Katharina Szabo / 17.12.2016 / 12:23 / 9 / Seite ausdrucken

Nichts ist bedrohlicher als der freie Gedanke

Nichts, so werden wir inzwischen täglich gewarnt, gefährde eine offene und freie Gesellschaft mehr als die „Rechten“, gegen die wir „Gesicht zeigen“ oder aber wahlweise  „Aufstände der Anständigen“ anzetteln müssten.

In einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, heißt es, müssen wir uns alle gegen dieses Böse stemmen. Es lauert schließlich überall, versucht uns, nimmt Gestalt an, wie etwa die des „Rattenfängers“, der uns, ehe wir es uns versehen, in einen „Nazi in Nadelstreifen“ verwandelt hat. Zusammenschließen müssten wir uns, mahnt kein Geringerer als Bundespräsident und Pfarrer Gauck, fest beisammenstehen, im guten und hellen Deutschland, gegen das böse und dunkle Deutschland da draußen.

Bevölkert sei es mit allerlei Teuflischem, Rechtem, das dunkle Deutschland, mit Islamkritikern, Regierungskritikern, Abtreibungsgegnern, Windenergiekritikern, Solarzellenverächtern, Flüchtlingspolitikgegnern, AfD Politikern, Atomkraftbefürwortern, „Merkel muss weg“-Rufern, Sachsen, Gendergegnern, Konservativen, Euroskeptikern, Klimaleugnern und weißen Männern, die bei Pegida mitlaufen. Fest verschließen müssten wir Augen und Ohren gegen die Einflüsterungen der Dämonen, die uns, die Guten, mit ihren Ideen den Kopf verwirren und uns vom rechten Weg abbringen wollen. Denn nichts, so wissen wir inzwischen, ist bedrohlicher für unsere tolerante und offene Gesellschaft als der freie Gedanke und das frei geäußerte Wort.  

„Ich bin nicht Eurer Meinung, aber ich werde darum kämpfen, dass Ihr Eure Meinung ausdrücken könnt“ war gestern. Heute wissen wir, dass es besser ist jeden Gedanken, den wir denken, sofort zu verwerfen, wenn wir das Gefühl haben, dass er, sofern wir ihn äußerten, den „Falschen in die Hände spielen“ könnte. Und dass es erste Bürgerpflicht ist, darüber zu wachen, dass alle anderen uns dies gleichtun. Wir glauben fest daran, dass Wörter die Dämme gegen das Böse brechen lassen können. Wir sagen nicht Volk, Deutsche, Grenze, Migrant oder Passkontrolle, sondern die, die schon länger hier sind, Mauern und Stacheldraht, Schutzsuchender und Abschottung. Und wer vergisst, „rechtspopulistisch“ vor AfD zu setzen führt womöglich Finsteres im Schilde. Ist er vielleicht auf „Beifall von der falschen Seite“ aus? 

Noch stehen wir ganz am Anfang, in unserem Kampf gegen das Rechte und Böse. Viel gibt es noch zu tun, um auch wirklich das letzte Schaf heimholen zu können ins Reich des Guten. Das weiß auch unsere Bundesregierung und rüstet auf. Facebook & Co., wettern die Politiker, sind Orte, an denen sich Ketzer tummeln. Ungehindert vergiften sie unsere Gedanken, ziehen uns auf ihre Seite und machen uns unzugänglich für die Botschaften, die Kleber und Slomka verkünden. Andere Seiten wolle man aufziehen, hat bestraft werden müsse, eingedämmt werden solle er, dieser ganze „Hass“. 

Vorbei sollen sie sein, die Zeiten, in denen das Böse chattet und postet und twittert und bloggt, ganz wie es ihm beliebt. Sich einrichtet in einer Filterbubbel aus „fake news“, falschen Nachrichten, die weder ARD noch ZDF je bestätigen würden.  Der Islam sei gar nicht friedlich, heißt es da, Pegida-Demonstranten seien auch nur Menschen, lügt man, nicht alle Sachsen seien Nazis, hetzt man, die Moslems seien nicht die neuen Juden und die Juden seien nicht die neuen Nazis behauptet man. Keine Falschnachricht zu ungehörig, als dass man sie nicht verbreiten würde. Merkel müsse weg, Steinmeier habe niemand gewählt, die EU sei ein undemokratischer Haufen gewissenloser Apparatschiks, der Iran bastle an der Atombombe, Erdogan sei ein faschistischer Islamist und die DITIB sein Deutschlandarm, Juncker sei ein Säufer, Woelki ein Narzisst, Muslime mögen keine Schwulen, die CDU sei von Islamisten unterwandert, Flüchtlinge vergewaltigen mitunter Frauen, nicht alle Linken seien gut, Clinton sei korrupt und Trump sei nicht der Antichrist. Gift und Galle wird gespuckt. 

Mit Liebe hat das nichts zu tun.

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Leserpost

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Udo Kemmerling / 17.12.2016

Die ganze kranke Schieflage in Deutschland auf den Punkt gebracht. Kurz, prägnant, sehr gut!!!

Bernhard Walter / 17.12.2016

You made my day

Andreas Rochow / 17.12.2016

Großartig, verehrte Frau Szabo! Dieses kleine kompakte Stück Text hat es in sich. Es lässt kaum etwas aus, trifft ins Schwarze und macht die Polarisierung deutlich, die immer wieder von der hoheitlichen Verteufelung des freien Gedanken ausgeht. Die Verteufelten haben gegenüber dem politmedialen Komplex eine Runde Vorsprung, denn sie haben es nicht nötig, die Massenmedien für sich zu instrumentalisieren, sondern können als Wahlvolk unbeirrt ihre Entscheidung treffen. Dazu gilt es, ängstlichen Opportunismus, also den Mechanismus, der Totalitarismen erst möglich macht, zu überwinden. Danke für die Ermutigung durch Klarheit.

Fanny Brömmer / 17.12.2016

Vielen Dank, Frau Szabo, für diese exzellente, umfangreiche und treffsichere Sammlung von Äußerungen, mit denen wir dunklen Deutschen die Bestmenschen zum Schlaganfall treiben können.

Heide Lange / 17.12.2016

Ja! Nicht klein beigeben. Nicht mundtot machen lassen. Das ist schwer, denn die allumfassende Propaganda der Besserwisser und Gutmenschen hat auch Freunde, Familie und Kollegen im Zugriff der Schere im Kopf. Offene Diskussion im Bekanntenkreis ist Vergangenheit…..pass auf, was du sagst…wird schnell zu: pass auf, was du denkst. Ein Desaster aus Sattheit, Feigheit und irrationaler Ideologie.

Wilfried Cremer / 17.12.2016

Hinter all der Umerzieherei steht das Milliardengeschäft der Prostitution, an dem ein führendes Medienhaus in Deutschland zumindest beteiligt ist, um es vorsichtig auszudrücken. Da braucht man ein Volk, das konservative Werte verachtet. Die Politik hat man ja schon am Gängelband.

Karla Kuhn / 17.12.2016

” Denn nichts, so wissen wir inzwischen, ist bedrohlicher für unsere tolerante und offene Gesellschaft als der freie Gedanke und das frei geäußerte Wort. “ Honeckers berühmten Satz: “Vorwärts immer, rückwärts nimmer” interpretiere ich ganz anders: “Vorwärts nimmer, rückwärts neuerdings immer.” Der Beitrag ist köstlich. Danke

Jochen Brühl / 17.12.2016

Insgesamt ein sehr gelungener Beitrag. Ich brauchte jedoch das ganze böse im Netz und die AfD gar nicht, um für Slomkas und Klebers Weisheiten nicht mehr zugänglich zu sein.  Da gab es diese Partei noch nicht einmal. Die ganze “postfaktische” Wahrheit kommt eben inzwischen scheibchenweise ans Tageslicht, von der ich zuvor schon etwas, aber eben auch bei Weitem nicht alles wusste. Dieser Wahnsinn in Deutschland ist wie die vierte Dimension, einfach unvorstellbar.

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