@Valentine Gale : Eine Freundin von mir kommt aus NRW und lebt jetzt in Bayern. Bei manchen Leuten versteht sie wegen des Dialekts die Hälfte oft nicht. Sie fragt dann einfach nicht nach. Weil sonst die Leute wütend werden. Und weil das meiste Gesagte eh nicht wichtig ist.
Sehr geehrte Frau Sievers, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Auch ich bin erheblich hörgeschädigt nach einer Mittelohrentzündung in frühester Kindheit. Alle Erfahrungen, wie Sie sie schildern, kann ich nur bestätigen. Ich sage immer, daß nur etwa fünf Prozent der Menschen überhaupt bereit sind, sich auf Schwerhörige einzustellen, entsprechend klein und verlesen ist daher mein Freundeskreis. Für meine berufliche Karriere hat sich die Behinderung trotz Abitur als verheerend erwiesen. Ich, Jahrgang 1950, trage bis heute kein Hörgerät, auch wenn ich noch nie Verständnis dafür erfahren habe. Ich hatte welche in meiner Kindheit, doch die haben mehr geschadet als genutzt, lauter hören ja, besser verstehen nein. Argument der Laien: Heute sind die Geräte doch viel besser. Ich entgegne, daß ich einen geschädigten Hörnerv habe, also ist das “mechanische” Ohrsystem (Schnecke, Flimmerhärchen) in Ordnung und wird daher im Laufe der Jahre geschädigt durch den lauten Ton aus dem Hörgerät. Hätte ich seit der Kindheit Hörgeräte getragen, wäre ich heute vollkommen taub. Meine Theorie? Nein, ein ehrlicher Ohrenarzt hat mich bestätigt, hat eingeräumt, daß nach anfänglichen Erfolgen mit den Hörhilfen sich langsam die Kehrseite zeigt. Über einen langen Zeitraum wird das Ohr komplett zerstört. Zudem hört ein Schwerhöriger nicht einfach nur leiser, sondern mehr oder weniger anders, und nicht jedes Hörgerät kann das ausgleichen.
“Mittlerweile bin ich unglückliche Besitzerin zweier „Hörsysteme“. Kassenmodell, gesetzliche Zuzahlung 20 Euro. Die Hörgeräte, von denen Normalhörende mir seit Jahren vorschwärmen, gibt es in der Tat. Sie kosten mit den Folgekosten innerhalb der ersten fünf Jahre an die 16.000 Euro und werden in der Regel nur Filmschauspielern empfohlen.” Und genau das ist eine unsägliche Ungerechtigkeit. Ich könnte jeden Tag nur noch die Decke hochgehen. Einer Bekannten von mir wurde großzügig angeboten, den Betrag abzuzahlen. Sie ist über 80 Jahre alt, sie muß mindesten 100 werden, um schuldenlos ins Grab zu fallen. MILLIARDEN werden seit einiger Zeit ausgegeben,man kann in etlichen Fällen von vergeuden reden aber für schwerbeschädigte Menschen gibt es einen Katalog, was ihnen zusteht. Ich kann ein Lied davon singen.
Aus dem Blickwinkel der Gegenseite: Ich habe schon mehrfach an mir selber gemerkt, daß mir ein schwerhöriger Gesprächspartner Unbehagen bereitet. Es ist mitunter peinlich, zumindest in Sachen der höflichen Unterhaltung in vollen Räumen, wenn man gezwungen ist, sich zu wiederholen oder auch nur laut, klar und deutlich zu reden, denn es wird einem schmerzlich klar, wie belanglos das Gesagte oft ist.
Sehr geehrte Frau Sievers, danke für Ihren Artikel. Mir geht es genauso! Ich bin ebenfalls hörgeschädigt! Ganz toll übrigens sind Videokonferenzen bei denen die Anlage nicht richtig eingestellt ist. Mein Hörgerät rastet aus, bringt nur rauschen und überlaute Töne, ab und an knarzen von uralten Dielen und klopfen, . Die Konferenzteilnehmer gehen allerdings davon aus, dass alles klar und deutlich verstanden wurde. Ein hoch an die Technik! Auch Ihre Darlegungen über die Güte der Hörgeräte. Nimmt man das Kassenmodell - ohne Zuzahlung - kommen zwar Geräusche, Töne und anderes im Gehirn an, aber alles erscheint nur laut! Will man verstehen - ja ich meine verstehen - dann fängt die Preisskala bei 4.000.- EURO an. Warum das so ist weiß ich nicht, aber was auffällig ist, ist die große Anzahl von Hörgerätegeschäfte. Allein die Anzahl lässt vermuten: 1. wir sind ein Volk der Tauben 2. die Gewinnspanne bei den Geräten muss enorm sein, wenn es so viele Hörgeräte-Shops gibt 3. Wer trägt die Dinger eigentlich alle! Übrigens versuchen Sie mal am Wochenende ein defektes Hörgerät zu reparieren bzw. ein Ersatzgerät zu beschaffen. Alle Servie-Partener - sprich alle Shops -haben zu! Zumindest in Berlin! Dies nennt man Dienstleistung am Kranken.
Werte Frau Sievers, inzwischen höre auch ich zunehmend schlechter. Nicht schön, Sie beschreiben es. Aber es hat auch einen Vorteil: Es bleibt einem jede Menge überflüssiger Mist erspart. Und wenn ich dann noch den verzweifelten Versuchen meiner gerätebestückten Altersgenossen, die Dinger in angemessene Betriebszustände zu bringen, beiwohnen darf, komme ich zu dem Schluß: Sowas kommt mir nicht ins Ohr. Beste Grüße Robert Korn
Liebe Frau Siegers, Wie sehr ich das alles nachempfinden kann. Bin selbst Lärmhörgeschädigt durch meinen NVA Grundwehrdienst. Was nie anerkannt wurde. Dazu kommt noch ein sehr belastender Tinnitus. Ich hatte das Glück eine sehr engagierte Hörgeräteakustikerin zu treffen. Diese hat in unendlicher Geduld herausgefunden welche Hörgeräte für mich optimal sind. Und sie helfen mir wirklich bei beiden Problemen, so daß ich sie gerne trage. Dazu gab es noch reichlich Infos mit deren Hilfe ich die Rentenversicherung zur Kostenübernahme, wohl 4000€ so weit ich mich erinnere, überzeugen konnte. Geben Sie nicht auf und versuchen es noch mal!
Frau Sievers, mir geht’s genauso. Was mich besonders nervt, sind allerdings nicht plumpe, sondern spitze, indirekte Bemerkungen, nach der Art: “Die Oma kann aber noch gut hören.”
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.