins 23. Jahrhundert”, “Soylent Green” oder der erste “Blade Runner” stehen wahrscheinlich demnächst auf dem Index oder erhalten zumindest folgenden Zusatz: “Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig”...

Jonas Jäger / 13.12.2020

Sammele mittlerweile wieder Filme und Bücher. Wer weiß was in 10 Jahren wieder alles verboten ist. Vielleicht Dave Chapelle oder das Leben des Brian? Besser wenn man das unverfälschte Original daheim liegen hat.

sybille eden / 13.12.2020

Aber Herr LACHMANN, da dieser Film auf einem exrem politisch-korrektem Sender wie der RBB gezeigt wurde, wirft doch Fragen auf, oder ? Gibt es da noch Querulanten, die dem neuen Zeitgeist wiederstehen ? Oder gar Maulwürfe, die den Film heimlich ins Programm schmuggeln ? Wer wiedersteht da dem Anpassungsdruck ?  Fragen über Fragen ..........................

B.Schulz / 13.12.2020

@Zdenek Wagner „Wenn’s so weiter geht, werden wir eines nicht mehr fernen Tages nur noch Dokus über Nazis, Greta Thunberg und über den US-Rassismus. Will das jemand?“ Ich fürchte, JA.

Zdenek Wagner / 13.12.2020

Wenn’s so weiter geht, werden wir eines nicht mehr fernen Tages nur noch Dokus über Nazis, Greta Thunberg und über den US-Rassismus. Will das jemand?

Heribert Glumener / 13.12.2020

Ja, Frau Ruschewski, so sieht‘s leider aus. Und einen Harald Schmidt (“Harald-Schmidt-Show”) würde man heute wohl mit dem SEK dingfest machen und dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe vorführen: Haftbefehl, dringender Verdacht schwerer staatsgefährdender Medien-Straftaten (Unterstützung von Planungen eines Umsturzes).

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