Dirk Maxeiner / 13.02.2016 / 12:00 / 16 / Seite ausdrucken

Niedersächsischer Denunzianten-Stadl: Wie man einen politisch unbotmässigen Lehrer schikaniert

Die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen regiert jetzt auch an den Schulen durch - und kann sich dabei auf eine willfährige Schulbehörde und eine denunziatorische CDU verlassen. So zwangsversetzten die Schulbehörden einen Lehrer, weil der bei Facebook die AfD geliked hat - obwohl er sich  an der Schule nichts zu Schulden hat kommen lassen oder in irgendeiner Weise einseitig geäußert hätte.

Wer Kinder zu selbstdenkenden Individuen erziehen soll, bestimmt demnach eine Arbeitsgemeinschaft aus Freizeit-Ideologen, unterbeschäftigten Landtagsabgeordneten und übergriffigen Behördenvertretern. Ob ein Lehrer den Schulfrieden stört, hängt einzig und alleine davon ab, ob es Spitzeln und Denunzianten gelingt, Stimmung gegen einen politisch mißliebigen Pädagogen zu machen. Und das ganze im Namen von „Weltoffenheit und Toleranz“.

Im konkreten Fall funktioniert das so:

Am Anfang steht ein Bericht in der Walsroder Zeitung. Man beachte die Wortwahl: „Ein Lehrer an der Wilhelm-Röpke-Schule sorgt bereits seit Längerem für Aufregung, weil er auf seiner privaten Facebook-Seite den Eindruck vermittelt, dass er Anhänger von umstrittenen Organisationen wie Pegida und deren hannoverschen Ableger ist.“

"Erweckt den Eindruck"..."Aufregung"..."umstritten".."alarmiert". Es strotzt vor Formulierungen, die ungefähr so justiziabel wie die zehn Gebote sind. Aber sie verfehlen ihre Wirkung nicht.

"Alarmiert sein" und ein wenig Druck genügt, um die Schülervertretung zu einer entsprechenden Stellungnahme zu veranlassen: "Die Schülervertretung der Schule hat sich kurz darauf mit einem Statement an die Öffentlichkeit gewandt, das auf der Homepage der Schule nachzulesen ist. Darin heißt es u. a.: „Wir sind betroffen, dass unsere Schule durch das öffentliche Auftreten eines einzelnen Lehrers und die erfolgte Resonanz in den Medien mit der rechten Szene in Verbindung gebracht wird. Wir sind gegen Diskriminierung und Fremdenhass, unsere Schule ist weltoffen und tolerant.“ (Zitat aus einer kleinen Anfrage an den niedersächsischen Landtag).

Ja "betroffen" sind sie und extrem "weltoffen und tolerant". Und diese absolut astrein tadellose vorbildliche Minorität wird jetzt mit der "Rechten Szene" irgendwie "in Verbindung gebracht".

Alles was der Denunziant jetzt noch braucht, sind zwei CDU-Abgeordnete, die im Grundgesetz den Passus mit der Meinungsfreiheit nicht gelesen haben und Gudrun Pieper und Kai Seefried (schulpolitischer Sprecher der CDU...) heißen. Die formulieren schwer besorgt eine kleine Anfrage an den niedersächsischen Landtag .

In der Antwort darauf heißt es zunächst mal: "Im Rahmen der dienstrechtlichen Würdigung wurde festgestellt, dass diese Meinungsäußerungen der Lehrkraft weder strafrechtlich noch disziplinarrechtlich relevant waren."

Nur ist das inzwischen vollkommen egal: "Der Lehrkraft wurde von der NLSchB die Absicht angekündigt, sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt und zunächst bis zum Ende des laufenden Schuljahres an eine andere Schule abordnen zu wollen. Nach Ablauf der Anhörungsfrist hat die NLSchB am 13.10.2015 die nach dem NPersVG vorgesehene Zustimmung des Schulbezirkspersonalrates zu der beabsichtigten Abordnung der Lehrkraft eingeholt. Die Abordnung wird nunmehr umgesetzt."

Bevor die Walsroder Zeitung samt Gudrun Pieper und Kai Seefried einen erhöhten Puls verspüren oder gar alarmiert sind, deshalb hier eine persönliche Stellungnahme: Ich möchte hiermit nicht den Eindruck erwecken, dass ich ein Anhänger von AFD, Pegida oder deren Hannoverschem Ableger bin. Ich möchte aber ganz entschieden den Eindruck erwecken, dass es mich ANKOTZT, wie in diesem Land Spitzel und Denunzianten dafür sorgen, dass Menschen, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch nehmen, schikaniert und in ihrer beruflichen Existenz bedroht werden.

Ich bin auch kein Lehrer, sondern Journalist und Vater. Und ich kann aus eigener Recherche und aus eigenem Erleben davon erzählen, wie der Schulunterricht in Deutschland seit langem für politische Indoktrination missbraucht wird - ohne dass auch nur jemand pieps sagt. Da werden ganze Schulklassen in Al Gores der Falschaussage überführten Klima-Propagandafilm „Eine unbequeme Wahrheit“ geschleppt. Da werden Kinder gerügt, weil die Eltern das Pausenbrot in Aluminiumfolie eingewickelt haben. Da werden Schüler dazu genötigt, händchenhaltend Lichterketten für den Frieden oder was weiß ich zu organisieren. Und so weiter und so fort.

In Schwarmstedt haben wir es nach den mir vorliegenden Informationen mit einem Lehrer zu tun, der seine  Schüler ausdrücklich NICHT mit seiner privaten Meinung indoktrinierte, sondern - so seine Schüler -  sich im Unterricht „nie politisch einseitig oder tendenziös geäußert hat“. Aber das hilft offenbar alles nix, wenn seine private Meinung nach Ansicht der Schulblockwarte eine falsche ist.

Was mir aber inzwischen Hoffnung macht: Die Sache geht allmählich nach hinten los. So meldeten sich inzwischen Schüler zu Wort, die ihren Lehrer - weil er wohl ein guter und beliebter Lehrer ist - zurück haben wollen. Von einer Störung des Schulfriedens hätten Sie „nichts mitbekommen“ (dafür muss man wahrscheinlich auch im Landtag sitzen). Es wurden bereits 350 Unterschriften von Schülern der Jahrgänge 8 bis 12 gesammelt. Laut „Schwarmstedter Rundschau“ beklagen die Schüler und die Elternvertreter der besonders betroffenen Abschlussklasse sei in den Sitzungen der Schülervertretung auf sie „Druck ausgeübt worden“. Auch das Lehrerkollegium setzt sich inzwischen für die Rückkehr ihres Kollegen ein. Dem Schulpersonalrat liegen bereits 35 Unterschriften vor.

Es handelt sich übrigens um die Schwarmstedter Schule, die den Namen „Wilhelm Röpke“ trägt, und die diesem Namen nun doch noch gerecht wird. Wilhelm Röpke war ein Vorbild in der Nazizeit, gerade wiederentdeckt von Götz Aly, der ihn einen 'Bruder im Geiste' nennt: „Anders als viele Historiker im Deutschland der Nachkriegsjahrzehnte erkannte der Zeitgenosse Röpke den klassenübergreifenden Massencharakter der NS-Bewegung und deren starken Kern akademisch gebildeter Mitglieder und Sympathisanten bereits vor 1933.“

Und so sind die Vorgänge an der Schule in Schwarmstedt doch noch etwas, was in die Schule gehört: Ein Lehrstück.

 

 

 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Steinkirchner, Patricia / 15.02.2016

Zu Christoph Schoen: Verehrter junger Mann, alle Achtung vor dem Mut, den Sie zeigen! Lassen Sie sich nicht einschüchtern. Ich bin sicher, dass Sie sehr gute Leistungen in der Schule zeigen und Sie Ihren Weg machen werden.

Erwin Cords / 14.02.2016

Nunja, an der Spitze der Schulverwaltung in Niedersachsen steht als Ministerin eine Dame, die einen kürzlich vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg als verfassungswidrig festgestellten Übergriff auf die Rechte eines Teils der ihr anvertrauten Bediensteten, nämlich der Gymnasiallehrer, mit zu verantworten hat und überdies eine nach Vetternwirtschaft riechende (in diesem Fall die Betreffende begünstigende) Versetzungsaffaire in ihrem Haus nach eigenem Bekunden nicht hat verhindern können. Man muss mithin nicht unbedingt vermuten, das es in einer solcherart angeführten Verwaltungshierarchie immer mit rechten Dingen zugeht.

Robert Albrecht / 14.02.2016

Sehr guter Kommentar!  Preußen mit Kant, Voltaire und König Friedrich war toleranter als neokommunistische Ideologen der Berliner Republik. Und klüger. Denn das wird auf Dauer nach hinten los gehen.

Henning von der Brelje / 14.02.2016

Die Bürger sollten nicht Angst vor dem Staat (Bund wie Land wie Kommune) und seiner Politik(er) haben, sonder der Staat und die Politik(er) sollten “Angst” vor dem mündigen Bürger und seiner Stimme haben. Henning von der Brelje

Christian Krippenstapel / 14.02.2016

Seltsam, wie die heute Linken, die sich früher stets gegen die Regelanfrage beim Verfassungsschutz und Berufsverbote für Kommunisten im öffentlichen Dienst empört haben, jetzt genau so schlimm bei ihnen nicht genehmen Lehrern verfahren!

Alexander Mai / 14.02.2016

Es scheint, dass immer, wenn etwas heutzutage im Namen von “Weltoffenheit und Toleranz” passiert, fragwürdige politische Organisationen und totalitäre Strukturen dahinterstehen. Es wird ein schwerer Kampf für jeden mutigen Arbeitnehmer sein, für Pluralismus und Meinungsvielfalt einzutreten, muss er doch um seine gesellschaftlichte Existenz fürchten. Der Verlust wirkt dann aber auch wie ein gottgefälliger Befreiungsschlag zum wahren Ich und zum Verfechter der Gerechtigkeit und des Rechts.

Jonas Fischer / 14.02.2016

Tut mir leid, ich habe erhebliche Probleme mit ihrem Artikel. Erstens ist in dem Artikel der Walsroder Zeitung auch die Rede von einem ‘Liken’ der ‘Jungen Freiheit’. Und jeder, der sich wenigstens ein wenig politisch auskennt, sollte diese einordnen können. Ich denke, dass eine Schulaufsichtsbehörde so etwas zumindest nachgehen muss, um zu schauen, was da los ist. Warum unterschlagen Sie in Ihrem Artikel den Hinweis auf die ‘Junge Freiheit’? Zweitens ist in der Stellungnahme der Landesschulbehörde von einer ‘Versetzung’ der Lehrkraft NICHT die Rede. Stattdessen wird dort von einer ‘Abordnung’ gesprochen. Eine ‘Abordnung’ ist aber prinzipiell ein VORÜBERGEHENDER Einsatz an einer anderen Schule. So etwas kann z.B. auch vorkommen, wenn eine andere Schule gerade Probleme hat, Stunden erteilen zu lassen. Die Lehrkraft wird also -zumindest nach der von Ihnen gewählten Wortwahl- ausdrücklich nicht ZWANGSVERSETZT, wie sie das in ihrem Artikel schreiben. Drittens finden sich in Al Gores Film zwar Fehler. In der Tat war der Inhalt des Films wohl schon mehrfach Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen. Man dürfte in einem ausgewogenen Artikel aber auch erwarten, dass zumindest darauf hingewiesen wird, dass die Kernaussage des Films, nämlich den tatsächlich stattfindenden Klimawandel, von den Gerichten nicht bezweifelt wurde.  Etwas mehr Recherche hätte ihrem Artikel gut getan.

Klaas Meyer / 14.02.2016

Es ist unglaublich, wie doof wir Deutschen sind: Wir machen einen Lehrer rund, der intolerant gegenüber Intoleranten ist. Oder darf man z.B. aus dem Islam austreten, wenn man einmal drin ist? Und wir laden die Intoleranten zu Hunderttausenden ein, sich mit ihrer intolerante Religion hier niederzulassen. Ich bin wahnsinnig traurig darüber, wie die Anhänger der Bundeskanzlerin weiterhin uns alle in die Katastrophe führen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Dirk Maxeiner / 14.04.2024 / 06:15 / 62

Der Sonntagsfahrer: Der Augsburger Gasballon

Augsburg ist eine Stadt von Friedensfreunden. Die schritten vergangene Woche aber zur Generalmobilmachung. Grund: Das Gasnetz soll früher oder später weg. Wenn es um Friede,…/ mehr

Dirk Maxeiner / 07.04.2024 / 06:00 / 119

Der Sonntagsfahrer: Betteln um die Pleite

Trotz der gescheiterten E-Auto-Wende betteln einflussreiche Autohersteller darum, das Verbrennerverbot nicht infrage zu stellen. Die Wünsche der Kunden sind längst egal. Wer hält länger durch? Die…/ mehr

Dirk Maxeiner / 31.03.2024 / 06:15 / 58

Der Sonntagsfahrer: Ich will nachhause telefonieren

Der erhobene Zeigefinger liegt schon länger voll im Trend. Nationalspieler Antonio Rüdiger machte den ET und auch allerhand weitere Berühmtheiten gestikulieren, bis der Arzt kommt.…/ mehr

Dirk Maxeiner / 24.03.2024 / 06:15 / 88

Der Sonntagsfahrer: UN verbietet VW-Up

Handelt es sich bei einigen Autos, darunter beliebte Volkswagenmodelle, um gemeingefährliche Cyberwaffen? Nach UN-Vorschriften ja. Deshalb dürfen sie ab Juli in Europa nicht mehr verkauft werden. Was…/ mehr

Dirk Maxeiner / 17.03.2024 / 06:15 / 72

Der Sonntagsfahrer: Glückskekse von Habeck

Die Äußerungen führender Ampelpolitiker wirken wie die Botschaften, die in chinesischen Glückskeksen enthalten sind. Der Konfuzius dieser Stilrichtung ist Robert Habeck und sein treuer Knappe…/ mehr

Dirk Maxeiner / 10.03.2024 / 06:05 / 57

Der Sonntagsfahrer: Das Verbrenner-Aus-Aus

Die EU will das Verbrenner-Aus beenden und der Bundesrechnungshof charakterisiert die Energiewende als Blindgänger. Das Aus-Aus wird zum direkten Nachfolger des Doppelwumms. Als Zweikreisbremsanlage wird…/ mehr

Dirk Maxeiner / 03.03.2024 / 06:15 / 79

Der Sonntagsfahrer: E-Autos in Quarantäne

Die Mobilitätswende ist mausetot. Jetzt steigt auch noch Apple mit seinem gehypten Autoprojekt aus. Was wirklich wächst, ist die Zahl der Abstellflächen für waidwunde E-Mobile.…/ mehr

Dirk Maxeiner / 25.02.2024 / 06:10 / 53

Der Sonntagsfahrer: Brandmauer unter dem Meeresspiegel entdeckt!

In dem mitteleuropäischen Landstrich, den wir vorübergehend als Deutschland bezeichnen, scheinen Brandmauern und Schutzwälle schon mal unterzugehen. Das macht Hoffnung auf die Endlichkeit des grünen…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com